[243] Vor allem war es wieder die Schlarassia, die meiner im fremden Lande sich so liebevoll annahm. Budapest hat das schlaraffische Wesen voll und ganz erfaßt. Lulu dir, Budapestia!
Die Schlaraffia ist ein Verein, der fast immer von denen, die seine Tendenz nicht kennen, verkannt wird. Ich bin Schlaraffe mit Leib und Seele. Unser größtes Unglück ist unser Name: »Schlaraffen«! Der Uneingeweihte denkt sofort an das Schlaraffenland, in dem Wohlleben und Faullenzen an der Tagesordnung, ja man ist auf Liederlichkeit zu schließen geneigt. So wunderbar Satzungen und Spiegel für das schlaraffische Wesen entworfen, so unmotiviert ist für die Angehörigen des Bundes der Name Schlaraffen! Die Schlaraffia hat unter dem Wahlspruche in arte voluptas die Pflege treuer Männerfreundschaft im Auge. Nur Männer von unbescholtenem Rufe und geistiger Bildung sollen Aufnahme finden. Wenn das Wesen der Schlaraffia erfaßt wird, wie es sein soll und Ceremonial und Spiegel richtig gehandhabt werden, ist es ein Verein, der an den durch die göttliche Kunst gebotenen Freuden, sowie an der Pflege des Humors und der Freundschaft sich wahrlich erbauen kann, da er nach den Mühen des Tages erquickende Erholung bietet.
Die Schlaraffia hat ihren Muttersitz in Prag. Die Praga ist die Allmutter sämtlicher Schlaraffenreiche, die sich nach fünfundzwanzigjährigem Bestehen des Bundes jetzt über den ganzen Erdball ausgebreitet haben. Der Bund hat seine eigenen Satzungen. Der Schlaraffe versetzt sich mit seinen Sitten und Gebräuchen dreihundert Jahre zurück und seine Insassen sind eingeteilt in Ritter, Junker, Knappen[244] und Prüflinge. Name, Stand und Charakter des Menschen wird abgestreift, die profane Welt existiert für ihn nicht mehr, sobald der Schlaraffe die Burg betreten und seine Rüstung angelegt hat. Der Fremde wird als Pilger eingeführt, gefällt ihm das Treiben des lustigen Völkchens, so kann er sich als Prüfling melden; wird er dann aufgenommen, so tritt er in den untersten Grad und wird Knappe. Als solcher führt er eine Nummer an seiner Sturmhaube. Avanciert er zum Junker, darf er seinen Vornamen führen. Als Ritter wird ihm später ein Name beigelegt. Wir haben alle Helden der Ritterzeit vertreten. Wir haben einen Ritter Plato, wenn er eine Platte hat, einen Ritter Collodium, wenn er photographieren kann, einen Ritter Huppel di Hax, wenn er Balletmeister ist, einen Ritter Tramway, wenn er eine Pferdebahn gebaut hat u.s.w. Ueber Allen steht der Oberschlaraffe, die unfehlbare Herr lichkeit. Er kann das Wort erteilen und entziehen, er kann schwere Geldstrafen verhängen, was er gern dem Schatzmeister zu Liebe thut, denn in den meisten Kassen der Schlaraffenreiche ist Ebbe, er kann Widerspenstige ins Burgverließ werfen, am Zucken seiner Wimpern hängt Tod und Verderben. Im Allgemeinen schmiert er aber jedem Brei ums Maul, meist Hirsebrei, und erkennt die unsterblichen Verdienste der Insassen an, verteilt Orden und Ahnen und ist, wie Friedrich der Große, der erste Diener seines Staates. Alles das geschieht unter dem Schutze »Uhu's,« der als Symbol der Nachtung in jeder Burg thront.
Die Fantasie des Schlaraffen geht so hoch, daß er ganz vergißt, daß er im Scherze handelt, er ist ehrgeizig und strebt nach Ruhm und Orden – wird ihm das vom Throne Seiner Herrlichkeit aus beschieden, so ist ihm wohl im Reiche der Träume und die Herrlichkeit ist dann erst wahrhaft unfehlbar, beliebt und wohlgelitten.
