My home is my castle.

[122] Selbst in den durch das bloße Wort »Wohnungsamt« so korrumpierten Zeiten hat für uns alle der Aufbau eines eigenen Heims seinen heimlichen Reiz nicht eingebüßt. My home is my castle – meint der von sich reichlich eingenommene Englischmann, wir begnügen uns mit dem »Raum, der in der kleinsten Hütte ist«. Hütte mag etwas übertrieben sein, sagen wir also: Wohnung.

Wem obliegt bei einem Ehepaar die Pflicht, für ein schönes Heim zu sorgen? Dem Mann! Er ist meistens der Ehefinanzier und muß disponieren. Der kluge Mann baut aber auch in Wohnungsfragen vor, indem er Einrichtung der Schlaf- und Damenzimmer sowie Wirtschaftsräume dem Geschmack der Frau überläßt, der er hierfür ein Ausgabenfixum einräumt – Streitgründe fallen dann weg. So verschieden die Ansichten auch sind, hat sich doch die Schlafgemachtrennung mit Erfolg durchgesetzt. Für den Bestand dauerhafter Harmonie ist oft die Zweiteilung praktisch, sie schafft Sehnsüchte und erhält lebensfrohe Heiterkeit. Schlafzimmer sind zum Ruhen da, demnach tunlichst fern von Küche und Betrieb zu halten.

Die denkbar größte Sorgfalt ist auf Details zu verwenden, wenn es sich um eine Wohnung handelt, die wirklich viel »bewohnt« wird – bei Ärzten, Künstlern, freien Berufen ohne Bürostunden. Da muß im vorhinein alles bedacht sein, von den Telephonsteckdosen in jedem Zimmer bis zu eingebauten Schränken, eingekachelter Fliesenbadewanne und elektrischem Haushaltgerät.

Kleine Wohnungen soll man nicht vollstopfen, Luft und Licht sind Kardinalpunkte (hohe Fenster!) – praktische, nach Maß gemachte Werkstättenmöbel vermögen eine Fülle freien Platzes hervorzuzaubern. Wo kein Personal im Übermaß vorhanden, soll man noch mehr mit unverschlossen aufbewahrtem Zierat, Schnitzwerk oder unverglasten Bücherregalen sparen – die tägliche Reinigung erfordert zu kostbaren Zeitverbrauch.


My home is my castle

Auch auf »Zuwachs« ist nicht zu vergessen. Eine Wohnung nimmt man sich nicht auf »Verschleiß« wie einen Anzug oder Schuhe. Es ist sogar keine Schande, gezwungen sein, ein bis zwei Räume unausgestattet zu lassen, bis die richtige Zeit und das nötige Geld da sind. Das »Werden« ist hierbei das Schöne – trennt euch von unbrauchbarem Ballast – Fortschritt und Vorbedacht sollen zusammenklingen.[122]


Quelle:
Reznicek, Paula von / Reznicek, Burghard von: Der vollendete Adam. Stuttgart 1928, S. 122-123.
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