Quendelthymian

[22] Quendelthymian, Thymus Serpyllum L. [Zorn, pl. med. tab. 17] mit in Köpfchen vereinten Blumen, kriechenden Stengeln, und ebenen, stumpfen, am Grunde gefranzten Blättern, ein kleines strauchartiges Gewächs auf den trockensten Bergwiesen, welches im Juny und July weißröthlich blüht.

Das sehr gewürzhaft riechende und bitterlich aromatisch schmeckende Kraut, (Hb. Serpylli) welches in der wässerigen Destillation 1/7680 bis 1/960 an gelbem, ätherischem Oele liefert, ist in neuern Zeiten (mit Unrecht) wenig geachtet und blos äußerlich in zertheilenden Umschlägen und Dampfbädern zur Erregung der Monatzeit gebraucht worden; der Aufguß im Kopfweh nach einem Rausche von geistigen Getränken. Die Alten legten ihm, innerlich gebraucht, Schweiß, Harn und Monatzeit treibende, und Hirn und Magenstärkende[22] Kräfte bei, ohne entscheidende Erfahrungen anzuführen. Auch in Koliken und im Schwindel rühmten sie es (unbestimmt). Das in einen hohlen Zahn getröpfelte ätherische Oel soll einige Zahnschmerzen heben; auch in der Stummheit und der Fallsucht rühmte man es.

Noch vorzüglicher als der gemeine ist der gewöhnlich in Gärten gezogene Zitronquendelthymian, Thymus Serpyllum Var. E. dessen Kraut (Thymus citratus, Serpyllum citratum) sich zwar nicht im äußern Ansehn, aber durch den weit lieblichern Geruch nach Zitronmelisse und Zitronschale und durch geringere Schärfe im Geschmacke auszeichnet.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 22-23.
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