Ich kenne Schlaraffenbrüder, die ihr Amt so ernst nehmen, als handelte es sich dabei um das Wohl der ganzen Menschheit. Wir haben einen Ritter in der Stutgardia,[245] den man in jeder Beziehung als einen Musterschlaraffen ansehen kann, er erfaßt das Schlaraffenwesen von der hohen idealen Seite und alles was er für die Vereinigung thut, geschieht mit der größten Liebe zur Sache und mit einem unerschütterlichen Ernst. Ich glaube nicht, daß selbst die Stuttgarter Hoftheater-Kanzlei mehr Akten aufzuweisen hat, als unser Ritter in seiner Eigenschaft als Kanzler und Würdenträger der Schlaraffia Stutgardia. Er bleibt Schlaraffe bis an sein Lebensende, das ihm noch lange zum Heile der Stutgardia fern bleiben möge! Man kennt ihn überall, soweit die schlaraffische Zunge reicht. Es gibt kein Schlaraffenreich, welches es sich nicht schon zur Ehre gemacht hätte, den Kantzler der Stutgardia auf irgend eine Weise auszuzeichnen, denn in ihm, der unter der oft rauhen Schale ein treues Herz, einen liebenswürdigen Sinn birgt, sieht man das wahre Schlaraffentum verkörpert.
Wir hatten einmal in Stuttgart ein großes Schlaraffenfest mit Ball, Aufführungen und Bazar arrangiert. Schaustellungen, türkische Cafézelte, Bierbuden, alles von Mitgliedern der Schlaraffia geleitet, waren am Platze. Unser Musterschlaraffe hatte den Bierausschank übernommen, und mit heiligem Ernste waltete er seines Amtes, nicht den geringsten Makel an seinem Bierzelte wollte er auf sich laden. Ein Gast bestellt sich bei ihm ein Glas Bier, er nimmt ein Glas und schenkt ein. »Ist das Glas auch rein?« fragte der Bierverlangende. – »Glaubet Se, Se krieget bei mir ein ung'schwenktes Glas? – Des gibt's hier net!« schrie unser Würdenträger aufs höchste beleidigt, und überreicht wütend, aber vorher die linke Hand nach dem Gelde ausstreckend, das verlangte Glas Bier. –
Ein Muster fanatischen Schlaraffentums ist der Ritter Schaumlethe (Agent einer Champagner-Fabrik) der Wiesbadensia. Er war noch ein junger Schlaraffe, und als Ausländer der deutschen Sprache nicht ganz mächtig. Schaumlethe hatte gehört, daß alle Schlaraffen der Erde Brüder sind, und sich statt »Sie« und »Ihnen« mit »Ihr«[246] und »Euch« anreden. Nun verwechselte er aber als Ausländer die Begriffe, und als ihm Friedrich Bodenstedt, der als Ritter Mirza Schaffy Ehrenritter der Praga geworden, aber vielleicht niemals ein Schlaraffenreich (oder wenn schon, doch nur flüchtig) besucht hatte und mit den Gebräuchen der Schlaraffen nicht bekannt war, in Wiesbaden begegnete, schrie er ihn mit dem schlaraffischen Gruße: »Lulu, Lulu!« an. Bodenstedt stutzt und fragt: »Was wollen Sie damit sagen?«
»Sie«? fragt Schaumlethe verdutzt, »ich bin der Ritter Schaumlethe, Lulu! Lulu!«[247]
»Ja was heißt das?« fragt Bodenstedt.
»Das weißt du nicht?« antwortete Schaumlethe, »und du willst Schlaraffenbruder sein?« Mit dem Ausrufe der schlaraffischen Entrüstung »Ulul!« wendet sich Schaumlethe verächtlich ab. – Bodenstedt glaubte einen Geisteskranken vor sich zu haben und ging mitleidig den Kopf schüttelnd, weiter. Schaumlethe erzählte entrüstet abends in der Schlaraffia den Vorfall und meinte, was es doch für närrische Schlaraffenbrüder in der Welt gäbe; mit der Brüderlichkeit in der Schlaraffia solle ihm jetzt aber nur jeder vom Leibe bleiben! –
Am zweiten Tage meines Aufenthaltes in Budapest fuhr ich über die Radialstraße und bemerkte aus dem Trottoir einen wohlbeleibten Mann mit grauem Haar und Schnurrbart, und einem unendlich freundlichen, wohlwollend patriarchalischen Aussehen. Eine lange altmodische goldene Uhrkette hing über seiner schwarzen Weste, ein schwarzer Rock und schwarze Beinkleider vervollständigten das würdige Aussehen. Zuerst war ich versucht, den Herrn für einen Abbé oder geistlichen Herrn zu halten, aber der Schnurrbart! Bei einer Wendung entdeckte ich daß der Mann einen Riesen-Tschibuk unter dem Arme trug. Ich hatte den Herrn nie im Leben gesehen, an dem Tschibuk erkannte ich ihn. Ich ließ den Kutscher halten.
