Rübsenkohl

[77] Rübsenkohl Brassica Napus, L. [Blackwell, herb. tab. 224] mit spindelförmiger Wurzel, und herzförmig länglichten, undeutlich gezähnelten, Stengel umfassenden Blättern, ein auf der Insel Gothland, in Holland und England an dem sandigen Meerufer wildwachsendes,[77] zweijähriges Kraut, welches bei uns gezogen wird, als Sommer- und Winterfrucht (Sommer- und Winterrübsen.)

Die unter dem Nahmen der Steckrüben bekannte Wurzel (Rad. Napi, Napi dulcis) ist weiß, spindelförmig und von süßlichtem, gekocht aber von mehlichtem Geschmacke, wiewohl sie gehörig roh bearbeitet fast gar kein Stärkenmehl von sich giebt. Man schätzt die kleinere Sorte zum Gemüse, und sie wird am kleinsten, wenn außer dem Sandboden, dichtes Säen, und Aufnehmen der Wurzel im Frühlinge vor dem Ausschießen der Stengel zu Hülfe genommen wird. Die Alten hielten den Absud davon für Engbrüstigkeit und alten Husten dienlich.

Eben so gaben die Alten den braunen runden Samen (Sem. Napi) bei Pocken und Masern als ein Mittel zum Austreiben, oft schädlicherweise, auch in der Fallsucht gab man sie. Das daraus häufig gepreßte übelriechende Rübsenöl oder Rüböl beträgt den dritten Theil des Gewichts der Samen und wird zum Brennen, zur schwarzen Seife und zu andern technischen Zwecken verwandt. Dieser Saamen ist von bitterlich beißendem Geschmacke, aber viel beißender noch ist der Samen von der wilden Spielart (Sem. Buniados, Napi sylvestris), die sich durch deutlicher gezähnelte Blätter unterscheidet. Der wilde Rübsenkohlsamen kam ehedem unter den Theriak.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 77-78.
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