Der Eintritt in die Welt.

[80] Für das junge Mädchen wird dieser Eintritt zu einem großen Ereignis; er ist der erste wichtige Schritt, den es als selbständiges Mitglied der Gesellschaft macht. Zwar erfolgt die Einführung unter dem Schutze der Eltern oder von Verwandten, die deren Stelle vertreten, doch ist die »junge Dame« nun vollzähliges Mitglied der Gesellschaft und darf als solches dieselben Rücksichten und Aufmerksamkeiten erwarten und beanspruchen wie jedes andere weibliche Wesen.

Es ist kein bestimmter Zeitpunkt vorgeschrieben, wann dieser Eintritt zu erfolgen hat, doch würde ich raten, denselben nicht zu sehr zu beschleunigen. Die beste Zeit scheint mir das vollendete achtzehnte Lebensjahr; auf keinen Fall soll es vor dem siebzehnten geschehen.

Die Art der offiziellen Einführung ist meistens mit dem ersten Balle verbunden, den das junge Mädchen mitmachen darf.

Es kann nun nicht meine Absicht sein, hier ein Lehrbuch über das Tanzen zu schreiben; wie ihr tanzen sollt, lernt ihr in dem sogenannten Tanzkursus, in den Stunden eines Meisters, dem es obliegt, euch diese Kunst beizubringen. Häufig auch werden diese[80] Tanzkurse schon während des Aufenthaltes im Pensionat mitgemacht.

Die Bescheidenheit, eines jungen Mädchens schönste Zierde, präge sich auch im Ballsaale in deiner äußeren Erscheinung ab. Deine Toilette sei anspruchslos und einfach; ich möchte fast mit Sicherheit behaupten: je einfacher deine Kleidung bei deinem Eintritt in die Welt, desto sicherer darfst du dir eines vorteilhaften Eindruckes gewiß sein.

Ich rate für den ersten Ball zu einem einfachen, duftigen Kleide, am besten weiß; dazu einen passenden Blumenschmuck – und du bist fertig, selbstredend dürfen Handschuhe und Fächer nicht fehlen.

Einfach und bescheiden wie deine äußere Erscheinung sei auch dein Benehmen; dennoch darf deine Bescheidenheit nicht den Eindruck des Linkischen, Unbeholfenen oder Unsicheren machen. Diese Unsicherheit hat gewöhnlich ihren Grund in einer Unkenntnis oder wenigstens in der mangelhaften Kenntnis der Formen des guten Tones. Deshalb sei recht darauf bedacht, in diesen Formen fest zu werden, und das wirst du gewiß, wenn du auch im alltäglichen Leben und bei den besonderen Gelegenheiten, die wir schon besprachen, genau alles beobachtest, was dir hier gesagt wurde.

Einige Äußerlichkeiten will ich jedoch noch erwähnen, die auf den Bällen der großen Gesellschaft nicht außer acht gelassen werden dürfen.

Vor allem trage Sorge, daß deine Bewegungen beim Tanze ruhig und anmutig sind: nichts Auffallendes und Holperiges, viel weniger noch etwas Kokettes[81] oder Herrausforderndes. Sorge, daß die einzelnen Teile deiner Toilette so befestigt sind, daß du nicht irgend etwas, z.B. Blumen, Bandschleifen usw. verlieren kannst; es ist dies stets ein Beweis von zu ungestümer Bewegung und mangelhafter Zurückhaltung.

Die Handschuhe dürfen auf dem Balle nicht ausgezogen werden. Da das Bukett nur hinderlich sein würde, lege es, wenn du zum Tanzen aufgefordert wirst, auf deinen Sitz.

Manche halten den Fächer während des Tanzes in der linken Hand, die auf der Schulter des Tänzers ruht; sehr unpassend jedoch würde es sein, wenn ein junges Mädchen hinter dem Fächer mit ihrem Herrn flüstern und lachen wollte.

Zuweilen kommt es vor, daß ein Herr mit seiner Tänzerin nach dem Tanze einen Rundgang macht, ehe er sie an ihren Platz geleitet. Doch ist eigentliches Promenieren nicht gestattet. Besonders soll ein junges Mädchen dies nie einem Herrn erlauben, der ihren Eltern nicht vorgestellt ist.

