Damit du, geliebter Leser, wissen mögest, wie wunderbar mich der Höchste von Jugend auf geführet und durch mancherlei Gelegenheit zu sich gezogen, als habe meinen Lebenslauf nur mit kurzem hier beifügen wollen; zumal ich nach meines Heilands Exempel viele und mancherlei Lästerungen und Lügen über mich habe müssen ergehen lassen, da es viele befremdet, daß ich bei so jungen Jahren nicht mehr mit ihnen laufen wollen in das wüste Leben und haben gelästert: Da teils sagten, ich müßte eine große Sünde begangen haben, die ich auf solche Weise büßen wollte; andere, ich würde von Sinnen kommen, ja, der Teufel gäbe mir's ein, es wäre vom Teufel mein Vornehmen, es würde kein gut tun, es würde einen üblen Ausgang nehmen und was dergleichen Reden mehr waren. Und als ich mich um solcher und dergleichen mancherlei Lästerungen willen nicht abwenden ließ, sondern den Weg der Wahrheit zu erwählen und darinnen zu wandeln suchte, da gingen andere Lästerungen an, ich wäre irrig im Glauben. Bald beschuldigten sie mich dieser, bald einer anderen Ketzerei, davon ich nie etwas gesehen und noch gehöret hatte, welches mir denn anfangs sehr fremde vorkam, weil ich in aller Einfalt wandelte nach Heiliger Schrift und nach den Worten, wozu die Lehrer auf der Kanzel antrieben, daß man also wandeln sollte, und nun ich suchte solches werkstellig zu machen, wurde ich verlästert, da ich doch, als ich die Worte davon redete und mir solche gefallen ließ, vor christlich und tugendsam gerühmet wurde an vielen Orten. Als ich aber eine Täterin solcher Worte (nach meinem geringen Maß) suchte zu werden, da wurde ich von[201] Stund' an gelästert und mancherlei Irrtums beschuldigt, also, daß ich mich drüber entsetzte und mit meinem Gott mich auf solche Weise zu besprechen, mit nachfolgendem Seufzen gedrungen wurde: Mein Gott, du siehst mein Herz, daß ich nichts anderes suche, als das zu tun, was ich zuvor gehöret aus deinem Worte und durch die Predigt des Wortes, und dazu hast du mich angetrieben, da du mir in Heiliger Schrift offenbaret, daß ein Hörer deiner Worte ohne Tat einem törichten Manne gleich sei, und daß nicht die, so da Herr, Herr, Herr sagen, ins Himmelreich kommen werden, sondern die deinen Willen tun: »Nun ich aber mein Herz dazu gewendet und deinen Geist mich treiben lasse zu tun, was mir wohlgefället, so befremdet es nicht allein die Gottlosen, sondern auch die, so solche Worte im Munde führen, deren Täterin ich gerne sein wollte. Ach, mein Gott! tue mir doch kund, worinnen ich meinem Nächsten anstößig bin, du siehest ja, daß ich nicht Neuigkeit suche, sondern allein die Nachfolge deines geliebten Sohnes, den du mir zum Vorbild gegeben, daß ich nachfolgen soll seinen Fußtapfen. Warum befremdet's denn die, so dein Wort lesen und wissen, da ich nichts anderes suche, als nur wie in deinem Wort gesaget und ausgeboten ist, ja, ein Kennzeichen, daß wir dich lieben, so wir deine Gebote haben und halten, was ist es denn, mein Gott?« Dergleichen Reden habe ich so lange vor meinem Gott geführt, bis mir aus seinem Worte offenbar wurde, daß es also sein mußte, und daß nicht die schönen Worte der Gottseligkeit die Menschen befremdet, sondern sie je und je die Tat und die Kraft der Worte verlästert und verfolget haben. Darauf gab ich mich zufrieden und lernete mich freuen, daß ich würdig wäre, um seines heiligen Namens willen geschmähet zu werden, da ich fast täglich eine neue Schmach empfand, aber auch neue Kraft und Gnade im Worte und in Erkenntnis all des Guten, so wir in Christo Jesu haben, und also mußte ich in der Tat erfahren, daß es eine heilige Wahrheit, was Paulus saget: Alle, die gottselig leben wollen in Christo Jesu, die müssen Verfolgung leiden.
Wieviel aber solche heilige Leitung des Herrn, der seine Kinder durch die Anfechtung bewähret, Nutzen schaffet, das erfähret man[202] nicht eher, bis man sich unter des Vaters Hand niederbeuget und die Züchtigung erduldet, dann gehet die Erkenntnis des Kreuzes auf, daß man siehet, wie heilsam solches sei und wie die Lästerung derer Menschen uns eine Ursache sei zur genauen Untersuchung, wie man sich vor Gott findet, ob man auch was an sich habe, so man noch nicht erkennet, oder ob man auch vormals so bald was Arges von dem Nächsten geglaubet oder dem Lästerer Raum gegeben, die Lästerungen zu glauben oder weiter nachzusagen, was man gehöret, und ihm Beifall gegeben und gedacht, es müßte doch etwas dran sein. Solche und dergleichen Unreinigkeit werden von solcherlei Leuten ausgefeget, und wir werden behutsam gemacht gegen alles, was uns vorfället.
Dieses habe ich als einen Eingang meines Lebens setzen wollen, damit der christliche Leser sich nicht irren möge, wenn er in diesem meinem Traktätlein wahrnimmt, daß ich von so vieler Unreinigkeit rede und darüber geklaget, als wären die Lästerungen der lügenhaften Welt wahr, und hätten solche Dinge mich dazu getrieben, die Welt und ihre Gleichstellung zu verlassen. Dem bezeuge ich aber vor dem Angesichte Gottes, daß es des Herrn Kraft und sein allmächtiges Wort gewesen, so mich von der vergänglichen Lust abgezogen, der mich von groben Sünden, so die Welt strafen kann, bewahret, und niemand auf dieser Erden sein wird, der mir mit Wahrheit ein einziges Stück von allen Lästerungen, so gegen mich ausgesprenget, nachsagen kann, sondern ein jeder wird gestehen müssen, daß es anderer Leute Wind und Worte sind, die er gehöret und ohne Fluch geglaubet. Hingegen aber kann ich in Demut meines Herzens versichert sein, daß noch viele hin und wieder im Leben sind, die mein Leben und Wandel von Jugend auf gesehen und die Gnade Gottes an mir gepriesen haben. Was ich aber in meinem Büchlein gesetzte, das zielet auf ganz andere Dinge und redet von dem verdorbenen Grunde des Herzens, den man einsehen muß, so man Christum Jesum und sein heiliges Verdienst und die große Erlösung von unseren Sünden recht erkennen will. Denn wie will der, so den Zustand, darinnen der Mensch durch den Fall Adams geraten, nicht weiß, den Heiland erkennen? Oder wie kann er die Notwendigkeit[203] der teuren Erlösung glauben, wo er nicht die Not gefühlet, darinnen wir gesteckt, ein jeglicher nach dem Maß, als er teil an Christo hat, oder als er nötig hat zu seiner Selbsterkenntnis und zur wahren Herzensdemut, die aus der Selbsterkenntnis entstehet und gegründet wird. Ich danke meinem Gott, daß er seine Gnade einen kleinen Augenblick vor mir verborgen und mir mein Unvermögen zu allem Guten und das verderbte Wesen des menschlichen Herzens einsehen lassen, daß ich mit Wahrheit erkennete, daß alles Gnade sei, was wir Gutes gedenken, reden und tun, und daß keine Sünde so groß, darein wir nicht fallen könnten, wo wir aus der Gnade weichen. Weswegen ich durch die Gnade Gottes mir deswegen nichts eingebildet oder mich vor besser geachtet als andere, die in grobe Sünde gefallen, sondern habe es allein der Gnade Gottes gedanket, daß sie mich bewahret, und habe erkannt, daß manchem sein Fall zum Besten gedeihen könne, den verderbten Grund zu erkennen, da hingegen die Scheinfrommen in solcher Einbildung stehen, daß sie gar gerecht und gut wären, da sie doch von ihrem Unflat noch nicht gewaschen und vergeblich aufgeblasen seien in ihrem fleischlichen Sinn, welches ich darum sage, daß man nicht meine, ich wüßte mich groß damit, daß ich mich vor solchen Sünden durch Gottes Gnade bewahret, sondern von ganzem Herzen alles der Gnade Gottes zugeschrieben und erkennet, daß der verdorbene Grund auch in mir liege, da allerlei unreine Lust aufsteigen kann, und so man sie empfangen lässet, die Sünde müßte geboren werden, daß man ja nicht Ursache habe, stolz zu sein, sondern nach den Worten Pauli mit Furcht und Zittern seine Seligkeit schaffen müßte.
Die Furcht des Herrn hat mich bewahret, und seine Güte und Treue hat mich geleitet, welcher allein sei Lob, Ehr und Preis: Zu dem Ende ich auch dieses schreibe, daß du, geliebter Leser, seine mannigfaltige Weisheit erkennest, wie er auf allerlei Weise die Menschen zu sich ziehe, einige von zarter Kindheit, einige aber im mehreren Alter usf. Was mich belanget, so habe ich den Trieb seines guten Geistes von zarter Kindheit auf empfunden, aber aus Unwissenheit demselben guten Geist oft widerstrebet und ihm in mancherlei Gleichstellung der Welt durch den weltförmigen Adelstand[204] große Hinderungen gemacht, bis der Verstand herbeikommen, da das heilsame Wort seine kräftige Überzeugung in mir gewirket. Denn als ich ungefähr von 4 Jahren war, traf sich's zu, daß meine lieben Eltern, welche eine Zeitlang in Frankfurt gewohnet, wegen Kriegesunruh wieder aufs Land gezogen, weil es überall Friede ward, und also schon vieles wieder aufs Land bringen lassen, auch die selige Mutter mit meinen beiden Schwestern und mir, auf ein Gut, Philippseck bei Hettersheim genannt, war, und sich nichts Übels befahrete, da kam das Dienstvolk und berichtete, wie ein ganzer Trupp Reiter kämen, da dann ein jegliches geschwind das Seinige auf die Seite brachte und die selige Mutter mit drei kleinen Kindern allein beisammen ließen, da die älteste sieben, ich vier Jahr und die dritte an der Brust war; also nahm die selige Mutter die Jüngste an die Brust und uns beide an der Hand und ging ohne Magd nacher Frankfurt, welches eine große halbe Meile von der Stadt war; es war aber im Sommer, da die Frucht auf dem Felde stund, da konnte man den Schall der Soldaten hören, welche auf einem anderen Weg, etwa einen Pistolenschuß gegen uns über, marschierten, da wurde der seligen Mutter sehr bange und ermahnete uns zum Gebet. Als wir aber zu dem äußeren Schlag kamen, da wir in Sicherheit waren, setzte sich die selige Mutter mit uns nieder und ermahnete, dem höchsten Gott zu danken, der uns behütet. Da sprach meine älteste Schwester, so drei Jahre älter war als ich: Warum sollen wir nun Gott danken, nun können sie ja nicht mehr zu uns kommen? Da habe ich in meinem Herzen eine rechte Empfindung über diese Rede gehabt, daß mich's recht geschmerzet, daß sie Gott nicht danken wollte oder meinete, daß es nun nicht nötig wäre; das bestrafete ich an ihr mit brünstiger Liebe gegen Gott, dem ich von Herzen dankte. Item ich beredet wurde, daß die Bademutter die Kinder aus dem Himmel holete, habe ich großes Verlangen gehabt, mit der Bademutter zu reden und habe ihr anbefohlen, den Herrn Jesum Christum herzlich zu grüßen, und habe soviel von ihr begehret zu wissen, ob der liebste Heiland mich auch lieb hätte, welches ich mit sehr inbrünstiger Liebe empfunden: Das waren also die ersten Kinderbewegungen, so ich mich gar eigentlich erinnern kann.[205]
Als ich aber in das sechste Jahr war und meine selige Mutter abermals im Kindbette lag, wurde ich gewahr, daß die selige Mutter sehr weinete. Da forschete ich an der ältesten Schwester, was die Ursache ihres Weinens wäre, antwortete sie mir: eine bekannte adelige Jungfer wäre eine Hure geworden. Da wußte ich zwar ganz nicht, was eine Hure war, aber ich gedachte doch bei mir, daß es sehr böse sein müßte, weil die selige Mutter so weinete, und ging allein beiseits, fiel auf meine Knie und betete mit Tränen zu Gott, er solle mich doch bewahren, daß ich keine Hure würde. Dieses einfältige Kindergebet hat der treue Gott also gnädiglich erhöret, daß er mich nicht allein vor Gelegenheit behütet, sondern auch ein solches Herz gegeben, daß ich einen Greuel an unkeuschen Reden und Gebärden gehabt und in keiner Gesellschaft geblieben, wo es nicht keusch und ehrbar zugegangen. (Nichtsdestoweniger hat der Lästerteufel seine Lügen durch seine Werkzeuge gegen mich ausgeschäumet, meiner Schwester Töchterchen, so ich bei mir gehabt, wäre ein Hurenkind, welches doch meiner Schwester jetzt zweites Kind sei, und zu Praunheim, so eine Stunde von Frankfurt lieget, geboren, und getaufet von dem Pastore Joh. Harffen, welcher noch im Leben. Ich aber bin damals vierzig Meilen davon gewest am Hof und erst nach neun Jahren nach ihrer Geburt nacher Hause gekommen. Ihr Vater ist einer von Praunheim, und ihre Mutter ist meine mittelste Schwester; also, daß der Teufel sich nicht schämet, grobe offenbare Lügen zu reden, die nicht wert sind, daß ein Kind Gottes seinen Mund drob auftue, weil ein jeglicher, so die Wahrheit liebet, gar leicht dazu kommen kann, zu erfahren, daß solche Lästerungen Lügen sind, zumal allezeit Leute sich finden werden, die an solche Orte kommen, dadurch man die Wahrheit der Sache erfahren kann.)
