(Terpsichore, 2. Th. S. 232.)
Nach edlen Männern strecket die Ehrbegier
Sorgfältig aus die Scheeren und hält sie fest.
Die Hände bluten; der Ergriffne
Seufzet im Innern. Dennoch läßt sie
Die Hand nicht los ihm, bis, wie ein Kind, er weint –
Und ließ sie los ihn; kehrt er bald zurück
Zur alten Pein. Mit neuer Sehnsucht
Sehnet er sich nach gewohnten Schmerzen. –
Was füllet unsre Tage mit Noth und Weh
Und Gram und Unruh? Traurige Ruhmbegier,
Um welchen Lohn, mit welcher Mühe,
Suchest du Krieg und Gefahr und Wunden
Und Tod! – Wo irgend, irgend des Reiches Zaun
Ein Ritzchen spaltet; siehe, da steht der Wolf
Und wezt den Zahn, indeß im Innern
Lämmer, unschuldige Lämmer zittern.
Er wezt den Zahn nach Beute. Die Beute macht
Ihn ruhmvoll, glücklich! – Glücklich? O glaub' es nicht!
Triumphe, Krieg und Nam' und Titel,
Ehren und goldne Beut und Wollust
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Sind nicht Gemüthsgaben. Der Dichter spricht:
Wer, wenn er Alles, Alles Sich einig schenkt,
Und Nichts von außen sich versaget,
Außer Sich selbst, der versaget sich Alles.
Ihr Freunde! Viel ists, ewig gekannt zu seyn
Im Marmorbilde; schöner und größer ists,
Verehrt zu seyn in stillen Thaten,
Ewig geliebt in der Menschen Herzen
Auch ohne Bildniß. Möge mein Antlitz einst
Zu Staub verwesen; Bilder, ich neid' euch nicht,
Ihr Kaiserlarven! Wer verborgen
Schlummert und ruht, o er ruhet glücklich!
– – – – Was halfen euch Ehrenmähler
Pompejus, Cäsar, als ihr daniederlagt? –
Wer von der spätesten Welt sich Ehre wünschet, der ehre
Selber die späteste Welt! –