Obschon wir das »Vorstellen« bereits behandelt haben, möchte ich hier noch einiges darüber bemerken, weil es gerade bei Bällen zu einer absoluten Notwendigkeit wird.

Bei Hausbällen (Privatbällen) übernimmt der Hausherr die Pflicht der Vorstellung, und zwar muß jeder Herr der Dame, mit der er zu tanzen wünscht, besonders vorgestellt werden. Ost jedoch sind der Gäste sa viele, und dadurch auch die Ansprüche, die an den Hausherrn herantreten, so mancherlei, daß wohl schon[82] eine allgemeine Vorstellung beim Eintritt in den Salon genügt, um die jungen Leute mit einigen Worten gegenseitig zum Tanze zu empfehlen.

Auf großen öffentlichen Bällen müssen die Tänzer schon sehen, wie sie aus Ziel kommen. Sie werden möglichst vermeiden, sich selbst den jungen Mädchen vorzustellen, sondern dieses anderen Bekannten überlassen. Allenfalls darf ein Herr sich selbst den Eltern oder deren Vertretern vorstellen, und diese werden dann von selbst die weitere Vorstellung übernehmen.

Es ist gegen den guten Ton, wenn auf einem Balle ein junges Mädchen einer Aufforderung zum Tanze seitens eines Herrn Folge leistet, der ihr nicht vorgestellt worden. Das sollte nie geschehen, selbst wenn sie fürchten könnte, keinen anderen Tänzer zu finden. Wohl aber ist es gestattet, ja sogar ein Recht, den betreffenden Herrn in freundlicher, bescheidener Weise auf seinen Verstoß aufmerksam zu machen.

Äußere nie den Wunsch, daß man dir einen Herrn vorstelle, geschweige selbst ihm vorgestellt zu wer den. Ein junges Mädchen muß sich suchen lassen, nicht aber sich selbst anbieten und anpreisen.

Bei feineren Bällen werden gewöhnlich Tanzkarten gereicht, d.h. ein Verzeichnis und die Reihenfolge der für den Abend in Aussicht genommenen Tänze. Die Herren schreiben ihren Namen neben den Tanz, den sie sich erbeten, und ist auf diese Weise ein Vergessen deinerseits nicht wohl möglich. – Werden jedoch keine Karten gereicht, so sorge, wenn du im voraus engagiert wirst, daß keine Störung und[83] Verwirrung durch deine Schuld entstehe; es würde für deinen Tänzer eine Beleidigung sein, wenn du sein Engagement vergäßest.

Bist du bereits im Begriffe, mit einem anderen den Tanz anzutreten, und wirst an deine früher gemachte Zusage erinnert, so hast du vielmals um Entschuldigung zu bitten. Ost ist es dann am besten – um Unannehmlichkeiten zu vermeiden, du verzichtest gänzlich auf diesen Tanz oder überlässest dem einen der Herren einige Extratouren. Auf keinen Fall wird eine solche Vergeßlichkeit dich empfehlen.

Einen Fall darf ich hier nicht vergessen: – du könntest einmal das Mißgeschick haben, nicht aufgefordert zu werden, und wie man zu sagen pflegt, Mauerblümchen spielen zu müssen. So empfindlich dir dieses auch sein mag – es ist ja in der Tat für ein junges Mädchen peinlich und unangenehm – so bleibe doch ruhig und verrate mit keiner Miene deine Enttäuschung oder gar deine üble Laune.

(Der Ballordner soll übrigens Sorge tragen, daß jungen Mädchen diese unangenehmen Erfahrungen möglichst erspart bleiben.)

Bedaure auch andere junge Mädchen nicht, wenn sie in jene Lage kommen sollten; es ist eine von jenen Unannehmlichkeiten, die man am liebsten unbesprochen läßt und nicht im Munde der anderen sehen mag.


Sehr oft, ja gewöhnlich wird mit großen Bällen ein Souper verbunden. Bei diesen Abendessen wie auch bei den großen Diners gelten alle Regeln, die[84] wir bereits unter dem Abschnitt »Benehmen bet Tisch« kennen gelernt haben; außerdem sind noch einige andere zu beobachten.

Bei diesen Mahlzeiten werden alle Gerichte, bei denen Fleisch gereicht wird, mit Gabel und Messer gegessen, also das sogenannte englische Essen angewandt.

Die Damen haben sich hauptsächlich mit ihrem »Tischherrn« zu unterhalten, d.h. jenem Herrn, der sie zur Tafel geführt hat; doch sorge, daß du in liebenswürdiger Weise den Anforderungen aller in deiner Nähe Sitzenden genügst. Die Handschuhe werden erst ausgezogen, wenn man sich zu Tisch setzt, und zwar ehe man die Serviette entfaltet. Stecke sie in die Tasche; einige lassen sie gerne neben dem Gedeck liegen; doch ich finde dies nicht passend. Wie du dich während der Mahlzeiten zu verhalten hast, weißt du nach allem bereits Gehörten zur Genüge; sei einfach und bescheiden und lasse dich nicht in Unterhaltungen ein, denen du nicht gewachsen bist. Es wird auch selten einem Herrn einfallen, ein junges Mädchen auf diese Gebiete zu führen. Aber es kommt besonders in der heutigen Zeit nicht allzu selten vor, daß junge Damen sich gerne einen Anschein von Vielwisserei geben möchten und durch Fragen oder hingeworfene Bemerkungen gleichsam herausfordern. Tue das nie und nimmer; nichts ist unangenehmer und ich möchte hinzufügen lächerlicher als diese Halbbildung, die oft schlimmer ist als gänzliche Unwissenheit. – Ich sage jedoch nicht, daß du nicht ernstlich bedacht sein sollst, deine Kenntnisse zu erweitern,[85] um »auch mitsprechen zu können«; ich sage nur: sprich in solchen Gesellschaften nicht, was du nicht verstehst und gründlich beherrschst.

Bei diesen und allen anderen gesellschaftlichen Veranstaltungen – so ist es die Ansicht aller gebildeten Damen – sind einem jungen Mädchen höchstens zwei Glas Wein gestattet. Gar zu leicht könnte es – schon froh erregt durch Tanz und Musik – durch den Weingenuß ausgelassen werden. In dieser Hinsicht aber verfährt die Gesellschaft gegen eine junge Dame sehr strenge und mit Recht. Ich selbst erinnere mich eines Falles, wo ein sonst recht liebes Mädchen sich »zu viel zugemutet hatte« und infolgedessen eine gesellschaftliche Makel auf sich lud, die sich durch Jahre hindurch nicht verwischen ließ.

Jede prüfe und wisse genau, was sie vertragen kann und wem sie gewachsen ist.

Nach beendeter Mahlzeit werden die Servietten nicht gefaltet, sondern lose neben den Teller gelegt.


Eine besondere Art von Bällen will ich hier noch erwähnen, weil dieselben heute so sehr in Mode sind: die Maskenbälle. Dabei ist für ein junges Mädchen die Hauptfrage: Welches Kostüm?

Wähle nur einen solchen Anzug, der mit deiner äußeren Erscheinung und deinem Charakter übereinstimmt, wenigstens in keinem Widerspruche steht.

(Daß vor allem keine »verletzenden« Trachten gewählt werden, erwähne ich hier gar nicht; ich setze das bei den jungen Mädchen, für die dies Büchlein geschrieben ist, als selbstverständlich voraus.)[86]

Bist du also klein von Gestalt, so wähle keine Maske, die eine gewisse Majestät im Auftreten verlangt, z.B. eine Königin der Nacht, Philippine Welser usw.; für kleinere Personen eignen sich am besten Nationaltrachten und die zahlreichen Phantasiekostüme, die wir in so großer Auswahl haben; Schmetterling, Schneeflocken, die verschiedenen Märchengestalten u. dgl.