Als ich nun in das neunte Jahr ging, wurden wir mutterlose Waisen und ging uns nicht zum besten, indem der Vater sich fünf Meilen von unserm Gut ab zu Hofe aufhielt und eine Schulmeisterswitwe bei uns Kindern ins Haus nahm, welche ihre eigenen Kinder im Flecken hatte und denen zuwandte, was uns gebühret hätte, uns aber mangeln ließ, daß wir oft gerne nahmen, was andere nicht[206] mochten. Auch geschah es durch Praktiken, daß sie oft bei Abendzeiten uns im Hause alleine ließ, da sich gewisse Leute in weißen Hemdern gekleidet hatten und ihre Gesichter mit Honig geschmieret und Mehl darinnen gestreuet hatten, mit Lichtern im Hause herumgingen, Kisten und Kasten aufbrachen und daraus nahmen, was sie wollten. Darüber wir solche Furcht bekamen, daß wir uns zusammen hinter den Ofen setzten und vor Angst schwitzten. Solches geschah so lange, bis das Haus sehr ledig wurde. Weil aber der Vater sehr hart gegen uns war, hatten wir nicht das Herz, etwas zu klagen, sondern waren nur froh, wenn er wieder fortgereiset war, und litten solches so lange, bis einstmals der von Praunheim, so nunmehr meine Schwester hat, uns besuchte, welcher damals noch sehr jung war, dem klagten wir unsere Not, welcher sich vornahm, im Hause verborgen zu bleiben bis an den Abend, zu sehen, ob dieses Gespenst wiederkommen wollte. Als es nun kam, gleich nach dem Schranke ging, aufzubrechen und herausnehmen wollte, da sprang er hervor und wurde gewahr, daß es Leute aus dem Flecken waren, eines Wagners Söhne, so mit der Witwe, welche bei uns sein sollte, gute Bekanntschaft hatten. Aber weil er alleine war, sprangen sie davon und wollten's nicht an sie kommen lassen, daß sie es gewesen wären, doch kam das Gespenst nicht wieder und bekamen auch vieles, so sie auf den Boden über der Küche geschleppet, wieder.
Diese schaffete der selige Vater ab und wurde ihm eine Kapitänsfrau vorgeschlagen, welche in der Haushaltung und anderen Geschicklichkeiten berühmt war; da meinte der selige Vater uns Kinder gar wohl versorget zu haben; aber es war eine unchristliche Frau, die ihre Soldatenstücke noch nicht vergessen hatte. Denn als sie einmal eine Menge kalikutischer Hühner sah, ließ sie diese ins Haus treiben, griff das beste, und die anderen ließ sie wieder fortjagen. Zu diesem ihrem gestohlenen Braten wollte sie trocken Holz haben, schickte mich, um solches zu erlangen, auf einen hohen Turm, so von fünf Stockwerk hoch und viereckigt gebaut, da war unter dem Boden ein Taubenhaus gebauet gewesen, wo dürre Bretter teils los und teils noch an einigen Orten fest saßen, von solchen Brettern sollte ich ihr holen, und als ich einige heruntergeworfen und noch eines,[207] so an einem Orte noch feste war, abziehen wollte, schlug ich zurück und fiel zwei Stockwerk hoch hinab und kam bei einer Treppen zu liegen, daß, so ich mich umgekehrt, ich noch zwei Stockwerk hoch gefallen wäre. Ich lag aber etwa eine halbe Stunde in Ohnmacht und wußte von mir selbst nichts, bis ich wieder zu mir selbst kam; da wußte ich anfangs nicht, wie ich dahin gekommen, stunde auf und fühlete, daß ich sehr matt war, ging die Steig hinunter und legte mich in das Bette, so in einem Gemach desselben Turms stunde, auf welchem der selige Vater pflegte zu schlafen, wenn er zu Hause war, und schlief etliche Stunden, hernach stunde ich auf und war frisch und gesund. Es war aber in währender Zeit keine Nachfrage nach mir geschehen, sondern als ich sagte, daß ich gefallen wäre, bekam ich Scheltworte, warum ich mich nicht vorgesehen. Ich ging aber auf die Seite und wollte nichts von dem gestohlenen Braten essen, es war mir eine rechte Schmach und hatte doch nicht das Herze etwas zu sagen.
Als ich nun zehn Jahr alt war und in das elfte ging, wurde meine selige Schwester, so drei Jahre älter war, zum Pastorn geschickt, daß sie sollte unterrichtet werden des heiligen Abendmahls: Da bekam ich solchen Trieb und wollte gerne mitgehen, der selige Vater aber wollte mich nicht dazu lassen, weil ich nur kürzlich erst zehn Jahr alt worden, ich aber hielte so lange an, bis der selige Vater so weit verwilligte, wenn der Herr Pastor mich würde tüchtig dazu erkennen, welcher mich vorkriegte und nicht allein nach den Worten, sondern nach dem Verstande der Worte fragete, gab mir Gott solche Gnade zu antworten, daß ich mit Vergnügung des Herrn Pastorn zugelassen wurde. Es dachte der Teufel aber damals mir einen Tück zu beweisen, indem eine nahe Verwandtin, von denen die mitgingen, mich beschuldigte gegen die anderen Kinder, ich hätte gesagt, wenn ich den gesegneten Kelch bekäme, so wollte ich tapfer draus trinken (welches in solchem Sinn gesaget wurde, als beliebte ich den Wein), welches mir aber nicht in meinem Sinn, viel weniger in meinem Mund gekommen war. Über solche Rede wurde ich inniglich betrübt, und als es vor den Herrn Pastorn kam, meinte er erst, daß meine kindlichen Jahre mir solche Rede ausgetrieben,[208] als er aber von mir hörete, daß ich's mit großer Wehmut verneinete und die Devotion bezeigete, so ich gegen den gesegneten Kelch (welcher die Gemeinschaft Christi ist) hatte, erkennete er meine Unschuld und redete der Lügnerin, so es aus ihren eigenen Gedanken auf mich gesagt, hart zu, und hat sie es auch bestanden, daß sie es nur so auf mich gedacht hätte.
Etliche Zeit hernach kam meine Schwester nacher Stuttgart bei des seligen Vaters Bruder, und ich mußte die Haushaltung über mich nehmen und von allem Rechnung tun, welches mir sehr schwer war, weil der selige Vater, so oft er nach Hause kam, mir sehr hart begegnete, und alles, was zerbrochen oder sonst nicht gleich recht nach seinem Sinn war, von mir forderte und oft unschuldig sehr hart strafte, darüber ich solche knechtische Furcht bekam, daß ich zusammenfuhr, wo ich nur eine Stimme hörete, so der Stimme meines Vaters ähnlich war. Darüber habe ich manchen Seufzer zu meinem Gott geschickt, aber wenn er wieder weg war, so war ich fröhlich und guten Muts, sang und sprang und war sehr fröhlich im Geiste, hatte aber dabei einen rechten Ekel, was unkeusch, auch nach kindischer Weise, war, mochte auch nichts von den Spielen, von Hochzeit, Kindtaufen und dergleichen zu tun haben, so schämete mich dafür.
Als ich nun zwölf Jahr alt war, wurde ich nach Hofe getan zu der Gräfin von Solms-Redelheim, welche es in sechs Wochen bekommen, daß sie bisweilen nicht recht bei Sinnen war; es war aber damals noch ziemlich mit ihr. Als sie aber bald darauf niederkam und zwei Kinder, einen jungen Herrn und ein Fräulein zugleich bekam, wurde es von Tag zu Tag schlechter, also, daß sie mich öfter vor ihren Hund, welcher ein kleines Löwigen war, ansahe und mit seinem Namen nannte und mich also schlug, auch geschah es, daß wir oft auf dem Wasser fuhren, da bei Winterszeit zwischen Frankfurt und Redelsheim die Wiesen ganz mit Wasser belaufen und das Wasser in die Kutschen ging, da fuhren die Kutschen ledig, wir aber auf einem Kahn bis zum Ende des Wassers, da wir denn erst einstiegen, da hat sie mich oft ins Wasser stürzen wollen, ich sollte schwimmen. Aber der Höchste hat mich bewahret. Endlich[209] geschah es einmal, daß ich gewahr wurde, daß sie aus ihrem Schrank ein Messer mit einer Scheiden bei sich steckte; da sagte ich es der Kammermagd, welche schon etwas ältrich war, sie aber wollte mir kein Gehör geben, sondern sagte, die Gräfin hätte kein Messer, es wäre Kinderei mit mir. Es war aber aus der Gräfin Schlafkammer eine Tür in unsere Kammer, und die Gräfin mußte durch unsere Kammer und Stube in ihr Gemach gehen, auf der anderen Seiten aber ging eine Tür in des Grafen Gemach. Als es nun Nacht war, und man sollte schlafen gehen, wollte ich mich nicht niederlegen, weil mir das Messer im Sinn lage; die Kammermagd aber zürnete mit mir und drohete es dem Grafen zu sagen, daß ich mich so kindisch stellete, aber ich legte mich nur mit den Kleidern aufs Bette. Ich der Nacht aber hörete ich einen Tumult, da weckete ich sie alle auf und stieg aus dem Bette; da höreten sie den Grafen aus der Kammer laufen, und alsofort kam die Gräfin und hatte das Nachtlicht und das bloße Messer in der Hand; als sie uns nun alle aufsahe, erschrak sie und ließ das Messer fallen, da sprang ich zu, als wollte ich ihr das Messer langen, lief aber damit zur Tür hinaus und im Dunkeln die Treppe mit dem Messer hinab. Als ich aber auf der Treppe war, hörte ich den Grafen rufen: Wo ist meine Gemahlin? Dem antwortete ich, daß ich das Messer hätte, war aber so furchtsam, daß ich nicht wieder umzukehren getrauete, sondern ging in einen Saal, welches der Riesensaal genannt ward und sehr furchtsam ist, da blieb ich. Die Kammermagd aber war aus Böhmen und leibeigen von der Gräfin Frau Mutter, die in Böhmen wohnete, die ging weg und kam nicht wieder; da war ich etliche Wochen ganz allein um die Gräfin, sie aus- und anzukleiden, und kam mir sehr hart an.
Es wurde aber der selige Vater von anderen gewahr, daß ich in solcher Gefahr war und nahm mich da weg. Hernach kam ich nach der Herzogin von Holstein, etwa im fünfzehnten Jahr, welche eine Landgräfin von Hessen und hatte Herzog Philipp Ludwig aus dem Suderburgischen Haus, welcher von der ersten Ehe eine Prinzessin hatte, so an den Grafen von Zinzendorf, dem Kaiserlichen[210] Kammerpräsidenten, verheiratet wurde; zu dieser fürstlichen Braut wurde ich zur Hofjungfer angenommen, welche eine von Steinling zur Kammerjungfer hatte, so schon bei dreißig Jahren war. Da ich aber da kam, wurde alsofort die Reise nach Linz angetreten, allwo das Beilager sein sollte; da fuhren wir auf der Donau und ginge sehr lustig zu, da die Pauken und Trompeten einen schönen Ton auf dem Wasser gaben und überall die ganze Reise sehr herrlich empfangen wurden durch Anstalt derer, die gesandt, die fürstliche Braut zu holen. Es kam mir auch meine vorige Angst sehr fröhlich vor und hatte nichts von Angst übrig, als daß ich oft dachte: Wenn's nur der Seelen nicht schaden möchte, weil ich an einen papistischen Ort kam. So oft wir nun in das Quartier kamen, suchte ich ein Gemach, da niemand war, fiel auf meine Knie, bat, Gott möchte doch alles hindern, was mir an meiner Seligkeit könnte schädlich sein. Dieses Beiseitgehen merkte das Kammermädchen der Braut, schlich mir einst nach und wollte sehen, was ich doch allein machte, da sie mich noch vor sehr kindisch ansahe, weil ich sehr schmal war, – als sie mich aber auf den Knien betend fand, ging sie stille wieder zurück, daß ich nicht wußte, daß sie mich gesehen hatte. Aber als einstmals die fürstliche Braut mich fragte: ob ich auch betete? antwortete sie, die mich also funden hatte, es wäre keine Sorge vor mich zu haben. Da merkete ich, daß sie meiner im Gemach wahrgenommen. Als wir nun nach Linz kamen, war das Beilager auf dem Kaiserlichen Schloß und ging alles sehr prächtig zu. Des anderen Tages mußte die fürstliche Braut in die Schloßkapelle gehen, da ward ein Segen über sie gesprochen und ein güldner Becher gegeben voll Wein, das nenneten sie den Johannissegen, daraus mußte der Graf und sie trinken. Ich aber bate Gott, er möchte mich doch vor dem Papsttum bewahren. Da geschahe es, daß nach dem Beilager, als jeder wieder an seinen Ort ziehen wollte, ein Disputat meinetwegen unter der Herrschaft entstund, daß nämlich der Graf sagte, er könnte nicht mehr als die Kammerfräulein (wie man dort die Adlige nennt) an seine Tafel nehmen, die andere müßte mit der Hofmeisterin speisen,[211] welches der Herzog nicht zugeben wollte, sagend, daß die Hofmeisterin nur bürgerlichen Standes wäre, also würde ich auch nur vor Bürgerstandes angesehen werden, da ich doch von einem alten Hause und nicht geringer wäre als die andere, da doch ein großer Unterschied auf solche Weise gemacht würde zwischen uns, er könnte es nicht verantworten, ich wäre seiner Gemahlin Taufpate.
Als aber das nicht helfen wollte, ward beschlossen, daß ich wieder mit zurückgehen sollte, und als mir's angesaget wurde, auch die Ursache, deuchte mir so gar wunderlich, daß um solcher Ursach ich wieder zurück sollte, denn es war noch mein Wunsch, daß ich allein mit der Hofmeisterin speisen sollte, lieber als über des Herrn Tafel. Aber ich wußte nicht, daß es die Barmherzigkeit Gottes also fügete und mein armes Gebet so gnädig erhöret worden, als ich hernachmals wohl erkannt habe, indem nach Verfließung einiger Jahre alle Personen, die mitkamen, samt der Fürstin zur päpstlichen Religion gefallen, da lernete ich die heiligen Wege Gottes an mir Armen erkennen und Gott preisen. Ich war aber damals sehr betrübt, daß ich wieder zurück sollte, und dachte, daß man meinen möchte, ich hätte mich nicht recht geschickt, auch war mir bange, wieder unter die harte Zucht des seligen Vaters zu kommen.
