Sumpfcalle

[297] Sumpfcalle, Calla palustris, L. [Flor. dan. tab. 422] mit herzförmigen Blättern, flacher Blumenscheide, und durchgängigen Zwitterblüthen in der Blumenkolbe, ein Kraut mit perennirender Wurzel in den Sümpfen, und stehenden Gräben im gemäsigten und kältern Europa, wo sie im July gelb blüht.

Die horizontal im Moraste liegende, sehr lange, fingerdicke, dunkel braunrothe, glattglänzende, gegliederte, an den Gliedern mit weißen Zaserbärten besetzte, inwendig weiße, fleischige Wurzel (Rad. Dracunculi aquatici) besitzt keinen sonderlichen Geruch, aber einen beim Kauen zwar anfangs unmerklichen, dann aber mit steigender Heftigkeit brennenden Geschmack,[297] der viel zähen Speichel herbeizieht, die Lippen taub und blaß macht, nachgehends aber von selbst verschwindet. Sie behält nach dem Trocknen ihre Kräfte weit unverminderter, als die Wurzel des Fleckenaron, zerfällt auch nicht, wie diese, zu Pulver, sondern bleibt zäh und schwer zu pülvern. Man hat dieser gewiß sehr arzneilichen, schätzbaren Wurzel, vermuthlich ohne hinlängliche Erfahrungen, gleiche Wirkungen und Arzneitugenden als dem Fleckenaron zugeschrieben; doch ist sie stärker als leztere; im Backofen hart gedörrt wird aus ihr mit anderm Mehle in Westbothnien eine Art Brod zubereitet.

Die Alten ließen die im August reifende viereckig rundliche Beere (Fructus Dracunculi aquatici) welche zwischen einem zähschleimigen, fade schmeckenden Safte viel kleine, zylindrische, höchst brennend schmeckende Samen enthält, innerlich gegen den Vipernbiß mit Wein einnehmen, empirisch.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 297-298.
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