Schwein

[189] Schwein, Sus Scrofa, L. vorne auf dem Rücken mit Borsten besetzt, und mit haarigem Schwanze, und zwar das zahme Schwein, mit kurzen rundlichen Ohren, und das wilde Schwein, mit länglichten, spitzigen Ohren, ein bekanntes Thier, welches vegetabilische und thierische Nahrungsmittel genießt, mit seinem Rüssel die fleischigen und knolligen Wurzeln ausgräbt, die Wärme liebt, an fünfzehn Jahre lebt, vier Monate trächtig geht, bis zwanzig Junge auf einmahl wirft, binnen sechzig Tagen fett wird, und vorzüglich die ärmere Menschenklasse mit seinem Fleische befriedigt, dessen auffallender Hochgeschmack mehr zur sparsamen Würze der andern[189] Fleischarten, als zur Sättigung geschaffen zu seyn scheint.

Man bedient sich vom zahmen Schweine in der Arznei vorzüglich des Fettes (Axungia Porci), welches aus den kleingeschnittenen Wammen (dem Netze) dergestalt in einer Pfanne über glühenden Kohlen schnell ausgeschmolzen wird, daß man das ausdringende Fett, sobald es seine anfängliche Trübheit verloren, und hell (nach vorübergegangenem Sprützeln) ins Kochen geräth, abschöpft, so lange bis es seine wasserhelle Farbe in eine gilbliche zu verändern anfängt. Das dann noch übrige wird zu andern, ausserarzneilischen Behufen verwandt. Man hebt es am besten in steinzeugnen Gefäßen an den kältesten Orten des Hauses auf, welche frei von Modergeruche sind.

Einige empfehlen das Auswaschen des Fettes mit Wasser vor seinem jedesmahligen Gebrauche, um ihm den Geruch zu benehmen. Die Hauptsache aber bleibt das sorgfältige Ausschmelzen, und die Anwendung eines nie alten, sondern immer frischen Fettes.

Es muß von geringem, angenehmem Geruche, ganz weißer Farbe, und etwas zähe seyn. Das Fett von Schweinen, welche von Buchensamen gemästet worden, taugt nicht; es ist zu dünn und gleicht blos einem Oele.

Man wendet dieses Fett zum arzneilichen äussern Gebrauche jezt in allen den Fällen an, wozu man sonst Bären- Dachs- und andre Fette von ähnlicher Konsistenz nahm, welche leztern man ehedem fast nie anders als ranzig und verdorben in Apotheken antraf.

Es dient zu mancherlei auch unnützen Salben.

Die Alten bedienten sich auch der Spitzzähne des wilden Ebers, die man Waffen, Fang- oder Hauzähne (dentes Apri) nennt, welche halbzirkelförmig gebogen, aus dem Unterkiefer hervorragen, weiß, und hohl sind und drei flache Seiten haben. Die unwissende Leichtgläubigkeit gab das Pulver dieser harten Knochen, und schrieb ihm absorbirende, schmeidigende, eröfnende, und schweißtreibende Kräfte zu.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 189-190.
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