(Schubarts Gedichte, 2. B. S. 123.)
Mit jammervollen Blicke
Von tausend Sorgen schwer,
Hink ich an meiner Krücke
In weiter Welt umher.
Gott weiß, hab viel gelitten,
Ich hab so manchen Kampf[417]
In mancher Schlacht gestritten,
Gehüllt in Pulverdampf!
Sah manchen Kameraden
An meiner Seite todt,
Und mußt' im Blute waden
Wenn es mein Herr gebot!
Mir drohten oft Geschütze
Den fürchterlichsten Tod,
Oft trank ich aus der Pfütze,
Oft aß ich schimmlich Brod.
Ich stand in Sturm und Regen
In grauser Mitternacht
Bey Blitz und Donnerschlägen
Oft einsam auf der Wacht.
Und nun nach mancher Schonung
Noch fern von meinem Grab,
Empfang ich die Belohnung
Mit diesem Bettelstab!
Bedeckt mit dreizehn Wunden,
An meine Krück' gelehnt,
Hab' ich in manchen Stunden
Mich nach dem Tod gesehnt.
Ich bettle vor den Thüren,
Ich armer lahmer Mann!
Doch, ach, wen kann ich rühren?
Wer nimmt sich meiner an?
[418]
War einst ein braver Krieger,
Sang' manch Soldatenlied,
Im Reihen froher Sieger;
Nun bin ich Invalid.
Ihr Söhne, bey der Krücke,
An der mein Leib sich beugt,
Bey diesem Thränenblicke,
Der sich zum Grabe neigt;
Beschwör ich euch, ihr Söhne,
O flieht der Trommel Ton,
Und Kriegstrommeten-Töne,
Sonst kriegt ihr meinen Lohn.
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