Sadewacholder

[87] Sadewacholder, Iuniperus Sabina, L. [Zorn, pl. med. tab. 525] mit einander gegenüber stehenden, aufgerichteten, herablaufenden Blättern, ein etwa sieben Schuh hoher, strauchartiger Baum, im südlichen Europa und in Sibirien, der Schweitz und in Kärnthen auf kalten, hohen Bergen einheimisch.

Die etwas plattgedrückten, hellgrünen, immergrünen Blattzweige (Hb. Folia Sabinae) sind der einzige arzneiliche, und kräftigste Theil dieser Pflanze. Sie haben einen auffallenden, Kopf einnehmenden Harzgeruch und einen bittern, hitzigen Geschmack. Die arzneiliche Kraft liegt in einem dünnen, weißen wesentlichen Oele, wovon die Blätter bei einer wässerigen Destillation ungefähr 1/50 bis 1/6 von sich geben, je nachdem der Strauch auf niedern oder hohen Standorten gewachsen ist. Die Blätter und das Oel besitzen die eigne Kraft, in großer Gabe (zu einem halben Quentchen der erstern und 3 bis 4 Tropfen des letztern) sowohl Blutflüsse überhaupt (z.B. Blutspeien) als Bärmutterblutstürze insbesondre zu erregen, eine Eigenschaft, die dieses Mittel in sehr kleinen Gaben zur Heilung der Bärmutterblutstürze und Verhütung unzeitiger Geburten bei schlaffen Körpern ungemein schätzbar macht. Der Mißbrauch desselben in starken Dekokten bei kindmörderischen Dirnen bringt oft ihnen selbst theils einen schleunigen Tod, theils einen schleichenden durch Lungensuchten, und erreicht doch oft die bösliche Absicht nicht. Kein rechtschafner Apotheker wird diese Pflanze oder ihr Oel jemand Anderm als Aerzten auf ihre Verordnungen verabfolgen lassen. Zu einiger Art von Gicht ist das Kraut und das Oel, nur nicht bei straffer Faser, oft sehr dienlich. Aeußerlich hat man das Oel auf die Unterbauchsgegend zur Tödung der Würmer eingerieben, und das Pulver der Blätter in Knochenfäule eingestreut, so wie zur Tilgung der nach dem Quecksilbergebrauche übriggebliebenen Feigwarzen und andern fleischichten Auswüchse. Es vertreibt die Motten.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 87.
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