Die Sprache.

[76] Die Sprache ist nur dem Menschen eigentümlich; durch sie unterscheidet er sich vom Tier. Jeder sollte sich des großen Wertes des ihm von der Natur verliehenen Geschenkes bewußt sein uud dieses in würdiger Weise anwenden.

Die Schönheit der Sprache wird bedingt durch die richtige Lautbildung, die richtige Betonung und die Wahl des Ausdruckes. Die richtige Lautbildung erfordert langsames, deutliches Sprechen und für die richtige Betonung merke man sich, daß die hervorzuhebende Sache im Satze betont wird, d.h. durch lauteren besonderen Ton hervorgehoben wird. Richtige Lautbildung und Betonung sind eine Kunst, die langes Studium erfordert und die man wunderchön ausgebildet findet bei guten Schauspielern. Muster einer schönen guten deutschen Sprache findet man also im Theater. Das Bühnendeutsch ist mustergültig. Im Verkehr des gewöhnlichen Lebens befleißige man sich einer langsamen und deutlichen Sprache, wähle einfache, aber treffende Ausdrücke und rede ohne Umschweif; dann erfüllt die Sprache ihren Zweck, Verständigungsmittel zu sein, am vollkommensten.

Quelle:
Samsreither, J. V. & Sohn: Der Wohlanstand. Altona-Hamburg 2[1900], S. 76.
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