Schlangenaron

[153] Schlangenaron Arum dracunculus, L. [Sabb. hort. rom. II. tab. 76, 77] ohne Stengel,[153] mit zusammengesetzten fußförmigen Blättern, deren Blättchen lanzettförmig, ganz glattrandig und eben so groß als die den Blumenkolben an Länge übertreffende Blumenscheide ist, ein drei Fuß hohes Kraut mit perennirender Wurzel, im mittägigen Europa und in England einheimisch, welches im Brachmonate eine stinkende purpurrothe Blume auf einem blutfleckigen Stiele trägt.

Die Wurzel (Rad. Dracunculi majoris, Dragonteae) besteht aus einem runden, weißbehaarten Knollen, welcher äusserlich gilblicht, innerlich weiß ist, woran mehrere kleine Knollen, hängen. Sie ist von ähnlichem, nur stärker brennendem Geschmacke als die Wurzel des Fleckenarons. Man hat sie in schleimiger Engbrüstigkeit, Bleichsucht und andern schleimigen Kacherien gerühmt, und ihr eine harntreibende Wirkung zugeschrieben, und äusserlich das Pulver davon in faule Wunden gestreuet. Dieses Pulver kömmt in die Zusammensetzung des in alten Zeiten berühmten Fuchsischen Krebspulvers (pulvis benedictus), in Versetzung mit gepülvertem Rauschgelb und Glanzruß, in einem Verhältnisse wie 4: 8: 1. fein gerieben, in einem verstopften Gefäße aufbewahrt und dreisig Tage lang auf den offenen Krebs gestreut. Da das Trocknen dieser Wurzel nicht wenig die Kraft nimmt als dem Fleckenaron, so mag hier wohl mehr Arsenik als das Pulver des Schlangenarons wirksam seyn.

Die rothen, brennend schmeckenden Beeren hielt man für noch stärker als die Wurzel und behauptete, Nasenpolypen, so wie auch den Krebs damit getilgt zu haben.

Ihr Gebrauch ist, ausser in England, ganz erloschen.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 153-154.
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