Als wir aber wieder nach Lißborg, so dem Landgrafen von Darmstadt zugehörete und der Herzog nur als einen Pfandschilling hat, kamen und hernach da wegzog in Sachsen, da er Wiesenburg von Kursachsen überkam und da wohnet, welches zehn Meilen von Leipzig und eine Meile von Zwickau lieget, da beliebte die Herzogin, mich bei sich zu behalten; ich übte mich in allerlei Geschicklichkeiten von allerlei Arbeit, daß ich sehr beliebt wurde, auch im Tanzen vor anderen den Preis hatte, welches mir die Eitelkeit lieb und angenehm machte, daß ich zur Kleiderpracht und dergleichen Eitelkeiten rechte Belieben hatte, weil mir's wohl anstunde und von jedermann gerühmet wurde, auch war niemand, der jemals gesagt hätte, daß es nicht recht wäre, sondern lobeten solche Eitelkeiten an mir und hielten mich für gottselig, weil ich[212] gerne las und betete und in die Kirche ging und oft die Predigt in allen Punkten wiedererzählen konnte; ich wußte, was das vorige Jahr über solchen Text war geprediget worden, da war es überall gut Ding und ward von Geistlichen und Weltlichen vor eine gottselige Jungfrau gehalten, und ob ich gleich mit Liebe und Lust in der Gleichstellung der Welt meinen Wandel führete und in die wahre Nachfolge Christi noch nicht getreten war.
Da fügte es die Barmherzigkeit Gottes, daß ein Obristleutnantssohn, Bretewitz vom Geschlecht, in mich verliebet wurde, und als durch seinen Vater an meine Herrschaft und nachgehends an meinen seligen Vater Ansuchung getan ward, da war es auf allen Seiten ja. Er sollte ein Jahr hinausziehen als Kornett, und dann sollte er des Vaters Kompagnie haben, so im Lande stille lag, welcher unter dem Kurfürsten von Sachsen Obristerleutnant war. Da er nun hinauskam in den Krieg, hörte ich oft von anderen, daß sein Leben nicht in der Gottseligkeit, sondern nach der Welt war; da betrübte ich mich heimlich und lag auf meinem Angesichte vor Gott und flehete, daß entweder sein Gemüt oder unser Verbündnis möchte geändert werden. Ich wußte aber nicht, daß der Höchste solches hatte geschehen lassen, daß ich vor anderen Edelheiraten behütet würde. Denn ich damals noch sehr jung und manche Heirat vorfiel, die ich mit dieser alle zurückhielt, ohngeachtet, daß schon manche Veränderung auf seiner Seiten vorgegangen, da er in Abwesen sich bald hie bald da engagieret hatte. Das währete etliche Jahr, in welchen ich viele heimliche Betrübnisse hatte, so die Freude der Welt sehr in mir dämpften, daß ich zwar wohl mitmachen mußte, aber das Herz war nicht dabei wie zuvor, da mir's wohlgefiel, also gelobet zu werden, da die adeligen Frauen, die nach Hofe mit ihren Töchtern kamen, ihre Töchter anmahneten, auf meine Sitten achtzuhaben und sie an sich zu nehmen, welches alles dem alten Menschen wohlgefiel. Es geschah aber, daß in solchen Jahren eine zehnmalige Veränderung geschah mit dem Bretewitz, daß er allemal anderes Sinnes worden und seinen Sinn auf andere gestellt, und wenn solche nicht also befunden, kehret er wieder um und schrieb von Beständigkeit, welches ich alles dem[213] Höchsten anheimstellete und mich näher suchte mit Gott zu vereinigen.
Dabei wurde mir manche Erquickung in Heiliger Schrift mitgeteilet, bald im Schlafe durch göttliche Träume, da ich mit solcher Kraft die Worte der Schrift redete und drob aufwachte, daß meine Gespielin, welche ein gottseliges Herz hatte, oft sehr darüber betrübt wurde, daß sie dergleichen nicht empfing; diese tröstete ich immer damit, daß sie mich vor ein solches Kind ansehen sollte, welches von dem Vater mit Zucker gelocket würde, sie aber wäre bewähret und hätte solcher Lockungen nicht nötig, welches mir auch von Herzen ging. Denn ich sah wohl, daß die Welt mich an sich zog um des freudigen Geistes, der in mir war. Mein Gott aber zog mich durch seine Freudigkeit und Liebe zu sich und schloß mir oft das Wort also auf, daß sich mein Leib und Seel drob erfreuten, darin ward ich immer mehr gestärket.
Hernach kam die Person, so sich so oftmals verändert, zu Hause und sprach an unserem Hofe zu, dem mein geistlicher Zustand oder Gemüt nicht anstehen wollte, weil er meinete, es würde sich vor Soldatenfrauens nicht schicken, so viel in der Bibel zu lesen. Er hätte gern gesehen, daß ich ihn aufgesaget hätte, weil sein Vater eine reiche Heirat in Dresden vor ihn wußte, wenn er mit Manier von mir abkommen könnte, und wollte doch nicht gern den Namen haben, daß er untreu würde, hätte es so gerne auf mich geschoben. Aber ich blieb still und kehrete mich an nichts, sondern vertrauete meinem himmlischen Vater, der würde es wohlmachen. Als nun das alles nicht angehen wollte und einer, genannt von Fresen, merkte, daß es nur Falschheit mit ihm war, und mich gern gewarnt hätte, meinend, daß ich's nicht merkte, daß gedachter von Bretewitz nicht aufrichtig wäre, schrieb derselbe einen Brief an mich, weil er keine Gelegenheit hatte, mit mir zu reden, indem ich fast immer bei meiner Herzogin im Gemache war. Diesen Brief bekam gedachter Bretewitz in Händen und meinte große Dinge daraus zu haben und mich zu beschuldigen, daß ich gegen andere Affektion hätte oder mit anderen freiete. Sein Vater, der damals gegenwärtig war, dachte auch, daß das gut vor sie wäre und[214] sie mit guter Manier die reiche Heirat antreten könnten, ging zum Herzog und zeigte ihm den Brief vor, wie daß andere mit mir freieten und also sein Sohn keine Hoffnung vor mir machen könnte noch möchte, sondern sein Glück weiter suchen müßte. Dieses verdroß zuerst den Herzog, solches von mir zu hören, da ich bisher so vieles mit ihrer Verwunderung übersehen und alle Gelegenheiten ausgeschlagen. Dasselbe wurde mir von einem guten Freund gesagt, daß dergleichen von mir vorgebracht würde, ich wußte aber nicht, was im Brief war, und hatte derselben Person nicht gestattet, einmal mit mir zu reden. Da gedachte ich bei mir selbst: Du wunderbarer Gott, du weißt, daß so manche Untreue gegen mich verübet, und ich hab' um des Gewissens willen mich stille gehalten und alle Veränderung erduldet und dir die Sache befohlen, wie, soll nun diese Untreue treu, und ich bei meiner Treu und Redlichkeit untreu gehalten werden? Das wollte mich sehr schmerzen; indem mein Gemüt so schamhaft war, daß die Herrschaft von mir ein solches gedenken sollten. Als ich nun mit Tränen in mein Gemach ging, fielen mir in meinem Herzen die Worte bei: Was ich jetzt tue, das weißt du nicht, du wirst es aber hernach erfahren. Darauf gab ich mich zufrieden und dachte, der Herr wird's wohlmachen, ist doch deine Unschuld vor ihm offenbar, was sind Menschen, so dahinsterben wie das? Als aber des anderen Tages der Brief recht gelesen war, da befand sich's, daß die Person beklagte, eine Gelegenheit zu haben, mit mir zu reden und seine ehrliche und aufrichtige Liebe zu offenbaren, da er wußte, wie falsch diese Person gegen mich wäre, die ich mich doch aufhalten ließe, anderer Liebe anzunehmen. Da wurde erkannt, daß ich ja unschuldig wäre und nichts Untreues vorgenommen hätte; da konnten sie nicht fortkommen. Es fragte mich aber der Herzog und die Herzogin, wie ich gesinnet wäre, es sollte nun ausgemacht werden; da bat ich, man möchte ihn nicht dazu antreiben, mich zu nehmen, da genugsame Versicherung hätte, daß sie gerne eine Sache gegen mich hätten haben wollen; als sendete gedachter von Bretewitz zwei Kavaliere an mich, zu hören, wie ich gegen ihn gesinnet? Ob ich noch einige Zeit seines Glücks erwarten wollte. Ich gab ihm aber damit seine[215] Freiheit, meinetwegen sein Glück zu suchen, wo er wollte, denn ich mich nicht länger gehalten fände, mein Gemüt zu solchem untreuen Herzen zu wenden, das mich gerne, wo es möglich gewesen, aller Untreue beschuldigt hätte. Darauf geschah ein falsch Kompliment, als ob's ihm leid wäre, daß solcher Mißverstand wäre vorgegangen, aber dabei wäre es ausgemacht, daß er keinen Anspruch mehr an mich haben sollte; die reiche Heirat aber ging nicht vor sich, ist auch darnach kontrakt geworden.
Ich aber kehrte mich an nichts mehr, sondern erkennete, daß durch solche Gelegenheit Gott meinem streitenden Gemüte Freiheit gegeben, da ich immer sorgete, ich möchte mich an ihm irren oder möchte dieses und jenes nicht wahr sein. Also wurde ich der Last los und war unterdessen so gestärkt, daß andere Heiraten nicht mehr bei mir stattfunden, sondern lag mir immer im Sinn, daß unter Edelleuten so großer Mißbrauch wäre, so dem Christentum ganz und gar zuwider. Erstlich, daß sie zum Trunke mehr Gelegenheit und Force haben als andere Standespersonen. Zweitens, daß sie gleich um jedes Unrecht und liederliches Wort Leib und Seele müssen in Gefahr setzen, wo sie nicht wollen beschimpfet sein. Solche Dinge gaben mir ein sehr tiefes Nachsinnen, wo doch das sehr böse Ding unter dem Christentum hätte können stattfinden, daß man sich einbilden darf, ein Christ zu sein und doch ganz gegen die Lehre Christi zu leben, und nicht einmal ihnen angesonnen wird, von solchem Vornehmen abzustehen oder die Gemeinschaft Christi zu verlassen, das hat mir allen Mut benommen zu heiraten. Denn ob ich gleich einige feine Gemüter gekannt, so einen Abscheu dran hatten, so lag mir doch im Sinn, daß die Nachkömmlinge doch in solche Gefahr gesetzet würden, und wendete also meine Gedanken vom Heiraten ganz ab, als lebete keine Mannsperson mehr in der Welt, die mir auf solche Weise anginge, denn anderes Standes, dachte ich, dürfte ich doch nicht nehmen, weil der selige Vater sehr auf sein alt Geschlechte sahe.
Als sich's aber zutraf, daß nach einiger Zeit eine geistliche Person, so im vornehmen Amte stund, ein Belieben zu mir zu bewegen, hatte ich einen heftigen Streit in meinem Gemüte, indem ganz keine[216] Gedanken zum Heiraten in mir stattfinden wollten. Da mußte ich nach langem Streit mein Gemüt dem Herrn übergeben und übergab es meinem leiblichen Vater, von dem ich den Willen meines himmlischen Vaters erfahren wollte. Ehe ich aber solches täte, schrieb ich an zwei gottselige Männer, die mir in der wahren Gottseligkeit wohlbekannt waren, und legte ihnen einige Fragen vor, welche mir denn also beantwortet wurden, daß ich keine Ausflucht mehr in meinem Gemüte wußte, sondern es auf Gottes Willen ankommen ließ, den ich durch meines Vaters Willen zu erfahren glaubte. Der selige Vater übergab es meiner gnädigen Herrschaft, meine gnädige Herrschaft überschickten demselben Geistlichen ihren Willen, ich aber berief auf den Willen meines seligen Vaters und wollte weder ja noch nein von mir geben, sondern meines seligen Vaters Ja sollte mein Ja und sein Nein mein Nein sein. Da geschah es, daß mein seliger Vater anderes Sinnes ward und sprach nein, dabei blieb es. Unterdessen bis die Nachricht wieder zurückkam, dann wir vierzig Meilen von dem seligen Vater und auch von der geistlichen Person ab waren, wurde ich zu Hofe vor eine Braut gehalten, ich mochte mich auch weigern wie ich wollte, so dachte niemand, daß die einmal geschehene Übergebung des seligen Vaters an die gnädige Herrschaft könnte umgezogen werden, auch hätte der Geistliche darauf getrieben, so wäre es eine streitige Sache geworden. Aber es war nicht der Wille des Herrn, denn der gedachte Geistliche nahm das Nein meines Vaters an und gab sich zufrieden. Da hatte ich wieder eine neue Schmach in meinem Herzen, weil ich merkte, daß über solchen Zurückgang viel Wunders war.