Auf den Maskenbällen sind kleine Neckereien, auch das Duzen gestattet; es sind eben Privilegien der Maskenfreiheit. Nimm dann harmlose Scherze freundlich an, um sie in gleicher Weise zurückzugeben. Niemals jedoch überschreite auch hier die Grenze, welche Sittlichkeit und weibliche Würde dir vorschreiben.


Eine uralte Sitte, das »Vielliebchenessen«, macht sich besonders gerne bei Diners und Soupers geltend; jede von euch weiß, in welcher Weise sie sich äußert.

Niemals darf ein junge Mädchen einem Herrn ein Vielliebchen anbieten (ausgenommen einem nahen oder älteren Verwandten). Wird es dir angeboten, so kannst du es nicht gut ausschlagen. Für den Fall, daß du unterliegst, mußt du dem Gewinner eine Kleinigkeit senden, z.B. ein Zigarrenetui, ein einfaches Tintenfaß usw., nie jedoch etwas, worin er eine Auszeichnung erblicken könnte, z.B. eine Stickerei, die du selbst angefertigt hast. Bist du die Gewinnerin, so danke für das übersandte Geschenk mit einigen freundlichen Worten; ich würde mich[87] hierzu einer Briefkarte, niemals jedoch einer offenen Postkarte bedienen.


Fast ohne es zu wollen, bin ich hier auf ein Thema ge kommen, welches ich in meinen ursprünglichen Entwurf gar nicht aufgenommen hatte. Dennoch wird es nicht überflüssig sein, wenn ich einiges hier einschalte über


Geschenke.

Auch ein junges Mädchen hat zuweilen die Pflicht Geschenke zu machen, und es wird von den Geschenknehmern unangenehm empfunden, wenn diese Geschenke ausbleiben oder unzeitig eintreffen. Willst du Eltern oder die nächsten Angehörigen also bei festlichen Gelegenheiten durch kleine Überraschungen erfreuen, so sorge, daß du sie zeitig entweder selbst überreichst oder zusendest.

Ich erinnere mich, daß eine Dame aus meinem Bekanntenkreise ihren Namenstag feierte, zu dem ihre in einem Haushaltungspensionate weilende Tochter ihr einen selbstgebackenen Kuchen in Aussicht gestellt hatte. Der Kuchen in spe war schon bei Verwandten und Bekannten der Gegenstand des Gespräches gewesen, und Frau P. hatte sich gar schön und mit mütterlichem Stolze ausgemalt, wie sie die erste Backprobe ihrer Änni den Gästen zeigen wollte ...

Der Namenstag kam; die Gratulanten und Gäste kamen, aber – der Kuchen, der so sehr ersehnte, blieb aus. Es wäre mir unmöglich, die Enttäuschung der guten Frau P. zu schildern, ja ich möchte fast sagen ihren Schmerz; denn sie hatte sich[88] gar zu sehr in den schönen Traum eingewiegt, mit den Leistungen ihrer Ältesten ein wenig prahlen zu können. Erst am folgenden Morgen traf der Kuchen ein, aber die Beschenkte hatte kaum einen Blick für ihn und äußerte betrübt; »Nur eine halbe Freude«.

Die Nachlässigkeit des jungen Mädchens war schuld daran.

Ich sehe es nicht gerne, wenn junge Mädchen untereinander größere Geschenke machen; wenigstens sollen sie dabei den Rat der Eltern in Ansprach nehmen. Zu Namenstagen, Geburtstagen usw. genügen Kleinigkeiten; immer angebracht sind einige frische Blumen oder auch eine Topfpflanze.

Jedes Geschenk muß in zarter und taktvoller Weise überreicht werden. Der Beschenkte darf, ja muß merken, daß es dem Geber wirklich eine Herzensfreude ist, ihn zu erfreuen oder sich ihm dankbar und erkenntlich zu zeigen. Ist das Geschenk ein von dir selbst verfertigtes, z.B. eine Handarbeit, so sprich nicht von der Mühe und Zeit, die die Herstellung derselben dich gekostet hat; ebenso unfein wäre es, den Preis eines Geschenkes zu erwähnen.

Selbstredend darf die Beschenkte auch nie darnach fragen.


