321. Der Aelpler.

[422] (Daselbst 1. Th. S. 229.)


Im Hosensack kein Keller Geld,

Und doch so reich daneben!

Das ist was rares in der Welt:

Auf Alpen ist gut leben!


Da hab' ich alles, was ich will,

Hab Zieger, Brodt und Käse,

Und Milch und Butter, Hüll und Füll,

Und niemand macht mich böse.
[422]

Da zieht kein Nachbar um mich Häg'

Und baut vor's Licht mir Häuser:

Hoch jauchz' ich über Fürsten weg

Und Könige und Kaiser!


Und lache all der Hudeley –

In! – Wie im Wald die Vögel,

So leb' ich ledig, froh und frey

Und niemand tauft mich Flegel!


Darf meine Kappe, wie's gefällt,

Auf meinem Kopfe drehen,

Und sonder Compliment der Welt

Eins in die Fratze krähen.


Und wehr mir hier ein Priester das!

Mir steckt es so im Blute:

Er machts wohl schlimmer oft beym Glas,

Als ich bey meiner Mute.


Nein, keiner komm, beym Element!

Und schwatz mir da von Sitte;

Hier ist mein Reich mein Regiment,

Und das ist meine Hütte!


Und da mein Plätzlein grün und kühl,

Da mach ich Purzelbäume,

Und wenns mir so nicht lieben will,

So schlummr' ich eins und träume.
[423]

Und was? und was? – Ja, seyd so gut!

Hier geht man nicht zur Beichte:

Es macht mir halt recht wohl im Blut,

Und alle Glieder leichte.


Ich springe auf mit neuem Sinn,

Und setze über Hügel

Und über Felsenküste hin,

So leicht, als hätt' ich Flügel.


Und kümmre mich nur nicht, wie's geht

Dort unten im Getümmel,

Wenn nur die Welt so immer steht,

Und so ob mir der Himmel!

Quelle:
Laukhard, Friedrich: Zuchtspiegel für Eroberungskrieger, Advokaten und Aerzte. In: Zuchtspiegel für Fürsten und Hofleute, Paris [i.e. Leipzig] 1799, S. 422-424.
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