Geberden

Geberden

[75] sind alle äußeren Bewegungen des Körpers. Soweit diese das Spiel der Gesichtsmuskeln betreffen, bezeichnet man sie als Mienen, aber nur sofern sie zum Ausdruck einer inneren Empfindung dienen. Als wahre Mienen können wir die Gesichtszüge bezeichnen, die ihren Grund in einer wirklichen Empfindung haben. Jeder kennt die Mienen des Fröhlichen,[75] des Schadenfrohen, des Mitleidigen. Unwahrer Mienen bedient man sich bei der Nachahmung.

Dem Mienenspiel gegenüber steht die Gestikulation, die sich auf den ganzen Körper, sowie einzelne Gliedmaßen erstreckt. Die Gestikulation ist erlaubt, ja erforderlich zur Begleitung beim Reden. Jedes Übermaß an Geberde ist häßlich, zeugt von Ungebildetheit.

Durch weites Öffnen der Augen, des Mundes oder durch Verziehen desselben seine Verwunderung und sein Erstaunen auszudrücken. Nacheinander verschiedene Stellnngen einnehmen, sich fortwährend hin- und herbewegen, aufspringen und gar zur Bekräftigung mit dem Fuß auftreten oder mit den Armen zuviel und wilde Bewegungen machen, seinem Gegenüber auf die Schulter klopfen, ihn bei der Hand fassen, in die Hände schlagen sind Bewegungen, die zu vermeiden sind.


Quelle:
Samsreither, J. V. & Sohn: Der Wohlanstand. Altona-Hamburg 2[1900], S. 75-76.
Lizenz:
Kategorien: