Weidenlöcherschwamm

[402] Weidenlöcherschwamm, Boletus suaveolens, L. [Enilin, Diss. de bolet. suav. Ic.] oberwärts glatt, ohne Strunk; ein an der Rinde mehrerer Weidearten wohnender, weißer, noch jung mit einem weichen Pflaum überzogner, weiterhin aber glatter, etwas elliptischer Schwamm (Fungus Salicis) welcher vom Oktober an den Winter überdauert, fast wie Riechkörbel, oder Violenschwertelwurzel, trocken aber etwas harnartig riecht, und bitterlich, nach Andern auch säuerlich schmeckt. Man hat ihm große Lobsprüche in Heilung der geschwürigen Lungensucht ertheilt, zu vier Skrupeln (in ältern Zeiten auch wohl zu vier Quentchen) täglich im Pulver mit Milch oder Honig gegeben. Er soll oft Heilung, zuweilen wenigstens große Erleichterung geschaft haben. Auch in krampfhafter Engbrüstigkeit will man ihn rühmen, und in Hypochondrie.

Er läßt sich schwer pülvern. Man darf ihn aber nur eine halbe bis ganze Stunde im Wasserbade, das ist in einer in kochendem Wasser stehenden Pfanne trocknen, dann gröblich zerstoßen, dieß gröbliche Pulver abermahls auf diese Art vollends trocknen und dann sogleich im erwärmten Mörsel mehr reiben als stoßen, so wird man seine Absicht erreichen, ohne zum Trochisziren seine Zuflucht nehmen zu dürfen, welches immer eine entbehrliche Spielerei bleibt.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 402.
Lizenz: