|
[351] Vierkantzypresse, Cupressus sempervirens, L. [Zorn. pl. med. tab. 293] mit dachziegelförmig übereinander liegenden Blättern, und vierkantigen Blattzweigen; ein sehr großer, immergrüner Baum in der Levante, auf Kandien und, wie man sagt, auch in Kärnthen, welcher in unsern Gärten im Mai blüht.
Das etwas schwere grauliche oder röthliche, dunkelstriefige, und frisch sandelartig wohlriechende Holz (Lignum Cupressi) soll in ältern Zeiten gegen Taubhörigkeit Dienste geleistet haben (vermuthlich die Späne davon erwärmt aufgelegt). Die daraus verfertigten Behältnisse halten die Motten ab. Kräftiger ist die braune Rinde, welche aber höchst selten als adstringirendes Mittel angewendet worden ist.
Am öftersten bediente man sich ehedem der weiblichen Fruchtzapfen (Nuces Cupressi, s. Galbuli, s. Gallulae), welche rundlich, von der Größe einer Wallnuß, und aus über einander liegenden Schuppen zusammengesetzt sind, zwischen denen die rothbraunen, einer Linie dicken, unten[351] zugerundeten, oben zugespitzten markigen Samen liegen. Diese Fruchtzapfen sind von brauner Farbe und adstringirend bitterm Geschmacke, und ehedem häufig gepülvert im Aufgusse und in Substanz gegen verschiedne widernatürliche Abflüsse des Körpers, und in Wechselfiebern aller Art, zu einem halben Quentchen auf die Gabe, nicht selten gebraucht worden; das Pulver äusserlich auf Polypen gestreut. Die frischen Zapfen hat man im Aufgusse getrunken, als sehr dienlich gegen Darmbrüche in ältern Zeiten gerühmt. Jetzt will man wenig mehr davon wissen.
Die Ausdünstung der Bäume hat man ehedem zur Einathmung für Lungensüchtige dienlich halten wollen. Aber alle diese Empfehlungen tragen noch das Gepräge der ungenauen, nicht unterscheidenden Empirie.