Aber es waren nur lauter heilsame Prüfungen meiner Seele, in die Gelassenheit Gottes einzukehren. Da gab mir Gott immer mehr und mehr Gnade. Denn ehe die Ansuchung dieser Heirat vorging, wurde ich mit zwei rechten Gottesmännern in Frankfurt bekannt, da wegen Unpäßlichkeit unserer ältesten Prinzessin meine gnädigste Herrschaft nach dem Emser Bad reiseten und ich durch Gottes sonderbare Schickung erstlich mit dem gottseligen Freund bekannt wurde, da er auf dem Schiff war, in welchem wir nach dem[217] Wasserbad fuhren, da kam er durch Gottes sonderbare Schickung neben mir zu sitzen und kamen in einen geistlichen Diskurs, welcher etliche Stunden währete, also, daß die vier Meilen von Frankfurt bis Mainz, allwo er ausstieg, mir nicht eine Viertelstunde deuchte, und redeten ohne Aufhören zusammen, daß nicht anders war, als ob er in mein Herz sähe und alles hervorkam, was mich bis dorthin noch in Zweifel gehalten, ja, es war auch nicht ein Wort verloren, dessen ich nicht vom Geist Gottes wäre erinnert worden zu der Zeit, wenn es könnte in die Praxis gestellet werden. Ja, ich fand an demselben Freund das, woran ich gezweifelt, an einigen Menschen in der Welt zu finden, weil ich mich so lange darnach umgesehen, ob auch wahre Täter des Wortes sein könnten, und hatte mich daran aufgehalten, weil ich keinen fand. Aber als ich an diesem gewahr wurde, daß er solche Einsicht hatte und den Grund meines Herzens mir vorsehen konnte, auch solche Niedrigkeit, Sanftmut, heilige Liebe und Ernst, den Weg der Wahrheit zu erkennen zu geben, da wurde ich recht getröstet und sehr gestärkt und suchete durchzubrechen, darin ich durch die Unwissenheit bis dorthin sehr aufgehalten wurde von denen, die mich hätten forttreiben sollen, die machten mich irre, als wären es unnötige Dinge, darüber ich mich so sehr bemühete. Aber als ich an dem gedachten Freund wahrnahm, daß sein Sinn und des Herrn Wort übereinstimmete und alle Zweifel aufgelöset wurden, die in mir oft entstunden, weil ich niemand kennete, so nach dem Wort des Herrn in aller Einfalt wandelte und mich selbst beredete, als müßte es nicht so einfältig zu verstehen sein, daß man's tun sollte, sondern müßte an dem Wissen genug sein, weil ich niemand im Tun sahe. Da wurde ich aber von gedachtem Freunde bestärket, daß nicht auf das Exempel der Menschheit, sondern auf das Exempel des Herrn zu sehen wäre und auf das Wort der Wahrheit, dagegen alle Menschen Lügner.
Da war eine göttliche Überzeugung in meinem Herzen, und darauf wurde ich mit dem anderen Freunde bekannt, von den beiden ich hernachmals kräftiglich im Guten bestärket ward, und bekam immer mehr und mehr einen Abscheu vor der Welt und ihrer Gleichstellung. Dann, als Gott das Wort 2. Petr. I in meinem Herzen lebendig[218] machte: Ihr werdet göttlicher Natur teilhaftig, so ihr fliehet die vergängliche Lust der Welt, sprach ich bei mir selbst: Soll ich mich um solche schnöde vergängliche Lust göttlicher Natur berauben, nein, ich will mit Gottes Hilfe durchdringen, es koste, was es koste. Schrieb darauf an den ersten Freund, der mir soviel göttliche Gabe durch Gottes Gnade mitgeteilet, daß ich ihn als einen Vater liebete, nämlich, daß ich vorhätte, mich von aller Gleichstellung der Welt loszumachen. Der war aber in Sorgen, daß ich nicht möchte stark genug sein, dasjenige, was mir darob begegnen würde, auszustehen, und ermahnete mich, nur mein Herz von allem abzureißen, so würde Gott auch Mittel und Gelegenheit zusenden, von dem Äußeren, so mich beschwerete, frei zu werden, ich sollte nur Gott vertrauen und ihm treu bleiben in der Liebe. Aber es wollte der überzeugende Geist Gottes meinem Gemüte keine Ruhe lassen, sondern überzeugete mich mit den allerkräftigsten Sprüchen, zum Exempel: Stellet euch nicht gleich dieser Welt. Verleugnet euch selbst. Die heilsame Gnade züchtiget uns, daß wir sollen verleugnen. Item: Schaffet, daß ihr selig werdet mit Furcht und Zittern. Ringet darnach, daß ihr durch die enge Pforte eingehet. Wer mich verleugnet vor den Menschen. Der Teufel gehet umher wie ein brüllender Löwe. Das Gleichnis von den fünf törichten Jungfrauen, und dergleichen heilsamen Örter Heiliger Schrift waren immer in meinem Herzen und trieben mich an, die Gleichstellung der Welt von mir abzulegen, und war doch die Furcht vor der Herrschaft bei mir noch, die ich nicht überwinden konnte. Da tanzete ich oft mit Tränen und wußte mir nicht zu helfen. Ach, dachte ich oft, daß ich doch eines Viehhirten Tochter wäre, so würde mir ja nicht verdacht, in der einfältigen Nachfolge Christi zu wandeln, es wäre kein Aufsehen auf mich. Als ich aber erkennete, daß mich kein Stand entschuldigen wollte, weil ich dem allen absagen müßte, so ich Christi Jünger sein wollte, und mich nichts hindern könnte, so ich die Schmach der Menschen an die Seite setzete und die gerne erdulden wollte, um Christi teilhaftig zu werden.
Da entschloß ich, durch Gottes Gnade, von nun an es mit Ernst anzugreifen und weder Leben noch Tod mich aufhalten zu lassen,[219] ging darauf nach meiner seligen Herzogin, begehrete meine Entlassung, welche mir durchaus geweigert wurde. Als sie aber begehreten zu wissen, was mich dazu bewegete, sagte ich frei heraus, daß mein Wandel, wie ich ihn bei Hofe führen müßte, wider mein Gewissen stritte. Da wollte die liebe selige Herzogin mir solches aus dem Sinne reden, sahen es für eine Melancholie an und sprachen: Ihr lebet ja als eine tugendsame Jungfrau und leset und betet fleißig, sehet doch die und die an, welche ja christliche Leute sind, und tun solche Dinge mit, es ist ja nicht verboten, wenn man nur das Herz ja nicht dran hänget. Aber ich wollte mich auf keine Exempel weisen lassen, sondern zeigete das einige Exempel Christi und sein Wort, darauf ich gewiesen wäre, ich beurteilete andere nicht, aber ich konnte mich mit ihrem Exempel doch nicht befriedigen, sondern müßte eine größere Festigkeit meines Berufes und Erwählung in Christo haben. Da nun meine liebe Herzogin sah, daß ich mich nichts umwenden würde lassen, sagten sie zu mir, alles mich zu erlassen, was ich fände, wider mein Gewissen zu sein, ich sollte nur bei ihnen bleiben und im übrigen meine Dienste verrichten wie vorhin. Ich stellete aber vor, wie manche Aufwartung sie würden beraubet sein, absonderlich wenn Fremde kämen, da es leicht kommen könnte, daß die andere Jungfer krank würde, so würden sie alsdann ganz ohne Aufwartung sein, dieweil bei angestellten Fröhlichkeiten ich nicht sein möchte und ihnen Anlaß zum Spotten geben. Aber sie ließen sich nicht irren, sondern versprachen mir treulich zu halten, daß ich aller Aufwartung bei Eitelkeiten los sein sollte. Als dieses geschehen, sagte sie es dem Herzog, der war mit meinem Vornehmen nicht zufrieden, meinete, daß es Melancholie wäre, und kriegte mich hart an, sprechend, es wäre vom Teufel, ich wäre eine solche junge Dame, die bei Hohen und Niederen beliebt wäre, und wollte mich nun in solche Verachtung stürzen, daß man mich vor eine Törin halten würde, was die Meinen dazu sagen wollten? Ich antwortete aber ganz getrost, daß mein Vornehmen nicht nach eigenem Gutdünken vorgenommen wäre, sondern nach dem Wort meines Heilandes, der die Wahrheit wäre. Was mir nun darüber, daß ich seine Stimme hören und derselben folgen wollte, begegnen[220] würde, das wollte ich getrost annehmen, er würde mir schon Beistand tun, daß ich der Welt Schmach würde ertragen können. Als nun alles Zureden nichts verfangen wollte, wurden mir einige sogenannte Geistliche über den Hals geschickt, die wollten mich bereden, daß ich die Worte der Schrift nicht recht verstünde, ich machte mir schwere Gedanken, da ich keine Ursach hätte, ich wäre ja christlich und tugendsam, ich sollte mich vor schweren Gedanken hüten. Aber ich antworte nach meines Heilands Wort und fragete sie auf ihr Gewissen: welches unter diesen beiden das sicherste wäre: in aller Einfalt den Fußtapfen Christi nachfolgen oder bei Gleichstellung der Welt von der Nachfolge Christi reden und ein Belieben daran zu bezeugen ohne Tat? Da sprach ich, mir ist befohlen, das Beste zu erwählen, vor Können und Vermögen lasse ich meinen Gott sorgen, der seinen Geist zu geben verheißen hat, der nicht schwach, sondern in unserer Schwachheit mächtig ist. Wenn ich's aus eigener Kraft vornehmen würde, so möchte mir angst und bange sein, weil ich mein Unvermögen wohl kenne, aber weil ich's in der Kraft Christi nach seinem Befehl vorgenommen, so weiß und glaube ich auch gewiß, daß ich durch ihn alles vermag, und daß der treu ist, der es in mir angefangen, der wird es auch tun und vollführen bis auf seinen Tag. Da ließen sie mich fahren.
Sie versuchten's aber noch auf eine andere Weise, indem sie dachten, durch Schmach mich aufzuhalten, da über der fürstlichen Tafel bald einer den anderen ansah, und mich ansahen, und gegeneinander lachten, auch oft redeten, daß denen Frauenzimmer nicht geziemet, so viel in der Bibel zu lesen, sie würden sonst allzu klug. Ich aber ließ sie spotten und erquickte mich in der Liebe meines Gottes. Als es nun fast ein Jahr gewähret, und es schiene, daß mich auch der Geringste, ausgenommen etliche fromme Herzen, am Hof vor einen Spott hielte, ich es aber gering achtete, um Christi willen zu leiden, da wendete es sich ganz und gab der große wunderbare Gott eine solche Furcht in aller Herzen, sowohl Hohen als Niederen, daß sie sich scheueten, in meiner Gegenwart etwas Unrechtes zu reden oder zu tun, ob sie sich gleich nicht scheueten vor dem Hofprediger, so war es doch in meiner Gegenwart ganz stille, auch die ganz wilde[221] Jugend stellete sich ganz still und ehrbar, wenn sie mich kommen sahen. Da dacht ich oft mit Tränen bei mir selbst, mein Gott, du wunderbarer Gott! wer hat diesen solche Furcht ins Herz gegeben, und mit welcherlei Macht habe ich's doch zuwege gebracht, daß Große und Kleine sich in meiner Gegenwart scheuen, Unrecht zu tun? Hab' ich mich doch unter alle erniedriget und jedermanns Spott gern auf mich genommen, wer hat es doch also gewendet? O Herr, deine Allmacht ist's, deine Gegenwart verursacht's, du erhöhest das Niedrige, und das Elende siehst du an und richtest sie auf aus dem Staub, dein ist die Ehre, und zu deinen Ehren soll es auch geschehen. Solches erweckete nicht ein Aufblähen in meinem Herzen, sondern zog mich zur Herzensdemut und zerfloß gleichsam vor meinem Gott, da ich seine Größe fühlete und sahe, daß er der Fürsten Herzen lenken könnte wie Wasserbäche. In solchem Zustand bin ich nachmals drei Jahre am Hofe gewesen und kann wohl sagen, daß ich ungemeine Gütigkeit nicht allein von der lieben Herrschaft, sondern von jedermänniglich hatte, die mich liebeten, als Kinder eine Mutter lieben mögen. Aber ich habe mich durch Gottes Gnade bewahret, daß ich die Gnade von dem Hohen nicht mit Überfluß annahm, noch zu was Zeitlichem anwendete, sondern bewahrete sie mir dazu, daß meines Gottes Ehre dadurch möchte befördert werden, und floh alles andere, was für den Menschen mich groß und hoch machte, auch gebrauchte ich der anderen ihre Gunst nur, daß ich Platz an ihren Seelen hätte.
Da hat es dem Höchsten gefallen, unterschiedliche von Hohen und Niederen durch mein armes Exempel kräftiglich zu sich zu ziehen, daß man eine wahre Veränderung gespüret, da es doch anfangs ganz das Gegenteil schiene, und also zu sagen, die letzte Tücke des Satans war, die er mir damals bewiese, daß er mich anfangs durch gutmeinende Menschen bald hätte irregemacht, welche meineten, daß ich mich durch solche Absonderung von der Gleichstellung der Welt, als Kleiderpracht, Entblößung der Glieder, allerlei weltliche Lust, aller Gelegenheit beraubet, den Nächsten zu erbauen. Und als sich's nun so anließ, als trügen die Scheu mit mir umzugehen, die zuvor so manchen schönen geistlichen Diskurs mit mir geführet,[222] da hätte bald solche Tücke etwas an mir vergangen, und gedachte, du hättest ja alles nach dem Herzen können ablegen, wenn du schon dies und das Äußerliche an dir behalten, so wärest du ihnen doch nützlich gewesen. Aber der Geist der Wahrheit richtete mich gleich wieder auf und legete mir andere Gedanken für, da ich so dachte: Was hast du aber in deiner vorigen Zeit mit all den schönen Worten anders ausgerichtet, als daß sie von der Gottseligkeit Worte gelernet und nicht getan und also doppelte Streiche verdienet? Und wo bleibet die Verfolgung, die der Heilige Geist bezeuget hat über die Nachfolger Christi, wenn man die Gleichstellung der Welt äußerlich an sich behält? Oder wo ist die Bekenntnis Christi zu seiner Nachfolge bei solcher Vorstellung? Sollte denn in dem Gehorsam des Glaubens, da man in der Selbstverleugnung stehet, nicht mehr Segen sein als bei den bloßen Worten ohne Kraft? Ist doch der Jünger nicht größer denn sein Meister, wie wollte man denn bei einem kraftlosen Glauben andere zur Nachfolge bringen? Mit dergleichen Gedanken habe ich alles überwunden und durch Gottes Gnade erfahren, daß in einem Wort, wo die Tätigkeit dabei ist, mehr Segen und Gnade ist, als in tausend Worten ohne Tat.