»Vieledler Ritter Bim-Pascha von Tschibukhausen« rief ich. –
»Lulu, Herrlichkeit Bräsig« schallt mir's entgegen – auch er erkannte mich.
Das ist Schlaraffenart, man erkennt sich am Gruß.
Also Seiner Viel Edlen der Kan zellar des Reyches Budapestia, Ritter Bim-Pascha von Tschibukhausen stand vor mir!
Bim-Pascha von Tschibukhausen veranlaßte sofort die übrigen Pester Schlaraffenbrüder, mich andern Tags, wo ich nicht im Theater auftrat, zur Fahrt nach Ofen abzuholen, um dort eine krystallisierte Sippung, wie der Schlaraffe eine zwanglose Sitzung nennt, abzuhalten.[248]
Ein stattlicher Zug von Fiackern hielt am andern Nachmittage vor meinem Hotel. Sämtliche Insassen fuhren von dort aus mit mir nach Ofen in die Sommerburg der Budapestia. In Ofen machten wir uns bekannt.
Ja wer Schlaraffenherzlichkeit nicht kennt, begreift es nicht, »welch tiefer Sinn im kind'schen Spiele« liegt. So manche ehrlich treue Freundschaft wird geschlossen in diesem Bunde, und wie auch die profanen Lebenswege der Einzelnen auseinandergehen, allwöchentlich an einem Abend streift der Schlaraffe Sorgen und Mißgeschick des Lebens von sich ab und lebt glücklich in der Welt der Fantasien mit seinen Brüdern.
»Und ob die Welt in ihren Fugen wanke,
Schlaraffia treu sein, sei mein einziger Gedanke,«
ist der Schlaraffenschwur. Wer ihn als Mann von Ehre zu halten bereit ist, wird manche reine Freude erleben. Ich verdanke[249] der Schlaraffia viel, denn ich habe meine trübe Gemütsstimmung, die mich leider so oft erfaßt, durch sie fast immer wieder verloren, und durch sie den Glauben an liebe, brave und gute Menschen wiedergewonnen. So auch in Budapest. Seid gegrüßt, ihr lieben Freunde und Brüder dort! Wie oft gedenke ich Eurer! Wißt ihr's noch, als wir im Fackelzuge nach oben erwähnter, »Krystallisierten« von Ofen nach Pest zogen, auf offener Straße in der Nacht uns Schlaraffentreue gelobten, Reden hielten und uns geberdeten als wäre der Erdball unser, und die Schlaraffia das Reich der Zukunft?! – Süße, harmlose Freuden nach dem Aerger und den Sorgen des täglichen Lebens.
Die Budapestia veranstaltete eine Ehrensippung für mich, eine der schönsten Sippungen in meinem an schönen Erinnerungen so reichen Schlaraffenleben. Die Burg der Budapestia ist eine der schönsten, die ich kenne. Bei meinem Eintritt in den Vorhof ertönte eine Fanfare, die sofort ein Echo aus den unteren Räumen des Gebäudes, wo die eigentliche Burg liegt, heraufschallen ließ. Ich ging die Wendeltreppe hinab. Als ich die unterste Stufe betreten, blies ein Herold abermals eine Fanfare. Die Wand, auf die ich schaute, senkte sich plötzlich als Zugbrücke in Ketten hängend, herab, und gewährte einen imposanten Anblick in die Pester Schlaraffenburg. In voller Rüstung saßen die Ritter, Junker und Knappen, bei festlicher Beleuchtung hinter ihren Humpen. Auf ein Tamtamzeichen Seiner Herrlichkeit Graf Buko, der umgeben von allen Würdenträgern des Reiches, auf Uhu's Throne saß, erhoben sich alle Insassen und bildeten Spalier. Der Ceremonienmeister empfieng mich und führte mich durch die Reihen der Recken vor den Thron. Ein Hornquartett von Musikern aus dem Theater blies meine Lieblingsnummer: das Hornquartett aus Fritz Reuters Franzosentid. Diese sinnige Idee hatte mich schon so unendlich weich gestimmt, als ich unter den Klängen dieser herrlichen Seifriz'schen Komposition durch die Burg schritt, daß ich mich der Thränen nicht erwehren konnte, als die Herrlichkeit Buko mich so warm, so sympathisch, in zündender Rede bewillkommnete.Der Abend verlief in herrlichster Weise. Eigens für den Zweck und Abend komponierte Quartetts wurden von prächtigen Männerstimmen (liebe Kollegen der Oper) gesungen. Sogar der einst so berühmte Tenor Ellinger (Ritter Eleazar der Meistersänger) entschloß sich in seinem 73sten Lebensjahre noch, mir an dem Abende den »Erlkönig« vorzusingen – und wie sang er ihn! Alter Künstler, würdiger Kollege, wie hast du mein Herz entzückt! Wir Berufsgenossen trugen ihn nach dem Vortrage des Liedes auf unseren Armen im Triumphzuge durch die Burg – den lieben Greis mit dem schlaraffischen Jünglingsherzen und der jugendlichen Kehle!
