Violenschwertel

[353] Violenschwertel, Iris florentina, L. [Zorn, pl. med. tab. 186] mit bärtigen stiellosen Blüthen, welche gewöhnlich zu zweien auf dem die Blätter an Länge übertreffenden Stengel stehen; ein etwa zwei Schuh hohes Kraut mit perennirender Wurzel, in Italien und in Crain einheimisch, welches im Toskanischen auf Erddämmen, Ackerrändern und Mauern kunstlos gebauet wird, und in jenen Gegenden im Mai, in unsern Gegenden im Juny weiß blüht.

Die dreijährige, vielgestaltete, gewöhnlich platte, feste, schwere, von ihrer rothen Rinde und den Fasern durch Abschälen befreiete, und auf Rohrdecken in der Sonne getrocknete Wurzel (Rad. Ireos s. Iridis florentinae) erhalten wir von weißer Farbe, gelind bitterlichem Geschmacke (der bei längerm Kauen einige Schärfe verräth) und angenehmem Veilchengeruche. In ihrem frischen, saftigen Zustande besitzt sie einen sehr scharfen Geschmack, welcher lange im Munde anhält, und stark purgirende Kräfte, welche, wie bei den andern Irisarten, durchs Trocknen verloren gehen. Indessen behält sie auch trocken ein scharfes Harz übrig, welches, mit Weingeist ausgezogen, einen brennenden Pfeffergeschmack zeigt, und etwa 1/8 des Gewichtes der Wurzel beträgt. Man will von dem Gebrauche des Pulvers Brustschleim lösende, und Husten stillende Kräfte erfahren haben, in Skrupelgaben. Zu einigen Granen giebt man es kleinen Kindern gegen Kolikschmerzen und Aufschrecken im Schlafe von Blähungen, und setzt es in dieser Absicht zu Abführungsmitteln. Es erregt etwas den Speichel im Munde und reitzt die Nasenhaut zum Schleimabflusse. Ob es aufgestreut in Knochenfäule Dienste leisten, oder, in Säckchen trocken übergelegt, entzündliche, rosenartige, oder wässerige Geschwülste zertheilen könne, ist sehr zweifelhaft. Häufiger bedient man sich derselben des guten Geruchs wegen in Zahnpulvern, im wohlriechenden Haarpuder, in Riechkißchen, in Seifenkugeln.

Sie läßt sich leicht zu einem mehlartigen Staube pülvern und theilt ihren Veilchengeruch dem übergehenden Wasser in der Destillation mit.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 353.
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