Nilmimose

[137] Nilmimose, Mimosa nilotica, L. [Blackwell, herb. tab. 377.] mit abstehenden Stacheln in den Winkeln der Blätter,[137] mit doppelt gefiederten Blättern, deren äußerstes Paar mit Drüsen unterschieden ist, und mit gestielten kugelrunden Blumenähren, ein in Aegypten und dem steinichten Arabien einheimischer, großer Baum.

Aus den dicklichen, grünbraunen, unreifen Schoten wird in den lybischen Wüsten der Saft ausgepreßt, langsam zum Extrakte verdickt und in rundlichen, in einer dünnen Blase eingeschlossenen Stücken, zu vier bis acht Unzen schwer, aus Aegypten über Marseille nach Europa verschickt (Succus Acaciae verae, f. aegyptiacae). Aeußerlich ist er schwärzlicht, inwendig röthlich und röthlich gelb, sehr hart, aber nicht dürre, von einem nicht unangenehmen, Anfangs herb zusammenziehenden, nachgehends süßlichen Geschmacke und ohne Geruch. Er zerfließt im Munde, löset sich fast ohne Rückbleibsel im Wasser und nur einigermaßen im Weingeiste auf. Er muß zähe, im Bruche glänzend, inwendig von heller Farbe seyn und leicht auf der Zunge zergehen; der inwendig schwarze, leicht zerreibliche, bränzlicht riechende, mit Sand und Unreinigkeiten vermischte taugt nicht. So wenig er auch in Deutschland gebraucht wird, so könnte er doch, wie bei den Aegyptern, in Blutflüssen und Magenschwäche zu einem halben bis ganzen Skrupel gute Dienste thun.

Ein andres Produkt dieses und ähnlicher Bäume ist das arabische Gummi (Gummi arabicum, Serapionis), welches von selbst aus der Rinde, wie das Gummi aus unsern Kirschbäumen dringt. Es besteht aus rundlichen, wallnußgroßen, äußerlich runzlichten, und durchsichtigen Stücken, von hellerer oder dunklerer Farbe, und im Bruche glänzend, ohne Geruch und von blos schleimigem Geschmacke. Wir erhalten es von Cairo über Marseille und Livorno; je dunkelfarbiger die Stücken sind, desto verwerflicher sind sie. Ein Theil des arabischen Gummis giebt sechs Theilen Wasser, worin es aufgelöset worden, die Dicke eines Sirups, und dieser klare Gummischleim giebt ein gutes Zwischenmittel ab, die ausgepreßten Oele (im Verhältnisse von vier Theilen Oel zu Einem Theile Gummi), die ausgepreßten Oele, die natürlichen Balsame, den Kampher, die Harze, die Gummiharze, und die thierischen Fette mit Wasser gleichförmig, emulsionartig mischbar zu machen. Selbst das Quecksilber wird von einem doppelten Gewichte Gummi, durch Reiben auf einige Zeit mit Wasser mischbar gemacht, welches bei der Bereitung allmählich zugetröpfelt wird (Merc. gummosus Plenckii). Doch schickt sich das Traganthgummi besser zu letzterer Mischung, die aber in jedem Falle nach kurzer Zeit das Metall wie der absetzt.

Das arabische Gummi enthält 21/100 Zuckersäure, durch Sieden mit Salpetersäure scheidbar; es schlägt das Quecksilber aus der Salpetersäure nieder, vermischt sich nicht mit Weingeist, außer in harzigen oder ätherisch öligen Gummischleimemulsionen und nur in kleiner Menge, und wird aus den Emulsionen durch Laugensalze in fester Gestalt niedergeschlagen; in, Wasser löset es sich zu jedem erdenklichen[138] Verhältnisse auf, und im Feuer blähet es sich auf, spritzelt, und glimmt, ohne Flamme zu zeigen.

Seine Nahrhaftigkeit ist zweifelhaft, wenigstens äußerst gering; als Arznei ist es schmeidigend und wickelt Schärfen aller Art ein, im Magen, von oben eingenommen, und in den Gedärmen, als Klystir eingespritzt.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 1. Teil, Leipzig 1798, S. 137-139.
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