Strauchkugelblume

[289] Strauchkugelblume, Globularia Alypum, L. [Magazin[289] f.d. Bot. St. 7. tab. 1] mit strauchartigem Stengel, und lanzetförmigen, dreizähnigen, auch ganz glattrandigen Blättern, ein auf rauhen, felsichten Orten in Wäldern um Montpelier, in Valencia und in Italien einheimisches, etwa zwei Schuh hohes Sträuchelchen mit blauer Blume.

Die sehr bitter schmeckenden Blätter (Fol. Alypi) hat man im südlichen Frankreich als ein Abführungsmittel der Unreinigkeiten von Erschlaffung des Darmkanals, und in daher rührenden Diarrhöen, so wie in Wassersuchten bei erschlaffter Faser, und in Wechselfiebern dienlich gefunden; selbst bei empfindlichem Nervensysteme soll dieses Mittel nicht geschadet haben. Nach andern Erfahrungen sollen diese Blätter in der Luftseuche (oder vielmehr in den Folgen des Quecksilbermisbrauchs gegen dieses Uebel?) mit auffallend gutem Erfolge gebraucht worden seyn. Diese Aeusserungen können, obgleich noch nicht von Empirie frei, uns doch auf ein Mittel aufmerksam machen, dessen Arzneikräfte nähere Prüfung verdienen. Doch scheint die angegebene Dosis von einem bis zwei Quentchen in Pulver oder Aufguß allzu sehr gewagt.

Auch die anfangs grünen, reif aber mit einem rothen, scharf und bitter widrig schmeckenden Safte angefüllten Beeren (Fructus Alypi) sind in ältern Zeiten als ein Purgirmittel eingegeben worden.

Wo die Wirkung allzu heftig ist, scheint der Essig ein Milderungsmittel abzugeben.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 289-290.
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