Selerieppich

[203] Selerieppich, Apium graveolens, L. [Zorn, pl. med. tab. 464.] mit keilförmigen Stengelblättern ein zweijähriges höchstens drei Fuß hohes Kraut.

Die Alten bedienten sich zur Arznei blos des wilden Wassereppichs, einer Pflanze, von der es noch sehr unwahrscheinlich ist, ob sie mit dem süßen Selerieppich unsrer Gärten (Apium dulce, Mill. mit aufgerichteten, langgestielten Blättern, deren Fiederungen fünflappig und sägeartig gezahnt sind) eine und dieselbe Spezies sei, indem der wilde Wassereppich (mit gefiederten Blättern, und dreilappigen Fiederungen) welcher in stehenden Gräben, welche Kochsalz enthalten, in der Gegend von Salzkothen oder am Meere wächst, fast einen Monat später blüht, in allen seinen Theilen einen widrig stinkenden Geruch und scharfen bittern Geschmack hat, und sich durch Kultur in süßen Seleri nicht umändern lassen soll.

Die Wurzel des wilden Wassereppichs (Rad. Apii, Apii palustris) ist gilblicht weißlicht, einen Daumen stark, zertheilt sich aus einem dickern Kopfe in einige Zasern, und hat einen schärflichten Geschmack, und einen pastinakartigen, doch eignen, Kopf einnehmenden Geruch. Die Alten schrieben ihr, äusserlich frisch gebraucht (denn getrocknet ist sie ganz kraftlos) Tugenden bei Milchverhärtungen der Brüste, innerlich eine (unwahrscheinlich) Verstopfungen auflösende und zertheilende Kraft zu, und rühmten sie sehr als Harn und Monatzeit (?) treibendes Mittel, so wie das daraus destillirte Wasser. Sie hatten aber den Argwohn, daß ihr Gebrauch Epilepsie, Schwindel, und Schlagflüsse befördere, und die Sehkraft mindere. In neuren Zeiten hat man eine vorzügliche antiskorbutische Kraft von dieser Pflanze wahrgenommen.

Den kleinen, gestreiften, braunrothen, sehr widrig riechenden Samen (Sem. Apii, Apii palustris), schrieb man eine starke harntreibende und Blähungen abführende Kraft zu; sie tödten Kopfungeziefer, und lassen ihre Kräfte völlig durch Weingeist ausziehen.

Die Alten, welche fast nie arzneilischen Gebrauch von den bekannten süßen Gartenseleriwurzeln (Rad. Celeri) machten, schrieben ihnen doch eine Geschlechtstrieb befördernde Kraft[203] beim Genusse zu, hielten sie aber schädlich für Personen, die zu Blasenstein und Fallsucht geneigt sind. Auch alten Leuten soll der Seleri nachtheilig seyn.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 203-204.
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