Als die drei Jahre nun vorbei, daß ich in aller Einfalt meinen Wandel bei Hofe geführet und mich beflissen, nichts anderes zu tun, als was ich vor Gottes Angesicht mit Anrufung seines heiligen Namens tun könnte, und alle vergängliche Lust, wodurch nur das Fleisch und nicht der Geist erquicket, von mir abgelehnet, da geschah es, daß mein seliger Vater mich verlangete, weil die Stiefmutter im Kindbette gestorben und das Kind einige Zeit im Leben bliebe, da sollte ich dem Vater die Haushaltung führen und wurde also vom Hofe abgefordert; es hielte aber sehr hart, daß ich meine Erlassung bekommen konnte, weil meine liebe selige Herzogin mich liebete, als wenn ich ihr Kind wäre, auch mit vielen Tränen meinen Abschied beklagten, also, daß mir auch nachgesandt wurde, ich möchte doch wiederkommen, und nicht nachgelassen wurde, bis ich mich so weit versprach, daß, soferne ich wieder nach Hofe ginge, ihnen vor allem wollte verbunden sein. Als ich aber nach Hause kam, hatte der Vater, weil das Kind gestorben, resolvieret, bei der[223] Fürstin von Philippseck sich zum Hofmeister zu begeben, und ich bekam also Freiheit, mich bei einer vornehmen, gottseligen Witwe Bauern von Eisenach, geborene Hinßbergin genannt, in die Kost zu begeben, deren Tugendwandel jedermann in Frankfurt bekannt gewesen, und ihr Ende ist im Segen, welches gezeiget, daß ihr Wandel aufrichtig vor Gott und Menschen gewesen ist. Bei derselben bin ich sechs Jahr gewesen und haben uns geliebet als ein Herz und eine Seele, da hat mir der Herr viel Gutes getan und in denselben in einer Wassersgefahr so mächtig gestärket, daß ich mich freuete, da andere zitterten und zageten. Denn es geschah, daß ich auf dem Marktschiff von Frankfurt nachher nach Hanau fuhr, meine Schwester, die von Dorffeld, zu besuchen, da waren unterschiedliche Leute, auch einige Soldaten, so mit unkeuschen Weibspersonen sehr grobe und unzüchtige Scherzreden führeten, darüber meine Seele betrübet wurde, daß die Menschen ihrer Seelen so ganz vergessen, lehnete mich an das Schiff und suchte einzuschlafen, daß ich solche Rede nicht länger hören möchte, als ich nun in Schlaf kam, träumete mir der Spruch Psalm 14: Der Herr schauet vom Himmel auf die Menschenkinder usw., womit ich erwachet, und als ich schon wachete, kam mir's vor, als ob ein großer Sturmwind käme und das Schiff umdrehete, da erschrak ich und dachte, du wachest ja, wie ist dir denn zumute? Es war aber nicht eine Viertelstunde hernach, so kam ein rechter Windwirbel, der das Schiff fassete, und in sehr großer Gefahr waren, daß sie alle vor Angst schrien und den Namen Jesu, den sie zuvor in ihrem leichtfertigen Scherz so oft unnütz genennet, um Hilfe anriefen. Da tat mir Gott meinen Mund auf, daß ich ihnen zeigete, was vor Angst die Gefahr des Todes machen könnte und wie sie zuvor den Namen Christi unnützlich geführet, den sie nun um Hilfe anschrien, dabei vorstellete, wie gut es sei, in der Furcht des Herrn zu wandeln, auf daß man in aller Not Zuflucht haben möchte; als nun der Höchste Gnade gab, daß sich der unversehene und geschwinde Sturm legete, war eine von den Frauensleuten so frech, daß sie scherzweis sagte: es wäre bald gegangen, daß das Schifflein mit Wellen wäre bedecket worden, dabei sie laut lachte, worüber ich recht eifrig wurde,[224] sagte: Ich freches Mensch, gedenket Ihr nicht, daß uns die Hand des Herrn noch finden könnte, da wir jetzt an ebenderselben Stätte sind, da uns der Sturm und Windwirbel ergriffen usw. Ich hatte meinen Mund kaum zugetan, da war der vorige Wind und wurde in das Schiff ein Loch geschlagen, daß sich alle des Lebens erwägten, ich aber bekam eine sehr ungewöhnliche Freude. Denkend: Soll ich nun meinen Jesum sehen? Was wird hier im Wasser bleiben? Anders nichts, als das Sterbliche, das mich so oft beschwert! Was in mir das Leben gewesen, das stirbt nicht usw. Diese innigliche Freude wurde ein Doktor, Mige genannt, aus Hanaus an mir gewahr und hatte sich darüber bei sich selbst verwundert, auch dadurch in seinem Gemüt aufgerüttelt. Als wir aber meineten, daß das Schiff sinken wollte, weil es schon sehr viel Wasser hatte und alles Zustopfen und Ausschöpfen nichts helfen wollte, auch der Sturm aufhielt, daß man weder zur Rechten noch zur Linken ans Land konnte, da war es auf einmal ganz stille und drang der Schiffer zu Land, da sprungen sie aus dem Schiff, und die wilden Soldaten hatten meine Worte zu Herzen genommen, nahmen genau acht auf mich, daß ich wohl zu Land kam, und danketen, daß ich ihnen zu Herzen geredet, auch bezeugte der Doktor Mige, daß er solche meine Freudigkeit in dieser Todesangst nimmermehr vergessen wollte, wie er auch vielen solches mit Verwunderung erzählet, ist auch manche Seele in Gott gestärket worden, darüber der Teufel mich mit allerlei Lästerung und Lügen beleget, daß ich also auch in Frankfurt der Leiden meines Heilandes bin teilhaftig worden auf unterschiedliche Weise. Als ich aber etwa ein Jahr bei ihr war, hatten die liebe Herrschaft erfahren, daß der Vater mich nicht nötig hätte, schrieben also meine liebe Herzogin selbsten und ließen durch den Herrn Kammersekretarium, von der Strassen genannt, an mich schreiben, daß ich doch wieder kommen sollte und meine Dienste antreten, sie wollten Kutsch und Pferde schicken und mir doppelte Besoldung geben, ich sollte auch den Namen einer Hofmeisterin haben, aber ich entschuldigte mich damit, daß ich müßte die Aufsicht auf des Vaters Güter haben und oft da gegenwärtig sein, daß alles möchte in acht genommen werden. Nachgehends haben sie[225] mir's noch mündlich sagen lassen durch den Herrn Hofrat Gerhard, aber ich bin bei meiner vorigen Resolution geblieben, weil es mir würde schwer gefallen sein, das Hofleben aufs neue anzunehmen, da ich mich zur Einfalt gewöhnet.
Als ich nun bei der Frau Bauerin war und meine Schwester, die von Praunheim, mir zusprach, wurde sie gewahr, was eine schöne Kinderzucht die selige Bauerin hatte, bat mich daher sehr inständig, eine von ihren Töchtern zu mir zu nehmen, daß sie auch also christlich möchte auferzogen werden, gab mir also die, so nach meinem Namen genannt war und acht Jahre alt war, welche sich sehr wohl anließ.
Da ich aber sechs Jahr bei der lieben Frau Bauerin zugebracht, fügte es der höchste Gott, daß mein lieber Mann, welcher mich etliche Jahr zuvor in Frankfurt gesehen und in Gott kennen lernen, einige Gedanken bekam, mich zu heiraten, und gab zu Lübeck einer gewissen Person die Kommission, mit mir zu reden, welche es erst nach einer geraumen Zeit tat, aus Mangel der Gelegenheit. Als mir aber solches vorkam, konnten mir ganz keine Gedanken zu heiraten in Sinn kommen, sondern, als ich mit meinem Gebet vor Gott gewesen, setzte ich mich nieder und schrieb es ab und schlug eine andere sehr tüchtige Person vor; aber mein lieber Mann ließ sich's nicht irren, sondern schrieb an einen lieben Freund und vornehmen Geistlichen und auch an meinen seligen Vater, welchen Brief ich erstlich zurückhielte, bis ich in meinem Gewissen gedrungen wurde, solches Werk, weil es keine andere Absicht hatte, als zur Ehre Gottes, meinem Vater zu übergeben; schrieb ihm solches und sandte seinen Brief und war dabei also still, als ob mir's nichts anginge. Alles, was darin gehandelt wurde, war mir fremde, ich dachte auch nicht, daß es mein seliger Vater zugeben würde. Als ich aber seine Antwort bekam, darin er setzete, er hätte viele Ursachen, jetzt in seinem Alter mich nicht so weit von sich zu lassen und hätte noch nie sich resolvieren können, außerhalb seinem Stande ein Kind heiraten zu lassen, doch wüßte er nicht, wie er dem Willen Gottes widerstreben sollte. Da ging mir's zu Herzen und dachte, es muß von Gott sein, weil meines Vaters Herz über alles Vermuten also[226] gerühret war. Er stellete es in meinen Willen, welches ich aber nicht annehmen wollte, sondern es seinem Willen ganz überwies. Mein Schwager, der von Dorffeld, so am Hanauischen Hofe Hofmeister, war sehr dawider, aber mein seliger Vater antwortet ihm sehr christlich, daß es nicht fein wäre, daß wir in der evangelischen Religion die Geistlichen so geringe achteten, da die in der päpstischen falschen Kirchen ihre Geistlichen so hoch hielten, im gleichen, so schickete sich seine Tochter vor keinen Weltmann, sie heiratete nicht aus Leichtsinnigkeit aus ihrem Stande, das wäre jedermann bekannt, Gott hätte mich zu solchem Stande berufen. Damit mußten sie stille sein, und mein seliger Vater gab das Ja von sich. Darauf mein lieber Mann nach Frankfurt reisete und unsere Trauung am 7. September 1680 von D. Spener geschahe, im Beisein Ihro Durchlaucht der Fürstin von Philippseck, meines seligen Vaters und einiger vornehmer Leute, so ungefähr dreißig Personen, und alles so christlich und wohl abging, daß jedermann vergnügt war; es kunnte aber der Lästerteufel auch seine Tücke nicht lassen, sondern verdroß seine Werkzeuge, daß es nicht nach der Weltart mit Fressen, Saufen und wildem Wesen vollbracht wurde. Da erdachten sie solche Lügen, nämlich, es hätte sich der Heilige Geist in dem Gemach, da wir getrauet wären worden, in Feuersgestalt sehen lassen, da hätten wir die Offenbarung Johannis (darinnen ich damals das Licht nicht hatte, was ich jetzt aus seiner Fülle habe, uns Gerichte Gottes und darauf folgende Herrlichkeit für seiner Kirchen allhier auf Erden mit großer Gewißheit erkenne, welches zur Vergeltung der Schmach, die wir um Christi willen erlitten) ausgeleget. Und solche Lügen wurden gegen Herrn Doktor Heiler erzählet, welcher aber selbst auf unserer Hochzeit gewesen, so denen unwissend, die es erzähleten. Als er aber solches widerspricht mit Vermeldung, daß er selbst gegenwärtig gewesen und nicht anders als christlich und wohl zugegangen wäre, haben sie sich ihrer Lügen schämen müssen.
Als wir aber von Frankfurt wegzogen, ward beliebet, meiner Schwester Tochter mitzunehmen, weil sie nicht gerne von mir wollte. Als wir aber auf der Reise waren und in Amsterdam kamen, wurde mein lieber Mann sehr krank und wollte wegen seines Amts doch nicht[227] stille liegen bleiben, sondern gingen zu Schiffe, damit er bald bei seiner gnädigsten Herrschaft und Gemeine sein möchte, da er denn die ganze Reise sehr krank war, auch wurde meine kleine Base krank, also, daß ich unter den beiden Kranken ganz alleine war an solche Örter, da ich niemand kennete. Da wollte mir's sehr schwer ankommen und gedachte, ich habe ja nicht nach eigenem Willen oder Gutdünken gefreiet, warum gehet mir's dann also, daß ich hie in fremden Orten weder Hilfe noch Rat weiß? Als wir aber in die Mittagsherberge kamen, bekam ich meinen lieben kranken Mann auf eine kranke Bank und ging aufs Feld allein weinend zu meinem Gott und bat ihn um seine Hilfe, da ward ich ganz getrost, in Erwägung der Worte Hebr. 2,17: Da Moses sich an den gehalten, den er nicht sahe, als sähe er ihn. Da dachte ich, bin ich gleich im fremden Lande, so ist doch Gott allhier und wird dir nicht mehr auflegen als du ertragen kannst. Als wir aber nach Lübeck kamen, wurde der Doktor gefordert, welcher vermerkete, daß ich todkrank war, und wußte es nicht, ob ich gleich oft vor Mattigkeit umfiel, so war mir doch die Bedienung meines lieben Mannes so angelegen, daß ich mich vergaß, bis der Doktor kam und die Gefahr vorstellete, da ich ins Bette gebracht und heftig krank war. Ich wurde aber ehe wieder gesund, als mein lieber Mann, welchen ich oftmals als einen lieben Isaak dem Herrn übergeben mußte und ein ganz Vierteljahr zwischen Furcht und Hoffnung stund, hernachmals wurden viel Lügen von mir an diesem Orte ausgesprengt und viele Ursachen erdacht, warum ich außer meinem Stand gefreiet; da einige sagten, daß ich mich übel bei Hofe verhalten, andere erdachten sonst böse Dinge und gaben's vor Wahrheit aus. Ja, es kamen auch solche Lügen vor unsere gnädigste Herrschaft, da die liebe Herzogin so christlich täten und an dero Frau Schwester der regierenden Herzogin von Gotha schrieben, um die Wahrheit zu erfahren. Welche mich denn sehr wohl kenneten und wußten, wie ich mich zu Hofe verhalten, die gaben ein sehr gnädiges Zeugnis von mir, und war kurz vor ihrem Tode, da sie meine Unschuld so fürstlich bezeuget haben, welches ihnen vor dem Angesicht des Herrn nicht wird vergessen werden ewiglich; welches Ihro Durchlaucht erst hernach gegen meinen lieben Mann sagten, als[228] sie obgedachten Brief von meiner Unschuld empfangen. Darnach erdachten sie eine neue Lügen und brachten heimlich aus, als ob meiner Schwester Töchterchen, davon droben gemeldet, mein Hurenkind, und das wäre die Ursache, daß ich aus meinem Stand geheiratet. Man konnte aber nicht erfahren, wo solche Lästerung herkommen war, ich aber priese meinen Gott, weil ich wußte, was er meiner Seelen getan, daß er mir von Jugend auf ein keusches Herz gegeben, daß ich in Demut meines Herzens wohl sagen kann, daß ich nicht allein meinen ledigen Stand in jungfräulicher Keuschheit zugebracht, sondern auch durch Gottes Gnade meinen Ehestand mit keuschem Herzen führe, daß ich also auch diese Lästerung mit Freuden erduldet, und ist fast nicht nötig, solches zu entschuldigen, weil es gar leicht zu erfahren ist, da ihre Eltern noch beiderseits im Leben und zu Praunheim, nur eine Stunde von Frankfurt, wohnen, auch der Pastor noch lebet, der sie getaufet, und die Fräulein von Solms-Redelheim, so ihre Taufpate, auch noch leben und nur eine halbe Stunde von Redelheim ab ist. Auch könnte der Liebhaber der Wahrheit genauere Nachricht bekommen, indem der Herzogin von Ratzeburg ihre Fr. Schwester zu Philippseck meinen Schwager und Schwester als Vater und Mutter dieser obgedachten Jungfer von Praunheim, so bei mir gewest, sehr gnädig kennen und den ältesten Sohn vor Page bei sich am Hofe gehabt, da sie, die gedachte Jungfer, das zweite Kind ist. Der Herr vergebe ihnen auch diese Lügen und gebe, daß ich mich von ganzem Herzen freuen möge über alles, was mir von der Welt um meines Heilandes willen geschieht. Denn ich weiß, daß ich's um seiner heiligen Nachfolge willen leide, weil zuvor gerühmet worden, als ich nur eine Hörer- und noch keine Täterin war, da ich nun gelästert werde von der Stunde an, als ich von Herzen begehrte zu tun, was vor dem Herrn wohlgefällig ist, so kann ich mich ja billig freuen und freue mich auch des Herrn, nicht daß mir wohlgefiele, daß andere in Sünden fallen und sich um ihres Nächsten willen an Gott verschulden, nein, dafür habe ich oft dem Herrn geflehet, daß es ihnen möge vergeben werden, da mir ja dadurch so viel Gutes geschehen, daß ich zu meinem Gott genahet, so möchte doch seine Barmherzigkeit sie ergreifen.[229] Ja, ich habe oft die Liebe der Feinde so eigentlich durch Gottes Gnade geschmecket, daß ich sie wohl hätte in mein Herz fassen und in Gott tragen wollen, so inniglich ist meine Liebe gewest, da ich erkannte, daß ich mehr Nutzen von ihnen gehabt als von meinen liebsten Freunden. Aber es ist nicht eine Stunde wie die andere und mag oft geschehen, daß man's im ersten Augenblick nicht mit solcher Liebe empfindet, was uns Unrecht widerfähret, zumal wenn man eine Zeitlang solcher Leiden entwohnet und still gewesen, so muß man oft aufs neue lernen, wie man die Feinde lieben und alles von der Hand des Herrn annehmen soll, wie mir oft geschehen, daß ich allemal wieder dahin kehren und genau erforschen müssen die Heilsamkeit dieses oder jenen Leidens, ehe ich's habe also annehmen und mit Freuden ertragen können.
