Salpetersalmiak

[113] Salpetersalmiak (Ammoniaksalpetersalz, Nitrum flammans, s. semivolatile, s. ammoniacale, s. regeneratum non fixum, Nitrum phlogiston, Salammoniacum nitrosum, Alcali volatile nitratum, Nitrus Ammoniaci) ein sehr leichtes, biegsames, leicht in Wasser und Weingeist auflösliches Neutralsalz von höchst durchdringendem, kühlend beißendem Geschmacke, welches nicht, wie man allgemein glaubt, vor sich in der Hitze verpufft, sondern schmilzt, und in Rauch davon geht, oder in verschlossenen Gefäßen sich sublimirt, mit glühenden brennbaren Substanzen aber in Berührung gesetzt (z.B. auf glühende Kohlen geworfen) mit leuchtender Flamme ohne viel Geräusch verpufft.

Man kennt es blos, so wie es aus Salmiakgeist und Salpetersäure zusammengesetzt worden, eine Bereitung, bei der es ziemlich theuer zu stehen kömmt, und wegen des schwer zu treffenden Sättigungspunktes immer feuchtet. Weit wohlfeiler ist die Bereitung, wo zwei Unzen höchst fein gepülverten Salmiaks mit eben soviel, eben so fein gepülvertem, ganz troknem, wohl raffinirtem Salpeter in einer etwas gewärmten Reibeschale mit sechs bis acht Unzen lauem Weingeist dergestalt zusammen gerieben werden, daß man nur immer eine halbe Unze davon dazu thut, und wenn es mehrere Minuten damit gerieben worden, die Auflösung hell abgießt, ehe man die Salze mit einer frischen Portion Weingeist reibt, und so bis zu Ende, die durchgeseihete Auflösung zusammen aber nun in eine starke Frostkälte bringt, da dann der Ammoniaksalpeter in feinen prismatischen, parallel von einander etwas abstehenden, prismatischen Nadeln, aus denen auf beiden Seiten Reihen kleinerer Nadeln, fast in einem rechten Winkel kammförmig auslaufen, anschießt, und auf Fließpapier getroknet, an der gewöhnlichen Luft beständig bleibt. Er wird gleichwohl in verstopften Flaschen vor der Einwirkung einer allzu feuchten Atmosphäre aufgehoben. Obgleich die ihm zugeschriebnen Kräfte in Ausschlagsfiebern mit Sinken der Kräfte verbunden, so wie als harntreibendes und Ausdünstung beförderndes Mittel bei bösartigen Fiebern nicht ganz unwahrscheinlich sind, so müssen sie doch durch zahlreiche Versuche bestätigt werden, ehe man von dieser gewiß ungemein kräftigen Arzneisubstanz etwas zuverläßiges behaupten kann.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 113.
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