[398] (Leonardo's Schwärmereyen. 2. Th. S. 147.)
Erstes Chor.
Brüder, zecht beym Siegesmahle!
Luna trägt die Fackel vor.
Auf der Freyheit Aetherstrahle
Steige unser Geist empor!
Freyheit hebt uns zu den Helden
Roms und Spartas wolkenan,
Flügelt uns zu fernen Welten
Auf des Ruhmes Sonnenbahn.
[398]
Beyde Chöre.
Tyranneyen sind gedämpfet,
Schäumend stirbt die Hyder schon:
Freyheit, Freyheit ist erkämpfet,
Ewig steh ihr Felsenthron!
Zweytes Chor.
Frey durchsegelt hoch die Lüfte
Stolzer Adler Fittigschlag,
Wiederhallend donnern Klüfte
Laut den Freyheitsjubel nach,
Den mit wildgesträubter Mähne,
Blitz im Aug', der Löwe brüllt,
Und wir rächten nicht die Thräne,
Die des Bruders Auge füllt?
Beyde Chöre.
Tyranneyen sind gedämpfet,
Schäumend stirbt die Hyder schon!
Freyheit, Freyheit ist erkämpfet,
Ewig steh' ihr Felsenthron!
Erstes Chor.
Wenn der große Ruf erklungen,
Wer die Männerlosung kennt,
Wem, von Kraft und Geist durchdrungen,
Glühend Mark und Ader brennt,
Trink auf Segen und Verderben –
Segen jedem freyen Mann![399]
Jeder feige Sklav soll sterben!
Fluch und Schande dem Tyrann!
Beyde Chöre.
Tyranneyen sind gedämpfet,
Schäumend stirbt die Hyder schon!
Freyheit, Freyheit ist erkämpfet,
Ewig steh' ihr Felsenthron!
Zweytes Chor.
Ew'ger Geist des Weltalls höre
Unsers Bundes heil'gen Schwur!
Hört ihn aller Wesen Chöre,
Hör' ihn jauchzende Natur!
Alle Ketten sind zersprungen,
Alle Kerker sinken ein:
Freyheit, Freyheit ist errungen,
Und ihr Reich soll ewig seyn!
Beyde Chöre.
Tyranneyen sind gedämpfet,
Schäumend stirbt die Hyder schon!
Freyheit, Freyheit ist erkämpfet
Ewig steh ihr Felsenthron!
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