In meinem Ehestand nun ist mir nach der ersten Züchtigung viel Gutes von der Barmherzigkeit meines Gottes widerfahren, daß ich nicht allein eine gesegnete und friedliche Ehe und einen solchen lieben Ehegatten habe, der mir ungemeine Liebe und Treue erzeiget, sondern bin auch mit Leibesfrucht gesegnet worden, daß ich meinem lieben Mann zwei Söhne geboren, davon der Erstgeborene noch im Leben und verhoffentlich ein treuer Diener Jesu Christi werden wird, weil er ein Sohn der Verheißung und so manches sich vor seiner Geburt begeben, da nicht allein ein Jahr vor seiner Geburt in dem Ort Röm. 9,9 meinem lieben Mann im Glauben in der Bibel aufschlug, da wir in Holstein bei einem Pastoren waren und den rechten Daumen auf den Worten hatte, das ist ein Wort der Verheißung: Um diese Zeit übers Jahr will ich wiederkommen und Sarah, dein Weib, soll einen Sohn haben. Da nahm mein lieber Mann solchen Spruch im Glauben an und schrieb auf des Herrn Pastoren Tisch: Übers Jahr um diese Zeit soll Johanna einen Sohn haben. Als aber ein halbes Jahr vorbei war, hatten wir's vergessen und dachten, daß es durch des Pastoren Liebste, welche gesegnet war, wäre erfüllet worden. Als aber noch zwanzig Wochen vor dem Jahr übrig waren, fügte sich's, daß wir früh aufstehen wollten und mein lieber Mann den Segen über mich sprach: da bewegte sich's so empfindlich in meinem Leibe, als ob[230] es hüpfete. Da sprach ich: Der liebe Gott hat mich gesegnet, und lobten zusammen unseren Gott, erinnerten uns des aufgeschlagenen Sprüchleins und wurden gewahr, daß die Geburt unseres Sohnes eben mit Verfließung des vorgedachten Jahres vorfallen würde, und glaubeten auch, daß es ein Sohn sein würden, weil es so eigentlich eintraf. Als er aber zu der bestimmten Zeit und sehr klein geboren war und nur einen Tag alt, hub er sein Haupt in der Wiegen auf und sahe ringsumher, hat auch manches gutes Merkzeichen von sich gegeben, also daß wir hoffen, daß es ein Sohn der Verheißung sein solle. Es sind einige, die sich an diese Worte gestoßen und gemeinet, ich hätte aus mir etwas Besonderes machen wollen, da doch nichts anderes in meinem Herzen gewesen als das, was man von einem jeden Kinde Gottes sagen kann, daß er mit Isaak ein Kind der Verheißung sei; wohin es auch der Apostel im Briefe an die Galater im 4, 28 auf sich und seine Brüder applizieret und saget: Wir aber, lieben Brüder, sind Isaak nach der Verheißung Kinder, welches wir auch von unserem Sohn gehoffet haben.
Überdies hat der gütige Gott mir soviel Gutes an meiner Seelen getan und sein teures Wort also aufgeschlossen, absonderlich die Propheten und die gesegnete Offenbarung, welche ein Schlüssel ist der Propheten und durch die Propheten recht aufgeschlossen wird, und tut mir täglich sehr viel Gutes an Seel und Leib; also daß ich sagen kann: Der Herr hat große Dinge an mir getan. Es ist gut, sich auf den Herrn verlassen, denn er ist treu und wahrhaftig, er wird mir auch ins künftige beistehen und das Gute, so er in mir angefangen, in mir vollführen bis auf den Tag Jesu Christi. Getreu ist er, der es verheißen hat, welcher wird's auch tun.
Bis hieher habe ich vor einigen Jahren an das Traktätchen: Herzensgespräch mit Gott genannt, auf guter Freunde Begehren meinen Lebenslauf hintenan drucken lassen, wo mich die leitende Hand Gottes von meiner Jugend an geführet und wie mich der Herr auf mancherlei Weise in meinen ersten Jahren zu sich gezogen. Nun habe ferner hie beifügen wollen, wie der treue Gott mir nach und nach seine Geheimnisse aufgeschlossen und mich oft damit erquicket, daß[231] ich dadurch von der Weltliebe ab- und zu seiner Gottesliebe gezogen worden. Von solchen Aufschlüssen werde ich in diesem Anhange reden und die Trübsalen, die mir von meinem undankbaren Schwager und von anderen Lästerern, deren Lästerungen mir nicht geschadet, sondern mir an jenem Tage eine Krone sein werden, begegnet, vorbeigehen, weil mein lieber Eheherr wohl einige in seinem Lebenslauf erwähnet, und da mir alle das Leiden, so mir begegnet, vielen Nutzen an meiner Seelen geschaffet, so will ich nicht darüber klagen, sondern Gott dafür preisen und dessen hier nicht gedenken, sondern nur dasjenige erwägen, wie mich Gott der Herr so gnädig angesehen.
Es hat der treue Gott mich von meiner frühen Jugend an in einen großen Kampf geraten lassen, da ich nicht fassen konnte, wie Gott über die wesentliche Liebe ist, so viel in die unaufhörliche Verdammnis (wie damals überall geglaubet ward) verdammen sollte; ja, die armen Kinder der Heiden, die doch niemals die Gelegenheit gehabt, Gott zu erkennen und sollen doch unaufhörlich in solcher Qual verbleiben; das konnte ich nicht fassen, daß solches von der wesentlichen Liebe geschehen könnte, und doch lagen mir die Worte im Sinne: Wer nicht glaubet, der wird verdammet, da immer bei mir aufsteigen wollte, das ist ja mehr ein Haß als eine Liebe. Ich kämpfete aber dagegen in meinem Herzen, sprechend: Mein Gott ist die wesentliche Liebe, ob ich gleich nicht fassen kann die Dinge, so gegen die Liebe zu sein mir anscheinen, so soll er doch von mir als die wesentliche Liebe angebetet und geliebet werden. Als in solcher Unterwerfungsstund wurde mir aufgeschlossen, was 1. Petr. 3, 18. 19 und 4, 6 stehet, nämlich daß die, so zur Zeit der Sündflut wegen des Unglaubens dem Leibe nach getötet und ihre Geister ins Gefängnis gekommen, aber zur Zeit, da Christus nach dem Fleische am Kreuze getötet und darauf im Geist lebendig gemacht worden, hingegangen sei und habe diesen Geistern im Gefängnis das Evangelium geprediget, daß sie gerichtet nach dem Menschen am Fleisch, aber im Geist Gott leben. Daraus erkannte ich, daß sie müßten durch die Predigt Christi, der in die Gefängnisse hingegangen, gläubig worden sein und durch sein Versöhnopfer[232] aus der Verdammnis sein erlöset worden. Wozu mir ferner aufgeschlossen wurde der Ort Zach. 9, 2. 12. Du lässest auch durch das Blut deines Bundes aus deine Gefangene aus der Gruben, da kein Wasser innen ist usw. Es stund mir aber noch der Ort beim Matth. 12, 31. 32 entgegen, da Christus saget: Alle Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben, aber die Lästerung wider den Geist wird den Menschen nicht vergeben, weder in dieser noch in jener Welt. Aus den vorigen Schriftörtern wurde ich völlig versichert, daß auch eine Erlösung aus der Höllen sei und daß das Blut Christi auch seine Gültigkeit habe und alles wieder werde aus der Höllen erlöset werden ohne die Sünder in dem Heiligen Geist und ohne die gefallenen Engel, denn es war mir damals die Wiederbringung aller Dinge noch nicht offenbar, weil mir die Redensart weder in dieser noch in jener Welt bekannt war und ich mich an dem Wort ewig aufhielt und noch nicht erkannte, daß die Ewigkeiten derer Ewigkeiten nur ihre gewisse Währungen haben. Doch war ich von meinem harten Kampf befreiet und dachte, daß solche Sünder die unendliche Pein wohl verdienet; und priese nur Gott, daß er uns Christum Jesum, einen solchen großen Versöhner, gegeben, bis mir Gott nachgehends auch solchen Skrupel dadurch weggenommen, da ich in der Schrift gefunden, daß alle Kreaturen Gott loben würden und daß Gott, wenn Christo alles wieder sei untergeordnet worden, alles in allem sei und alles neu gemacht sein würde. 1. Kor. 15, 22. 28. Apoc. 5, 15. Apoc. 21, 5.
Das andere Geheimnis, so mir auch in meinem ledigen Stande aufgeschlossen ward, ist die noch künftige Bekehrung der Juden und Heiden, welche mir der treue Gott im Jahre 1664 vermittels eines Traumes eröffnet. Es träumte mir, daß ich in ein schönes viereckiges Haus geführet ward, welches auf die zwölf Apostel gebauet war, also, daß sie das Fundament waren, darauf das Haus stund; in der Mitten des Hauses, nämlich an dem mittelsten Stockwerke, stunden abermals die zwölf Apostel in rechter Lebensgröße um das Haus herum, daß auf jeder Seite drei stunden, und hatte ein jeglicher ein sonderbares musikalisches Instrument. Als ich nun in das Haus hineinkam, wurden alle diese Stimmen[233] lebendig, daß mein ganzes Herz darob erfreuet ward. Es tät sich aber das Dach am Hause voneinander und ich kam mit meinem Leibe in die Wolken zu stehen, da ich fünf Sonnen am Himmel sah, davon zwei noch keine Strahlen von sich warfen, aber doch an sich hell glänzend aussahen, die anderen drei aber schienen auf folgende Weise: Eine war hell, hatte aber keine Wärme, gleichwie der Mondschein ohne Wärme ist, die andere schien auch hell und hatte Wärme, die dritte schien blaß als eine Sonne, die Regen ziehet, hatte aber auch etwas Wärme. Von diesen drei Sonnen hatte ich im Schlaf meine eigenen Gedanken, indem ich solche auf die drei Religionen zog, weil mir damals noch keine andere Sekten bekannt waren als lutherisch, papistisch und reformiert, da dachte ich, die Sonne, so keine Wärme hat, ist die papistische Religion, die aber blaß scheinet, die reformierte, die aber Wärme und Schein hatte, wäre die evangelische Religion. Als ich aber also bei mir dachte, sah ich zu meiner rechten Hand eine Person in einem leinen weißen Kleide, einen grünen Kranz um das Haupt und einen goldenen Zepter in der Hand habend, mit welchem er auf die beiden Sonnen wies, so noch keine Strahlen von sich warfen, zu mir sprechen: Willst du das Geheimnis der beiden Sonnen wissen? Und als ich in Niedrigkeit meines Herzens mit Ja antwortete, sagte er mir, daß damit zwei Völker angedeutet würden, die noch nicht an Christum glaubeten, aber doch noch würden gläubig werden, das eine wäre das jüdische Volk, das andere das Volk der Heiden, absonderlich die, so von Kebsweibern Abrahams gezeuget wären. Er legte mir davon solche tiefe Geheimnisse aus, daß ich im Schlaf erkannte, daß es was Merkliches wäre und mich mit Gewalt zu ermuntern suchte; aber es ging solches schnell wie ein Blitz weg, und ich behielt nur so viel, als hier davon aufgeschrieben, von den anderen drei Sonnen sagte er gar nichts. Ich habe nachmals in der Heiligen Schrift nachgeforschet und einen Aufschluß von der Bekehrung der Juden und Heiden bekommen, davon ich zuvor nicht gehöret noch gewußt, daß solche Bekehrung noch zu hoffen wäre. Insonderheit bin ich aus Röm. 2, 25 und c. 4, 13, daß der Abraham sollte der Welt Erbe sein, bekräftiget worden. Von unterschiedlichen[234] geistreichen Lehrern, denen ich diesen Traum dazumal erzählet, ward ich versichert, daß es ein göttlicher Traum gewesen.
