das Sommerwetter

[77] und wie man es auszunutzen und sich gegen seine Unbill zu schützen weiß. Hat man kein Vertrauen zu der Falbschen Prognose, so kann man auch ohne solches vielfach getäuscht werden, weshalb zu raten ist, daß man im Gegenteil ein Anhänger der Falbschen Theorie werde, damit man für eigene Irrtümer eine Entschuldigung habe, und weil der Laubfrosch, falls man einen solchen aufgestellt haben sollte, nicht des wissenschaftlichen Ansehens genießt und nur als tüchtiger Fliegenfänger anerkannt wird.

Zuverlässiger als der Laubfrosch ist der Regenschirm. Ist man ohne solchen ausgegangen, so ist ein[77] plötzlicher Niederschlag zu erwarten, obschon es auch trocken bleiben kann, und hat man den Regenschirm mitgenommen, so bleibt es wahrscheinlich trocken, obschon es auch zu regnen anfangen kann.

Hat man einen neuen Hut, so in ein hartnäckiger Landregen zu erwarten, als habe man einen neuen hellen Anzug angelegt. Wird man hierauf aufmerksam gemacht, so entferne man sich nicht zu weit von einem Wirtshaus, in welchem man beim Eintritt eines Unwetters eine Flasche Wein findet, die natürlich nicht zu trinken ist und daher einen längeren Aufenthalt im Wirtshaus möglich macht.

Bekommt man auf die Frage, ob das Wetter schön und trocken bleibe, eine bejahende Antwort, so gehe man auf die Gefahr hin, die Bejahenden zu beleidigen, nicht ohne Regenschirm aus, da sie nicht naß würden, wenn man ohne Regenschirm ausgegangen würde und ein Platzregen einträte, während sie zu Hause blieben.

Bekommt man auf die Frage, ob es regnen wird, eine bejahende Antwort, so nehme man trotzdem den Regenschirm und Regenmantel mit, denn die Bejahenden könnten Recht haben.

Ist es sehr schwül und ist man kein Freund großer Hitze, so freue man sich, ablehnen zu können, wenn man zu einer Vergnügungsstrapaze eingeladen wird. Hierher gehören das Bergsteigen, das Tanzen, das Dichten, das Gesellschaftsspiel, das Photographiertwerden und das Vorlesen.

Befindet sich in der Gesellschaft ein liebenswürdiger Onkel, der sich als Athlet einen gefürchteten Namen gemacht hat, so entferne man sich, wenn er Kinder dadurch angenehm zu unterhalten sucht, daß er sie in die Luft wirft und wieder fängt und den Zuschauern andere Beweise seiner schönen Kraft liefert. Denn gewöhnlich passiert ein Unglück, oder man wird nervös.[78] Hat man selbst Kinder, so nehme man sie mit fort, und dann halte man sie von jeder Gesellschaft fern, in welchen sich dieser Knote befindet, der sicher, ohne es zu wissen, schon etliche Kinder verkrüppelt hat.

Hier wäre es vielleicht am Platz, etwas über


Quelle:
Stettenheim, Julius: Der moderne Knigge. Berlin 1905, Bd. II, S. 77-79.
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