Beschreiben, was ich empfunden – das vermag meine ungeübte Feder nicht – es war geradezu überwältigend, und die Erinnerung daran wird unauslöschlich in meinem Schlaraffenherzen fortleben.
Als ihr Ehrenritter wurde ich mit der Budapestia innig verknüpft – aber unzerreißbarer noch durch das Band der Freundschaft, das wir an jenem herrlichen Abend um uns geschlungen.
Der unvergeßliche Abend übertrug seine schöne Harmonie auch auf das profane Leben. Fast allabendlich saßen wir nach dem Theater in einem Pester Restaurant, und die Burgfrauen und Burgfräulein der Pester Insassen verschönten unsern gemütlichen Kreis. Herrlichkeit Buko zog mich in sein Haus. Ein traulicher Familienkreis heimelt mich bei meinem Nomadenleben in der Ferne stets so an – und wie wohl war mir's im Hause Buko! – Herrlichkeit Buko ist im profanen Leben der Architekt v. Bukovics, der Bruder des unlängst verstorbenen Hofburgschauspielers Bukovics in Wien. Seine Gattin, ein Muster einer Mutter und Hausfrau, mit hohem Sinn für Musik und deutsche Poesie, hat die Freundschaft, die ich mit ihrem Gatten geschlossen, noch erhöht; Frau v. Bukovics gehört zu jenen empfänglichen Naturen, die Fritz Reuters Gemüt und Poesie so sehr erheitert und bewegt. Ein erhebend schönes Gefühl, das ich mit nichts vergleichen kann, durch die Interpretation eines deutschen[252] Dichters ein Frauenherz in Ungarn so entzückt zu haben. Ich sehe ihre Rührung noch, als ich ihr Reuters: »Hanne Nüte's Abschied« vorlas. Sie und ihre Kinder schrieben mir als Abschied auf ihr Bild:
»Wie Frühlingsjubel und Nachtigallenschlagen wird die Erinnerung an Sie immer in unserem Hause, in unseren Herzen wiederhallen. Daß Sie dessen manchmal gedenken, nehmen Sie dies Blatt in dankbarer Verehrung.
Karoline v. Bukovics,
geb. v. Hubatka.
Nikolaus. Marianne.«
Mein lieber Bukovics, sei mit Weib und Kindern herzinniglich gegrüßt aus weiter Ferne, und sei bedankt für alle Liebe und Freundschaft in Budapest. Wir seh'n uns wieder!
Neben den Festen im Bukovics'schen Hause genoß ich Gastfreundschaft und innige Verehrung auch in anderen Familien. Ein Landsmann von mir, der Fabrikant Eduard Kühne aus Dortmund (Ritter Teuerdank), der seit 20 Jahren in Pest weilt, zog mich in seinen Familienkreis. Nach einem Diner bei ihm schrieb mir sein reizendes Töchterchen, das in Ungarn geboren, auf ihr Bild, das sie gegen das meinige austauschte:
»Dem lieben Onkel Bräsig, der einem Ungarmädchen erschlossen hat des Vaters Lieblingsdichter, bietet dieses Bild dar zur freundlichen Erinnerung an Budapest.
