Aufenthalt in Amsterdam und Haag

[173] Nach meines Vaters Erzählung wohnte sein Bruder, mein Oheim, als ein sehr wohlhabender kinderloser Fleischer an der Prinzengracht zu Amsterdam. Die Hoffnung, an diesem Vetter eine gute Stütze zu finden und vielleicht glücklich zu werden, hatte mich schon vor meiner Abreise zum Herrn von Seebach belebt und machte, daß ich noch an demselben Tage mir alle Mühe gab, ihn ausfindig zu machen. Endlich gelang es mir, in das Haus zu kommen, welches er bewohnt, aber, wie mir der jetzige Bewohner sagte, schon vor drei Jahren verlassen hatte, um mit seinem ansehnlichen Vermögen sich in Batavia niederzulassen.

Bei meiner Nachhausekunft war mein Herr eben von einem Bankier zurück, bei dem er auf Wechsel Geld gehoben hatte, wovon er mir die drei Dukaten zur Einlösung meiner Uhr wiedergab und mir zugleich sagte, daß wir auf einige Tage nach Haag reisen wollten, wo er sowohl viele Briefe abzugeben habe als auch dem Erbstatthalter vorgestellt zu werden wünsche. Ich mußte daher wieder einpacken, und am andern Morgen gingen wir auf einer Treckschuit nach dem Haag ab.

Quelle:
Sachse, Johann Christoph: Der deutsche Gil Blas oder Leben, Wanderungen und Schicksale Johann Christoph Sachses, eines Thüringers. Von ihm selbst verfasst, Berlin 1977, S. 173.
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Der deutsche Gil Blas oder Leben, Wanderungen und Schicksale Johann Christoph Sachses, eines Thüringers
Der deutsche Gil Blas. Eingeführt von Goethe. Oder Leben, Wanderungen und Schicksale Johann Christoph Sachses, eines Thüringers