Pflege der Zähne.

[3] Jedermann wird mir ohne Zweifel Recht geben, wenn ich die Behauptung aufstelle, daß die größte Schönheit durch schlechte Zähne vereitelt, mindestens sehr beeinträchtigt wird. Darum ist es Pflicht der Eltern, schon von früh an, den Zähnen ihrer Kinder die größte Aufmerksamkeit zu widmen.

Auch vor dem Wechsel müssen die Zähne nicht allein täglich geputzt, nach jeder Mahlzeit der Mund ausgespült werden, sondern man hat auch darauf zu achten, daß schadhafte Zähne plombirt oder fortgezogen werden, womit man nicht allein das Kind vor Schmerzen bewahrt, sondern auch auf die Gesundheit der kommenden Zähne einen nicht zu unterschätzenden Einfluß übt. Es ist dieses eine Ansicht in der sämmtliche Zahnärzte einig sind, so verschiedenartig auch sonst ihre Behandlungsweise sein mag.

Das Putzen der Zähne geschieht mit einer nicht zu[3] weichen Bürste und lauwarmem Wasser, wobei es selbstverständlich ist, daß jedes Kind seine eigene Bürste hat. Das Bürsten der Zähne muß recht fest und energisch vorgenommen werden und zwar bürstet man von oben nach unten. Sollte man auf diese Weise einzelne Speiserestchen, die sich zwischen den Zähnen festgesetzt haben, nicht entfernen können, nimmt man eine Federspule. Sitzen bleiben dürfen Speisetheile, besonders während der Nacht, nicht.

Hat man eine zeitlang die Zähne vernachlässigt, so zeigt sich leicht ein gelblicher Schein, oder es setzt sich Zahnstein an, wozu manche Zähne besonders neigen. In diesem Falle ist es schwer selbst die erforderliche Weiße und Reinheit der Zähne zu geben. Der Zahnarzt wird indessen, für ein Billiges, leicht das erstmalige Reinigen der Zähne übernehmen und muß man dann selbst Sorge tragen seine Zähne zeigen zu können, ohne andern Leuten einen unangenehmen Anblick zu verursachen. Ich möchte behaupten, daß kaum etwas einen solch unappetitlichen Eindruck macht, als schlechtgepflegte Zähne.

Man komme mir nicht damit, daß Dieser oder Jener eine häßliche Farbe oder kranke Zähne von Natur habe. Das unterscheidet man auf den ersten Blick und spreche ich hier nur von der sichtbaren Nachlässigkeit im Putzen.

Als Pulver für die Zähne habe ich Schlemmkreide mit Salicylsäure sehr zweckmäßig gefunden.

Ich erdreiste mich nicht Demjenigen, der kranke Zähne hat, irgend welche Rathschläge geben zu wollen, aber ich weiß aus Erfahrung, daß man sich, durch peinliche Sorgfalt und Reinlichkeit die, für unser ganzes Wohlbefinden so unentbehrlichen Kauwerkzeuge, lange in gutem Zustande bewahren kann. Und sollte es denn nicht anders sein, sollten nur häßliche Ruinen zwischen unsern Lippen sich zeigen, sobald wir den Mund öffnen, nun wohl, so verlangt es die gute und auch allgemeine Sitte, daß wir nicht zu lange zögern, uns künstlichen Ersatz zu verschaffen, zu unserem und anderer Menschen Wohl. Ueberall, selbst in kleinen Orten, ist[4] ja dazu jetzt Gelegenheit gegeben und Niemand genirt sich mehr, auf solcher Falschheit ertappt zu werden.

Wenn man sich der falschen Zähne nun auch nicht zu schämen hat, so sollte man ebensowenig häufig darüber sprechen, und viel weniger, wie ich das bei mehreren alten Herren beobachtet habe, das Gebiß aus dem Munde nehmen in Gegenwart Anderer, ja, es mit sich in der Tasche tragend, vielleicht erst zur Tischzeit damit hervorkommen. So etwas ist rücksichtslos gegen seine Nebenmenschen, denn dieser Anblick ist kein erfreulicher, ebensowenig wie es zu rechtfertigen ist, wenn der Träger eines Gebisses solches, während der Nacht, in dem Toilettglase der Hôtels oder Fremdenzimmer seiner Freunde niederlegt und abbürstet. Dazu verlange ich, daß Jeder sein eigenes Gefäß bei sich hat, so lange wie nicht, zu jeder Toilettengarnitur, auch eine kleine Schale, für diese Zwecke bestimmt, gehört. Ich habe mich stets gewundert, daß bei dem Raffinement unserer Tage, etwas so durchaus Zeitgemäßes noch nicht, in den Porzellanhandlungen, feil geboten wird.

Es weiß wohl Jeder, daß man den Zähnen weder zu kalte noch zu heiße Speisen bieten darf, ohne ihrem Schmelz zu schaden. Mehr als alles andere verursacht aber ein kranker Magen oder Bleichsucht kranke Zähne. Dagegen mag man sich wehren, mit Bürsten und Ausspülen, so viel man will, die Schmerzen kommen doch, jede Erkältung oder Erhitzung fällt auf den schwachen Punkt – in diesem Falle die Zähne.

Wann solche Schmerzen anfangen, wissen wir wohl, aber nie wann sie aufhören, oft erst nach Tagen und Nächten der Qual. Da kenne ich nun seit einiger Zeit ein Mittel, welches schon Unzähligen augenblickliche Hilfe gebracht hat, aber noch nicht allgemein in den Handel gekommen ist. Es sind dieses »Schmerzstillende Zahntropfen.« Das Gläschen gegen Einsendung von 100 Pf. in Marken in der Apotheke in Alfeld a.d. Leine, Prov. Hannover, zu bestellen, wonach uns das Gewünschte portofrei zugesandt wird. Von diesen übrigens ganz unschädlichen Tropfen einige wenige auf ein Stückchen Watte geträufelt[5] und an den schmerzenden Zahn gelegt, hat in allen, mir bis jetzt bekannten Fällen, schnelle und dauernde Besserung gebracht.

Quelle:
Kistner, A.: Schicklichkeitsregeln für das bürgerliche Leben. Guben 1886, S. 3-6.
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