1. Mai 1888.
Bertha Kühne.«
Der Kaufmann Szakàl (Ritter Jamaika), ein ächter Ungar, lud mich zu einer ungarischen Mahlzeit ein. Nach derselben mußte mir sein holdes Töchterchen mit dem unvergleichlich schönen ungarischen Typus auch ungarische Lieder zum Klavier vorsingen. Leider sprach sie kein Wort deutsch und ich verstand sie nicht. Dies mochte sie wohl unangenehm berühren, und[253] schon für meinen zweiten Besuch hatte sie, da ich mich danach gesehnt, ein deutsches Lied von ihr zu hören, das bekannte: »Fischerin du kleine« gelernt, und sang es mir in deutscher Sprache mit dem reizenden ungarischen Accent vor; und als ich meinen Abschiedsbesuch machte, hatte sie sich in ihrer kindlichen Naivetät sogar selber deutscher Dichtung befleißigt, und dichtete, an das mir vorgesungene Lied sich anlehnend, als Widmung auf ihre Photographie:
»Fischerin ich kleine
Herrlichkeit fahr nicht so Eile!«
Mit Thränen in dem schönen ungarischen Kinderauge überreichte sie es mir. Es ist ein harter Reim – und klingt mir doch so süß, als das Echo eines lieben ungarischen Freundes, das er in das unverdorbene Herz seines Kindes gelegt.
Von der Aufmerksamkeit und Liebenswürdigkeit der Ungarn macht man sich keinen Begriff, wenn man's nicht erlebt. Die Familie Weber (Ritter Tresor) lud mich zu Tische ein, und da ich jeden Abend auftrat und am Tage anstrengende Proben im Theater zu leiten hatte, suchte man mir die Mittagsstunden nach Kräften zu versüßen. Ich hatte geäußert, daß ich die Zither so liebe, und mittags hatte die Burgfrau Tresor eine Zithervirtuosin eingeladen, die mich mit wunderbaren Zitherfantasien nach dem Essen einschläfern sollte. Die Künstlerin erreichte ihren Zweck zwar nicht, die Vollkommenheit auf ihrem Instrumente regte mich zu sehr auf, aber die Absicht war so lieb erfunden, daß ich mit herzlichem Dankesgefühl an die liebe Familie Weber zurückdenke.
Auch Ritter Zeus, Aesculap, Cagliostro, Kernabon, Hipponax, Mars, Vulkan, Tschockerl etc. – seid tausendmal gegrüßt aus der Ferne. Mein Herz ist bei euch!
Dankerfüllt und schmerzbewegt nahm ich vom liebenBudapest Abschied. Ritter Teuerdank und Mars begleiteten mich bis nach Wien, wo ich zwei Tage bei meinem dort ansässigen lieben Bruder Theodor mich erholen mußte, denn:
»Nichts ist schwerer zu ertragen,
Als eine Reihe von glücklichen Tagen!«
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Als Hoffmanns Verleger Reimer ihn 1818 zu einem dritten Erzählzyklus - nach den Fantasie- und den Nachtstücken - animiert, entscheidet sich der Autor, die Sammlung in eine Rahmenhandlung zu kleiden, die seiner Lebenswelt entlehnt ist. In den Jahren von 1814 bis 1818 traf sich E.T.A. Hoffmann regelmäßig mit literarischen Freunden, zu denen u.a. Fouqué und Chamisso gehörten, zu sogenannten Seraphinen-Abenden. Daraus entwickelt er die Serapionsbrüder, die sich gegenseitig als vermeintliche Autoren ihre Erzählungen vortragen und dabei dem serapiontischen Prinzip folgen, jede Form von Nachahmungspoetik und jeden sogenannten Realismus zu unterlassen, sondern allein das im Inneren des Künstlers geschaute Bild durch die Kunst der Poesie der Außenwelt zu zeigen. Der Zyklus enthält unter anderen diese Erzählungen: Rat Krespel, Die Fermate, Der Dichter und der Komponist, Ein Fragment aus dem Leben dreier Freunde, Der Artushof, Die Bergwerke zu Falun, Nußknacker und Mausekönig, Der Kampf der Sänger, Die Automate, Doge und Dogaresse, Meister Martin der Küfner und seine Gesellen, Das fremde Kind, Der unheimliche Gast, Das Fräulein von Scuderi, Spieler-Glück, Der Baron von B., Signor Formica
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