Waldrebenhohlwurzel

[380] Waldrebenhohlwurzel, Aristolochia Clematitis, L. [Knorr, delic. hort. II. tab. A. 15] mit herzförmigen Blättern, aufrechtem Stengel, und in den Blattwinkeln gedrängt stehenden Blüthen; ein über einen Fuß hohes Kraut mit mehrjähriger Wurzel schon im temperirten Deutschland, Oestreich, Schwaben, um Barby u.s.w. in Gebüschen, auf Mauern und an Ackerrändern einheimisch, welches den Sommer überblüht, und in unsern Gärten stark wuchert.

Die zylindrische, einfache, wenig faserichte, lange, kaum eines kleinen Fingers dicke, äusserlich glatte, bräunlichgrüne, innerhalb weißlichte Wurzel (Rad. aristolochiae vulgaris, s. tenuis, s. baeticae) hat einen duftenden, etwas widrigen Geruch, und einen auffallenden, bittern, lange im Munde anhaltenden Geschmacke. Ungeachtet die Aerzte sie für schwächer als die Rundhohlwurzel und die andern Arten halten, so wird sie doch in einigen Ländern vorzugsweise vor den übrigen Arten angewendet, schon deshalb, weil sie am leichtesten im Freien, und überall fortkömmt und deshalb immer frisch zu haben ist. Auch soll sie weniger erhitzen, und zugleich den Leib eröfnen. Man bedient sich ihrer zu gleichen Absichten als der Rundhohlwurzel, besonders (doch nicht immer ohne üble Folgen) zur Verhütung des Podagras und der vor demselben hergehenden Wadenkrämpfe, gegen Bleichsucht und äusserlich in übelartigen Geschwüren vorzüglich zur Tilgung des schwammigen Fleisches, und in Knochenfäule. Zu lezterem Behufe werden auch die Blätter frisch aufgelegt, oder trocken als Pulver eingestreut.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 380.
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