Vors Dritte ist mir in meinem ledigen Stande der Artikel von der Rechtfertigung aus den Schriften des Apostel Pauli durch Erweckung und Gelegenheit folgendes Gesicht aufgeschlossen worden. Ich sah im Traum den Apostel Paulum von kleiner, aber sehr annehmlicher Gestalt, der hatte ein sehr großes Licht in seiner Hand, als ich ihn aber stark ansahe, reichte er mir auch ein Licht dar und sprach zu mir, ich sollte ihm nachfolgen; darauf kamen wir auf eine schöne grüne Wiese, woselbst kreuzweise viel Stricke gezogen waren, darüber ich ihm folgen mußte. Dieser Gang kam mir im Anfang sehr mühsam vor, ward mir aber im Fortgehen immer leichter, bis alle solche Stricke vorbei waren, da sah ich auf der Wiesen einen schönen grünen Baum, über welchem ein Engel war, in der Hand ein groß vergüldetes Pokal, mit Wein angefüllet, haltend, so er mir, um daraus zu trinken, darreichte, welches ich auch tat und davon solche Kraft bekam, daß mir im Aufwachen das Herz davon recht war erquicket worden. Hieraus erkannte ich, daß ich die Schriften Pauli fleißig sollte lesen, welches ich mir dann auch vorsetzte und es durch Gottes Gnade ins Werk richtete. Da ich nun die Epistel an die Römer und an die Galater betrachtet und durchgegangen, lernte ich erkennen, daß es die purlautere Gnade Gottes sei, durch welche wir im Glauben an Christum Jesum gerecht werden und die ewige Seligkeit erlangen, und daß man bei diesem Artikel der Rechtfertigung zur Rechten und zur Linken sich vergehen und der göttlichen Wahrheit verfehlen könne. Zur Rechten, da man mit Werken umgehet und zuvor einen Heiligen zu Christo bringen will, ehe man seine Gerechtigkeit durch den Glauben ergriffen; zur Linken, da man bei seinem alten sündlichen Leben sich der Rechtfertigung anmaßet und die Gnade vergeblich empfahet und auf Mutwillen ziehet. Da erkannte ich, daß uns Gott zwar, wann wir seine Gnade in Christo Jesu suchen und ihn ergriffen, als Gottlose annimmt, aber nicht gottlos lässet, sondern gerecht und heilig machet, daß wir der Sünden absterben und der Gerechtigkeit leben sollen. Diese heilige Wahrheit ward mir aus[235] Pauli Schriften recht sonnenklar und bekam daher auch eine Liebe zu der Lehre Lutheri, der in diesem Punkt mit Paulo sehr einstimmig ist, hingegen einen rechten Abscheu vor der päpstlichen Lehre (von der ich von Jugend auf in Furcht und Gefahr bestanden wegen meiner Anverwandten, die in solcher Lehre stunden), welche dieser heiligen Wahrheit ganz entgegen ist.
Sonst sind mir in meinem Ehestande noch nachfolgende Geheimnisse aufgeschlossen worden. Im Jahre 1685 bekam ich aufs erste den Aufschluß der heiligen Offenbarung Jesu Christi, da ich niemals Gedanken darauf gehabt, sondern solches große Buch immer vorbeigegangen, meinende, daß ich nichts daraus verstehen könnte. Als ich aber einstmals in mein Kämmerlein ging und die Bibel in die Hand nahm, mir ein Sprüchlein darin aufzuschlagen, bekam ich gleich in meine Augen die Worte Apoc. 1, 3. Selig ist, der da lieset und die da hören die Worte der Weissagung, und behalten, was darinnen geschrieben ist, denn die Zeit ist nahe. Diese Worte gingen mir sehr tief ins Herz, denkend, du hast das Buch der heiligen Offenbarung so zurückgesetzet und vorbeigegangen und sind doch solche große Dinge darinnen; und ob sich gleich eine Entschuldigung bei mir fand, daß ich es darum vorbeigegangen, weil ich den Inhalt nicht verstünde, so kam mir doch ins Gemüte, es wären doch große Verheißungen in solchem Buche und auch große Bedrohungen, so würde der treue Gott mir die Gnade geben, verstehen zu lernen, was ich zu tun, daß ich solcher Verheißungen möchte teilhaftig werden, und zu fliehen, was mich in solche Gerichte stürzen könnte. In solcher Erwägung fiel ich nieder vor Gott, ihn mit innigem Seufzen anflehend, mir die Augen des Verständnisses also aufzuschließen, daß ich seinen allerheiligsten Gotteswillen daraus erkennen und als eine wahre Täterin nach seinem Wort mich allezeit möchte finden lassen. Als ich nun vom Gebet aufgestanden, nahm ich mir vor, solche gesegnete Buch zu lesen, hatte aber nicht die geringste Gedanken, daß mir alsofort sollte was aufgeschlosssen werden, als ich aber anfing zu lesen, wurde mir zumute, als ob mein Herz mit dem Lichte Gottes ganz durchdrungen worden, und verstund alles, was ich las, auch gingen mir so viele Schriftörter[236] auf, so mit der heiligen Offenbarung eins, und als ich solche aufsuchte, bekam ich sie alsofort, dadurch ich sehr beweget und niedrig vor Gott ward, daß er mir, seiner geringen Magd, solche Gnade widerfahren lassen. Ich nahm einen Bogen Papier und schrieb die Örter auf, so damit harmonierten, was ich in Apocalypsi fand, denkend, es möchte mir wieder entfallen, und als ich solches aufgeschrieben, ging ich damit zu meinem lieben Mann, sprechend: Siehe, was mir der liebe Gott in der heiligen Offenbarung aufgeschlossen. Er nahm den Bogen in die Hand, zu lesen, und entsetzte sich darüber, reichete mir seinen geschriebenen Bogen auch dar, so noch naß und eben in derselben Stunde war geschrieben worden, darinnen alle die Fundamente zu finden, so in meinem Bogen stunden, und sprach zu mir: Der Herr hat's dir so wahrhaftig aufgeschlossen, als er mir getan, gehe hin, wir wollen über einige Zeit wieder einander zeigen, was uns der Herr ferner aufschließen wird. Wie es denn auch geschehen, daß, wenn ich ihm etwas zeigete, so mir der Herr eröffnet, er mir wiese, wie ihm solches auch schon wäre aufgeschlossen, dergleichen, wenn er mir was brachte, ich solches auch schon empfangen hatte. Da erinnerten wir uns des Gesichts im Traum, den ich im Jahre 1662, im achtzehnten Jahre meines Alters gehabt, in welchem ich an den Himmel mit großen güldenen Ziffern diese Zahl 1685 sahe, davon die ersten zwei Ziffern schnell in die Wolken schossen, die anderen beiden Zahlen aber, als 85, blieben stehen. Zu meiner Rechten sahe ich einen Mann stehen, der deutete auf die Zahl, zu mir sagend: Siehe, zu der Zeit werden anfangen große Dinge zu geschehen, und dir soll etwas eröffnet werden. Wie es auch also richtig eingetroffen; denn Anno 1685 ist die große Unruhe und Verfolgung in Frankreich entstanden, und in ebendemselbigen Jahre ist mir das gesegnete Tausendjährige Reich in der heiligen Offenbarung Jesu Christi aufgeschlossen worden.
Das andere Geheimnis, so mir in meinem Ehestande eröffnet ward, ist die Wiederbringung aller Dinge, welches folgenderweise geschahe. Es wurde uns von einem vornehmen Herrn eine geschriebene Schrift, so er aus England empfangen, Die acht Welten genannt, zugeschicket, mit dem Begehren, wir möchten doch unsere Gedanken darüber[237] ihm kundmachen, und zwar ein jedes gesondert, ich allein und mein lieber Mann auch alleine. Als ich nun in meinem Gemüte viel dagegen hatte, auch in solcher Schrift enthalten, daß in dem achttausenden Jahre die Wiederbringung der gefallenen Engel zu erwarten stünde; da ich aber aus der Heiligen Schrift erkannt hatte, daß in dem achttausenden Jahre die Stürzung des gefallenen Engels in den feurigen Pfuhl erst geschehen würde und er darinnen würde gequälet werden in die Ewigkeiten der Ewigkeiten. Denn im siebentausenden Jahre, da die Hochzeit des Lammes sein wird, wird der gefallene Engel im Abgrunde verschlossen und versiegelt sein. Apoc. 20, 3 usw. Und nach solchen tausend Jahren muß er wieder eine kleine Zeit loswerden und seine letzte Bosheit auf Erden ausüben und dann darauf in den feurigen Pfuhl geworfen werden. Also kam mir diese Sache ganz gegen die Heilige Schrift zu sein vor, und dergleichen Schriftörter waren mehr, so mir entgegenstunden. Als ich aber in mein Betstübchen ging und zuvor zu meinem Gott seufzen wollte, mir Gnade und Kraft zu verleihen, daß ich's also vorstellen möchte, damit diejenige Person mir keine Erhebung über ihre Gaben zuschreiben, sondern daraus erkennen lernen möchte, daß man die Heilige Schrift denen Visionen vorziehen und alles genau nach dieser göttlichen Regel prüfen müßte. Wie ich denn auch meine Gesichter im Traum nicht zum Grunde der göttlichen Wahrheit setze, ob ich gleich sie für wahre Anleitung halte, wodurch mich Gott der Herr zur Untersuchung in der Heiligen Schrift hat leiten wollen, siehe! da war mir zumute unter dem Gebete, als ob mir alle Sinnen weggingen und ward mit meinem Geist in die Vollendung aller Dinge gesetzt, da ich mit Johanne im Geist hörete, daß nach Vollendung der Zeit alle Kreatur Gott loben und Gott alsdann alles in allem sein würde, wenn er erst durch Christum Jesum alles würde wieder neu und gut gemacht haben. O, wie wurden mir da die Worte Pauli in meinem Herzen so lebendig und sprach die Worte mit brünstigem Geist ihm nach, die also lauten: O welch eine Tiefe des Reichtums, beide der Weisheit und Erkenntnis Gottes usw. Röm. 2, 33. 36. Es gingen da mir sehr viele Tiefen auf, erkannte auch, daß der Fall dahin geraten müssen, daß alle[238] Eigenschaften Gottes in die Offenbarung gekommen. Gott hat so wenig den Fall geliebt, so wenig er Lust zur Sünde hat, hat auch Kraft genug gegeben, sich dafür bewahren zu können. Weil er aber als ein allwissender Gott solchen vorher gesehen, so hat er auch sein Auskommen gewußt, wie er's zum Besten wohl führen und alles wieder gutmachen könnte durch Christum. Da nun gleich anfangs des Weibes Samen verheißen wird, der der Schlangen den Kopf zertreten sollten und in der Fülle der Zeit durch Christum die Versöhnung für der ganzen Welt Sünde geschehen, so werden zwar die, die solches Versöhnopfer nicht angenommen, sondern von sich gestoßen, in die ewige Pein gestürzet, doch wird ihnen, wenn sie empfangen, was ihre Taten wert sind, das Evangelium von Christo und seinem königlichen priesterlichen Geschlecht geprediget werden, daß sie von der ewig geltenden Versöhnung eine Hoffnung empfangen und mit herzlicher Niedrigkeit im Glauben Christum ergreifen und die Seligkeit erlangen, ein jeglicher in seiner Ordnung, 1. Kor. 15, 23, einige eher, andere später, nach dem Vorbild des Halljahrs, so mir auch aufgeschlossen und zu erkennen gegeben wurde, daß die sieben nacheinander folgende Versöhnjahre darauf ihr Absehen haben und in solchen sieben Versöhnjahren alles würde wiedergebracht werden, ausgenommen der gefallenen Engel, so erst in dem fünfzigsten Jahre wieder zu seiner englischen Gestalt gelangen, wenn er tausend Jahr allein in dem feurigen Pfuhl recht mürbe und mit gebeugtem Herzen zu Christo kommt und die Versöhnung, so auch vor ihn geschehen (als der auch mit zur ganzen Welt gehörend), mit sehr niedergebeugtem Herzen annehmen und ein Lober Gottes werden wird. Dieses alles wurde mir sehr lebendig, und die Schriftörter, so mir entgegenstunden, wurden mir lauter Zeugnisse zu dieser Wahrheit, als: Des Weibes Samen soll der Schlangen den Kopf zertreten; da erkannte ich, daß auch in dem gefallenen Engel solcher Schlangenkopf müßte zertreten werden, anders würde das Komplementum zurückbleiben, und die Sünde würde auch, solange Gott wäre, bleiben, die doch durch Christum aufgehoben werden müßte, deren Versöhner er ist. Der andere Ort, so mir entgegenstund, war dieser, Matth. 25, 31. 46. Da ich[239] solchen nicht verstund, daß er von dem Reiche handelte, da sowohl die Erstgeborene mit Christo regieren werden in die Ewigkeiten der Ewigkeiten, als auch die Erstgeborene des Teufels in dem feurigen Pfuhl ebenfalls werden gequälet werden in die Ewigkeiten der Ewigkeiten und der feurige Pfuhl gleich Gewährung mit der Regierung Christi haben wird und der letzte Feind, als der andere Tod, so der feurige Pfuhl ist, Apoc. 20, 14, erst muß aufgehoben werden, ehe Christus dem Vater das Reich übergibt. 1. Kor. 15, 24. Bei welcher Übergabe als dem sich kein Widerstand mehr finden, sondern Gott alles und in allem sein wird. Dieses wurde mir auch aufgeschlossen, da ich zuvor meinete, daß nach der Aufhebung des ersten Todes, als nach den tausend Jahren, Christus dem Vater das Reich übergeben würde und nicht erwägete, daß noch ein Tod nachbliebe, in welchen der erste Tod würde geworfen werden, Apoc. 20, 14, und daß Christus nicht nur tausend Jahre regieren würde, sondern in die Ewigkeiten der Ewigkeiten, Apoc. 11, 15, bis alles wird wiedergebracht sein, wenn er dem Vater das Reich wird überantworten, nämlich die ganze wiedergebrachte Schöpfung, da alsdann der letzte Feind, der andere Tod, auch wird aufgehoben werden, und folglich, weil kein Quälen mehr vorhanden ist, auch keine Kreatur mehr wird gequälet werden. Und ist nachdenklich, daß solcher anderer Tod der letzte Feind genennet wird, 1. Kor. 15, 26. Weil der gefallene Engel auch erst von seiner Feindschaft muß errettet und wiedergebracht sein, ehe solcher andere Tod zuletzt so aufgehoben wird, und also heißet er der letzte Feind und wird nach allen wiedergebrachten Geschöpfen aufgehoben, auf daß Gott sei alles in allem. Da habe ich nachmals, als mir diese Wahrheit so gründlich aufgegangen, geantwortet und aus Heiliger Schrift bewiesen, was jene Person in der Vision gesehen und gehöret hatte, und habe ihnen gezeigt, daß in der Zeit gefehlet und solche Wiederbringung des gefallenen Engels nicht in dem achttausenden Jahre, sondern in dem fünfzigtausenden Jahre erst zu erwarten stehe. Sie sind über mein Erkenntnis sehr erfreuet worden, haben auch nachmals aus England oft an uns geschrieben, woraus wir ihre herzlich gegen uns tragende Liebe gar wohl erkannt und abgenommen haben.[240]
