Wurmkonserve

[460] Wurmkonserve, Conserva Helminthochorton [Journ. de Phys. 1782, Sept. tab. 1 fig. 1] röthlich, mit zweitheiligen Zasern, und horizontalen Aesten; ein am Meerufer bei Korsika (vielleicht auch anderwärts) auf von den Wellen umspühlten Felsen, auch andern Steinen am Gestade und auf Konchylien wohnendes, etwa zollhohes, tangartiges Gewächs (Helminthochorton, [460] Corallina corsicana, Corallina rubra, Fucus Helminthochortos, auch, wiewohl unrichtig, Elminthochorton, Melitochorton, und Lemithochorton genannt) welches aus ganzen Büscheln zäher, knorpelartiger, solider (nicht hohler), gelbrother, oder brauner, verwickelter Fasern und Aestchen besteht, die unten wagerecht stehen, sich oben pfriemenförmig aufrichten, und sich wie aus Knoten in zwei oder drei Spitzen theilen, von widerlichem dumpfigem Geruche und salzicht ekelhaftem Geschmacke. Er braußt wegen anhängender, kalkartiger Theile etwas mit Säuren, verbreitet in Wasser geweicht seine Aeste, und schwillt etwas auf, und knistert auf Kohlen unter einem gewächsartigen Geruche. Der Weingeist zieht 1/64 Harz aus.

Vorzüglich gegen Spuhlwürmer hat sich die Wurmkonserve berühmt gemacht, die sie in Menge und lebendig abzutreiben pflegt. Man giebt kleinen Kindern von dem Pulver zwölf bis dreißig Gran, größern zwei Skrupel, und Erwachsenen bis zu zwei Quentchen, unter Honig oder auf Butterbrod. Man giebt sie auch im Aufguß oder im kräftigern Absud, mit einer Süßigkeit vermischt. Ein haltbares Präparat davon die Wurmgallerte (Gelatina Helminthochorti) zu bereiten, kocht man zwei Loth dieses Mooses mit Wasser aus und siedet dieses dann mit zwei Loth Zucker und zwölf Gran Hausenblase bis zur Dicke einer Gallerte ein.

Wenn diese Drogue auch nicht, wie Einige behaupten, das kräftigste unter allen Wurmmitteln ist, so hat sie doch den ausgezeichneten Vorzug, daß ihr Geschmack sehr leidlich und sie daher auch kleinen Kindern leicht beizubringen ist, auch daß sie in größerer Gabe keine heftigen Zufälle, wie andre Wurmmittel erregt.

Den etwa fälschlich damit vermischten Lichen castaneus Leersii unterscheidet man durch seine dunkelbraune Farbe, die scharfen Spitzen seiner Aeste (die bei der Wurmkonserve stumpfspitzig sind) die völlige Erweichbarkeit in kaltem Wasser, und den Mangel des flüchtigen Wurmkonservengeruchs.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 460-461.
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