Ihr werdet öfters in der Lage sein, Geschenke entgegenzunehmen als zu schenken. Immer geschehe dies freundlich und dankbar. Niemals zeige deine Enttäuschung, wenn das Geschenk deinen Erwartungen nicht entsprechen sollte. Hüte dich auch, darüber[89] in absprechender Weise zu urteilen. Der Dank muß sobald als möglich abgestattet werden, entweder mündlich durch einen Besuch oder schriftlich durch ein Dankbriefchen. Vergiß nicht, daß bei Geschenken nicht der Gegenstand, die Gabe es ist, die unsern Dank verdient, sondern vielmehr die Absicht des Gebers, der uns eine Freude bereiten, eine Aufmerksamkeit erweisen wollte. Dieses ist unter allen Umständen anzuerkennen.

Wenn du ein Geschenk aus der Hand des Gebers empfängst, so erfordert die Höflichkeit, daß du es sofort seiner Umhüllung entkleidest und deine Freude ausdrückst, und auch, wenn andere zugegen sind, es diesen zeigst und bewundern läßest.

Es ist nicht jedem gegeben, seine Freude in sehr lebhafter Weise zu äußern; doch oft sagt ein warmer Händedruck mehr als tausend Worte.

Ein Geschenk wieder zu verschenken ist eine Unhöflichkeit gegen jenen, der es uns gegeben hat. In diesem Punkte rate ich zu großer Vorsicht. Denke nicht leicht, daß jener, der dir das Geschenk gemacht, nicht erfahren werde, daß du es wieder verschenktest. Der Zufall hat seine Launen.

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Ich erinnere mich, daß ein junges Mädchen, eine Braut, von einer Freundin ein niedliches Teeservice zum Geschenk erhielt. Sie war ganz entzückt über die Gabe und versicherte der Geberin, daß der Anblick und Gebrauch desselben ihr jedesmal eine neue Freude sein werde.[90]

Einige Jahre vergingen, und jene Frau, die, – nennen wir sie Maria – weilte bei entfernten Verwandten, einer Juristenfamilie auf Besuch. Zu ihrem Erstaunen erblickt sie unter den Schätzen der Frau Amtsrichter genau dasselbe Service, welches ihre Freundin zurzeit so entzückt hatte, und erfährt, – o der Plauderhaftigkeit! – daß es das Geschenk einer lieben Bekannten sei, die es ihr als Hochzeitsgabe gemacht hatte. Ohne weiteres wurde auch der Name genannt – es war niemand anders als Marias Freundin, die sie zuerst mit jenem Service beschenkt hatte. Ob die Empfindungen Marias bei dieser Entdeckung wohl der freundlichsten Art waren? Vielleicht hätte sie die Handlungsweise ihrer Freundin entschuldigt, wenn sie etwaige Möglichkeiten in Betracht gezogen hätte; sie fühlte sich indes, wie sie versicherte, tief gekränkt, und dieser Vorfall war schuld, daß eine langjährige Freundschaft ein plötzliches Ende fand. Noch ein


Intermezzo.

Ein junges Mädchen hatte zum Geburtstage einen hübschen Handschuhkasten erhalten. Sie war indes schon glückliche Besitzerin eines solchen und zeigte sich taktlos genug, den Freundinnen, die zum Gratulieren erschienen, zu äußern: »Was fange ich nun damit an? Am besten stelle ich ihn ganz beiseite.«

Nach einem halben Jahre feierte eine Freundin Bertys auch ihren Geburtstag; sie war zwar nicht bei Bertys Fest zugegen gewesen, hatte jedoch von dem leidigen Handschuhkasten gehört. Ja, Berty hatte ihr,[91] die zur damaligen Zeit abwesend war, selbst davon geschrieben, es aber in ihrer Flüchtigkeit wieder vergessen. Und nun findet das Geburtstagskind unter seinen Geschenken auch Bertys Handschuhkasten!!!

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Aus dieser kleinen Episode magst du selbst deine Schlüsse ziehen.[92]

Quelle:
Tante Lisbeth: Anstandsbüchlein für junge Mädchen. Regensburg 4[o.J.]., S. 80-93.
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