Das dritte Geheimnis, so mir in meinem Ehestande aufgeschlossen worden, ist die Erkenntnis von dem himmlischen Gottmenschen, dem Erstgeborenen aller Kreatur, welches mir folgenderweise eröffnet worden. Es ward im Jahre 1708 mein lieber Eheherr von einer vornehmen Standesperson in die Schlesien berufen, das Kindergebet, so sie unter dem öffentlichen Himmel taten, mit anzuhören und seine Gedanken darüber zu eröffnen. Als ich ihn nun tief in eine benachbarte Stadt begleitete, da fügte es sich, daß ich unter anderen mit zweien gelehrten Personen bekannt ward, davon die eine lutherisch, die andere reformiert war. Diese beiden gerieten in einen Wortwechsel, der Lutheraner meinte, weil die Reformierten die beiden Sakramenta nicht lauterlich hätten, so könnten sie nicht selig werden. Der Reformierte hielt davor, daß er allen seinen Trost in der Lehre der Prädestination hätte. Diesen Wortstreit hörte ich mit betrübtem Herzen an und erinnerte sie, daß man nicht um Meinungen willen einander verdammen, sondern in der wahren Nachfolge Jesu Christi einer den anderen zu stärken suchen müßte. Wenn wir darinnen lauterlich fortwachsen würden, so würden wir auch mehr und mehr in der Erkenntnis einander näherkommen. Als ich nun allein war, fiel mir bei, daß der Prophet hat müssen zwei Hölzer nehmen und auf eines das Geschlecht Juda, auf das andere das Geschlecht Israel schreiben und die beiden Hölzer in die Hand nehmen, daß sie zu einem Holz in seiner Hand würden. Ezech. 37, 16 f. Welches vorbildete, daß Juda und Israel, so sich voneinander getrennet, wiederum zu einem Königreich werden sollten. So dachte ich auch in meinem Herzen, diese beiden Religionen sind beide durch die Reformation von Babel ausgegangen, gleichwie auch jene, und sind in zwei Sekten, wie jene in zwei Königreiche zuteilet, die einander richten und verdammen, fiel auf meine Knie, flehete zu Gott, weil solche Verheißungen dem Israel nach dem Fleisch noch bevorstünden, so möchte er sich doch auch über sein geistliches Israel erbarmen und die beiden Religionen zu einem Sinn und in eine Liebesharmonie ziehen. Als ich nun so inniglich geseufzet, wurde mir das Geheimnis der himmlischen Gottmenschheit Jesu Christi recht lebendig in meinem Herzen und ward im Geist versichert, daß[241] solche Erkenntnis ein wahres Mittel sein würde, diese beide Religionen zu vereinigen, wenn solche Wahrheit wohl eingesehen und erkannt werden würde. Es gingen mir damals viele Schriftörter auf, so mir diese Wahrheit klarmachten, als Kol. 1, 18; Joh. 1, 1; 1. Kor. 10, 14; Ebr. 13, 8; Genes. 32, 28; Proverb. 8, 22; Mich. 5, 1; Ephes. 3, 9 und viele Örter mehr, die mich versicherten, daß Jesus Christus vor Grundlegung der Welt in seinen Ausgang in das vorweltliche mittele Kraftwesen genommen und das Original geworden, nach welchem und zu welchem wir haben können erschaffen werden, ein Bild und Gleichnis Gottes, welches nach der puren Gottheit nicht hätte geschehen mögen. Ich wurde in meinem Gemüte versichert, daß, wo diese Wahrheit recht aufgehen würde, daß nicht allein die Streitigkeiten zwischen uns und den Reformierten aufhören, sondern auch die Sozinianer ihres Irrtums würden überführet werden, weil sie sich an einigen Schriftörtern stoßen, so bisher von der puren Gottheit sind verstanden worden, darüber sie ihre Folgereien gemacht und daher gar die Gottheit Christi verleugnet. Wenn sie aber erkennen würden, daß solche Örter von der himmlischen Gottmenschheit zeugeten, so könnten sie beides dadurch überführt werden, daß Jesus Christus der himmlische Gottmensch vor der Grundlegung der Welt und auch der wahrhaftige Gott mit dem Vater und dem Heiligen Geist in den Ewigkeiten gewesen und ja schon hat sein müssen, da er nach Mich. 5 seinen Ausgang vom Anfang und von Ewigkeit her genommen, welcher Gott das Wort in der Fülle der Zeit Fleisch worden und in der Knechtsgestalt für uns zu leiden und uns durch sein Blut zu erlösen erschienen ist. Wenn auch die Reformierten diesen himmlischen Gottmenschen recht erkenneten, so würde ihnen nicht fremde sein zu glauben, daß er, nach der Gemeinschaft seiner himmlischen Gottmenschheit, uns auch als Mensch gegenwärtig sei, da er nach derselben unser Haupt und Mittler von der Welt her gewesen. Sie würden sich auch nicht daran stoßen, daß wir glauben, in der Gemeinschaft des Brotes und Weines seines Fleisches und Blutes teilhaftig zu werden, da es nicht nur das Fleisch ist, so er von Maria angenommen, sondern zur Rechten Gottes erhöhet und in der Gemeinschaft des[242] vom Himmel gekommenen Fleisches und Blutes ist, Joh. 6, 51. 53. 56, ohne welches wir kein Leben in uns haben, aber in Nießung desselben bleiben wir in Christo und er in uns. Sehen wir nun an die Lehre von der Prädestination, so können sie ja auch durch diese Wahrheit erkennen, daß nichts kann zur Verdammnis erschaffen sein, was nach Kol. 1, 16 durch Christum und zu Christo erschaffen worden ist; wozu die Wahrheit von der Wiederbringung aller Dinge auch ein großes Mittel ist zu erkennen, daß alles durch Christum und zu Christo der Seligkeit erschaffen sei. Es fiel mir auch damals, als mir diese Wahrheit mitgeteilet wurde, ein, was mir in meiner zarten Jugend begegnet, da ich einstmals auf die Gedanken kam, wie doch habe eine Zeit aus der Ewigkeit hervorkommen können, da die Ewigkeit weder Anfang, Mittel, noch Ende habe. Als ich aber in solchen Gedanken stund, fiel mir bei, was ich in einer Predigt gehöret, wie nämlich Augustinus einstmals in tiefen Gedanken begangen und das Geheimnis der heiligen Dreieinigkeit habe erforschen wollen, da sei er eines Knäbchens ansichtig geworden, das habe eine Grube in die Erde gemacht; und als Augustinus gefraget, was er da machete? habe es ihm geantwortet: er wollte in solche Grube das Meer fassen. Da habe er gesaget: Das wirst du nicht tun können; habe der Knabe darauf geantwortet: Also wirst du auch mit deinen Gedanken nicht erreichen mögen das Geheimnis der heiligen Dreieinigkeit. Dieses veranlassete mich auch, mit meinen Gedanken innezuhalten und mich Gott zu unterwerfen, daß er alles wohlgemacht, ob ich es gleich mit meinen Gedanken nicht erreichen könnte. Als ich aber nach einiger Zeit nicht mehr daran gedacht, wurde mir der Ort Mich. 5, 3 so lebendig in meinem Herzen, daß ich's nicht sagen kann, denkende: Weil sein, des Herrn Jesu Christi Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen, so müsse der, so da ausgegangen, ja selbst schon gewesen sein, und darinnen er ausgegangen, müsse eine neue Offenbarung sein usw. Es waren so viele tiefe Gedanken in meinem Herzen, die ich nicht ausdrücken kann. Ingleichen dachte ich, Gott würde nicht erst bei Schaffung der Welt angefangen haben, sich zu offenbaren, sondern möchte wohl von Ewigkeit her vieles durch Jesum Christum in die[243] Offenbarung gebracht haben, davon hernachmals in der Seligkeit nach und nach große Tiefen aufgehen und alle zur unaussprechlichen Herrlichkeit gereichen würden. Ich hatte große Empfindungen über diese Gedanken, opferte sie aber meinem Gott wieder auf und habe erstlich wieder empfindliche Freude daran gehabt, als mir 1708 das Geheimnis des Erstgeborenen als des himmlischen Gottmenschen von dem Herrn aufgeschlossen ward, da wurde mir dieser Ort Mich. 5 aufs neue lebendig und fielen mir die Geheimnisse wieder ins Gedächtnis, so mir in meiner Jugend über diesen Ort waren kund worden. Ich will hier zum Beschluß noch etwas beifügen, welches ich nachgehends auf dieses Geheimnis gedeutet.
Mir kam Anno 1685 im Vorjahre im Schlafe vor, als wäre ich nebst anderen Menschen in einem großen Hause, gleichsam als in einer Gefangenschaft, darinnen befunden sich vierundzwanzig Bilder, so von großer Bedeutung waren, und dieses in sich fasseten, wie man aus solcher Gefangenschaft könne frei werden. Es wurden mir solche Bilder aufgeschlossen und ward gewahr, wie in den zwölf ersten Bildern das Hinabsteigen in die Tiefe, in den zwölf anderen aber das Aufsteigen aus der Tiefe in die Höhe müsse erlernet werden, auch waren bei allen Bildern sonderliche Merkzeichen, woraus man erkennen konnte, ob das Absteigen wie auch das Aufsteigen richtig wäre, nämlich: wenn uns das alles, so in den Bildern vorgestellet, in der Praxis vorkommen würde. Als ich nun den Vorsatz nahm, den Weg anzutreten und noch einige dazu mit erwählete, welchen ich mein Vorhaben doch nicht offenbarte, darum, weil ich sorgete, daß es ihnen möchte zu schwer vorkommen, da kam mir bei dem Hinabsteigen alles in der Praxis vor, was ich in den Bildern erlernet; und als die zwölf Bilder des Absteigens vollbracht, erkannte ich, daß das Hinaufsteigen noch schwerer werden würde als das Hinabsteigen gewesen. Es ging aber auch gut vonstatten, weil mir alles in der Ausübung lebendig war, was ich in den Bildern gesehen, welches mir aber im Aufwachen entfallen ist, ohne das letztere, so die Nachtigall war, deren Stimme ich erreichen müßte. Da nun alles glücklich vollendet und die im letzten Bilde mir entdeckte Praxis nun noch übrig war, kam ich vor eine Tür, die in ein[244] Gemach führete, worinnen ein großes Geheimnis war. Als ich aber vor der Tür stund, hatte ich vergessen, was ich tun müßte, daß sich die Tür auftäte und ich in dem Gemach (in welchem ein Vater, eine Mutter und ein Sohn war) das Geheimnis erkennete. Da ich mich nun gar nicht erinnern konnte, was ich im Bilde gesehen, ward ich sehr betrübt und gedachte bei mir, nun wird alle die Mühe umsonst sein, und seufzete gar sehr. Als ich aber so zu Gott seufzete, fiel mir's wieder ins Gedächtnis, daß ich eine Nachtigall im Bilde gesehen und aus dem Bilde erlernet, daß ich meine Stimme erheben müßte wie eine Nachtigall; da ich nun anfing und meine Stimme immer stärker und stärker erhub, da ging die Tür auf, und mir wurde sehr wohl, worauf ich gleich aus dem Schlaf erwachete; ich habe es einigermaßen, was die vielen Bilder belanget, darauf gedeutet, daß meinem lieben Mann und mir, die noch in demselben Jahre das Geheimnis von dem Reiche aufgeschlossen, darüber wir vieles haben leiden und tief in die Demut hinabsteigen müssen, und auch mit unserem Vertrauen in die Höhe zu dem Herrn hinaufsteigen müssen, der uns in allen Trübsalen gnädiglich beigestanden. Das letzte Bild wegen des Geheimnisses vom Vater, Sohn und Mutter, so in dem Gemach gewesen, habe ich, nachdem mir die himmlische Gottmenschheit und das himmlische Jerusalem als der Taubengeist, davon wir Geist von Geist geboren werden, ist aufgeschlossen worden, dahin gedeutet; denn dadurch ist das Geheimnis der heiligen Trinität, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, der nach dem Hebräischen in dem weiblichen Genäre als eine fruchtbare Mutter und ausbrütende Taube ausgesprochen wird, in die Offenbarung gekommen, dadurch die Ausgänge in das mittlere Kraftwesen und die Unsichtbarkeiten in Gott zur Sichtbarkeit kommen sind, daher, wo man solche himmlische Gottmenschheit recht und wohl einsiehet, so wird uns die ganze Heilige Schrift immer klärer und deutlicher werden. Der Herr schließe uns selbst seine Wahrheiten je klärer und klärer auf um seiner selbst willen. Amen.[245]
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