Ode.

[197] Wie wenn im Lenz der Welt, hoch aus des Himmels Chören

Sich ein Unsterblicher zur Erde nieder ließ,

Gesandt von dem, der schuf die Sterblichen zu lehren,

Was ihnen seine Huld verhieß;

Noch lang um ihren Blick der Gottheit Bote schwebte,

Nachdem zum Himmel sich sein Flug zurückgewandt;

Noch lang in ihrem Ohr die sanfte Stimme bebte,

Daß ihre ganze Brust empfand:

Du, die zur Priesterin die Tugend sich gewählet,

So hör' ich immer noch der Stimme Silberschall,

Mit der Dein Mund Dir lehrt, Dir Deine Brust beseelet,

So folgt Dein Bild mir überall.

Bald meld't die Phantasey Dich mir, umringt von Schmerzen,

Mit unverwandtem Blick sieht dieses Heer auf Dich,

Und plötzlich stürzet es in Deiner Hörer Herzen

Auf einen Deiner Winke sich.

Sie stürzen sich dahin und martern und verwunden,

Und alles, alles weint und seufzet in Dein Leid.

Hier ist kein Schauplatz mehr, die Fabel ist verschwunden,

Hier ist vollkommene Wirklichkeit.

Bald führt sanftlächelnd Dich mit jugendlichen Tänzen

Der Scherze leichter Schwarm herauf vor meinen Blick.

Sie flattern um Dich her und werfen Dich mit Kränzen

Und fliehn und kehren schnell zurück.

Erschein im Fürstenschmuck und Lob muß Dich erheben.

Erschein im Hirtenkleid und Beyfall folgt Dir nach.[197]

So ist der Weise groß, wenn ihn Paläst' umgeben,

Und groß auch unterm Hüttendach.

Vor Dir legt die Kritik die scharfen Waffen nieder,

Zu loben zwingst Du sie, was sie zu tadeln kam.

Du gibst dem Gallier, Du gibst dem Briten wieder,

Was ihm ein Uebersetzer nahm.

Den Lorbeer, der die Stirn erhabner Dichter krönet,

Vortreffliche, den muß auch Dir die Ehre weyhn.

Wenn, was ein Schlegel schrieb, von Deinen Lippen tönet,

So wird, was er geschrieben, Dein.

In welche Gegenden entreißt mich das Entzücken?

Eröffnet zeigt sich mir der Sitz des ew'gen Ruhms.

Wie strahlt Dein reizend Bild vor meinen trunknen Blicken

Im Innern dieses Heiligthums.

Daniel Schiebeler.


Sind auf manche nach mir noch weit mehr übertriebene Lobeserhebungen gesagt worden und nahmen's mit mehr Zuversicht auf. Doch ich will fortfahren in meiner Erzählung. Da ich doch im Abschreiben bin, will ich noch ein paar hierher setzen, der Drolligkeit wegen. Ekhof gab sie mir.

Bey einem Feierlichen Aufzuge, wo man der Demo: Schulz Wohnung vorbey durch eine unsaubere Gasse gehen mußte.


Erhebet nur den sehnsuchtsvollen Blick,

Besorget für den Fuß kein widriges Geschick.

Wie sicher ist nicht euer Schritt,

Denn Amor geht ja mit.

Quelle:
Schulze-Kummerfeld, Karoline: Lebenserinnerungen. Berlin 1915, S. 197-198.
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