IV. Teil.

[94] Meine neue Dienstherrschaft bestand aus Herr und Dame, einer 18jährigen Tochter und zwei Söhnen im Alter von 16 und 14 Jahren. Hier wurde sehr gut gekocht, feiner als bei Nielsons, überhaupt herrschte hier ein anderer Ton, wie soll ich mich ausdrücken, nicht unfreundlich, aber formell, steif würde der Hamburger sagen. Die Arbeit war ganz korrekt eingeteilt. Ich hatte nicht viel Hausarbeit, aber im Kochen wurde mehr von mir verlangt, nicht nur täglich, sondern auch viele Gesellschaften wurden gegeben, kleinere und auch große. Bis zu 25–26 Personen waren es meistens und die besorgten das Kleinmädchen (welches sehr tüchtig war) und ich alleine. Es war nicht so leicht; denn es war gewöhnlich ein sehr kompliziert zusammengesetztes Diner, 4–5 Gänge waren es wenigstens. Uns machte es aber selbst Spaß, wenn alles klappte. Frau Dähn kam gewöhnlich gleich nach Tisch zu uns in die Küche und sprach ihre Zufriedenheit aus, auch der Herr beglückte uns häufig mit einer Flasche Wein, ja einmal, als ganz besondere Ansprüche an unsere Künste gestellt waren und alles gut gelungen war, kam der Herr schmunzelnd zu uns und brachte nicht nur eine Flasche Wein, sondern legte auch für jede einen Taler auf den Tisch. Auf unseren Dank erwiderte er: »Nein, nein, keinen Dank, Sie haben es heute sauer verdient.« Auf Essen und Trinken wurde überhaupt großes Gewicht gelegt, ja es schien ihnen die Hauptsache zu sein; denn ein nicht gelungenes Gericht konnte ihnen für den ganzen Nachmittag die Laune verderben, und ganz besonders ließ der Herr sie schießen, indem er dann furchtbar mit den Türen knallte; aber auch bei jeder andern Widerwärtigkeit war dies seine Manier. Zuerst war's mir unangenehm, aber wie ich erst merkte, daß die kleinste, unbedeutendste Ursache ihn in Harnisch setzte, lachte man darüber. Häufig backte ich einen großen Klöben, der immer sehr gut geriet. Nun hatte ich einmal die Priese Salz daran vergessen, und der Herr war der erste, der es schmeckte. Da der Klöben 8 Tage ungefähr[95] vorhielt, hatte er auch 8 Tage schlechte Laune, und die Türen hatten was auszuhalten. Na, über eine solche Gereiztheit konnte man doch lachen, mir taten nur seine Angehörigen leid; vor uns ließ er sich in solchen Perioden nicht sehen. Ob er wohl selbst die Lächerlichkeit einsah und sich schämte? Denn wir haben es mehrfach erlebt, daß er einer Begegnung mit uns auswich, indem er sich hinter irgend eine Tür verbarg, bis wir vorüber waren. Die Dame, etwas burschikos veranlagt, hatte auch ihre Eigenarten (wer hat sie wohl nicht?), war aber sonst im ganzen recht verträglich. Unsympathisch war mir der älteste Sohn, woran dies lag, weiß ich selbst nicht. Seine Augen hatten einen unsteten, stechenden Blick, seine Gesichtsfarbe war grau und verlebt, und da er immer graue Anzüge trug, nannten wir ihn »den Griesen«, d.h. Grauen. Er wurde Kaufmann; der jüngere wollte die Landwirtschaft erlernen, sein ganzes Wesen sowie Äußere paßte gut dazu. Er war ein gutmütiger Junge, mit klaren blauen Augen und einem graden Sinn. Die Tochter, eine hübsche Blondine, war sehr nett; es fehlte ihr aber die jugendliche Frische, alles was sie tat, sah schüchtern und gezwungen aus. Bald aber verlobte sie sich mit einem jungen Kaufmann, und das Glück wirkte sehr vorteilhaft. Sie wurde gesprächiger, und in allen ihren Bewegungen elastischer. Nun gab's eine heiße Zeit. Diners, Soupers und Frühstücksbesuche wechselten miteinander ab. Dann kamen Näherin, Schneiderin und Stickerin ins Haus, um die pompöse Aussteuer anzufertigen. Die Damen fuhren zur Stadt und kauften ein, und der Herr mußte »berappen«; aber sonderbarer Weise war er fast immer bei guter Laune, das Geldausgeben schien ihn nicht zu drücken; es galt ja auch, seinem Liebling ein warmes Nest zu bauen.

Meine liebe Freundin, die Kinderfrau, und auch das Kleinmädchen von Nielsons besuchten mich öfter. Frau Nielson hatte gesagt, auf dieser Stelle würde ich kein Jahr aushalten; denn die Leute wären für sehr komisch und eigenartig bekannt, und[96] da ich in den dreieinhalb Jahren in der Behandlung bei ihnen sehr verwöhnt sei würde es mir natürlich hier nicht gefallen. Sie konnte sich beruhigen; ihre Freundlichkeit war ja nicht immer echt gewesen, nach einer solchen hatte ich kein Verlangen. Übrigens stand ich mich sehr gut mit meiner jetzigen Herrschaft. Ich tat hier, sowie bei ihr, meine Pflicht, und das wurde gewürdigt, natürlich haben auch wir manche Meinungsverschiedenheit ausgefochten. So meinte eines Tages Frau Dähn zu mir, sie hätte es mir schon immer sagen wollen, daß der Herr wünsche, wir nehmen keinen Besuch für uns an; es wäre doch immer sehr störend. »Gut«, sagte ich, »wollen Sie dann dem Herrn sagen, daß ich am nächsten Ersten meinen Dienst verlasse; ich habe keine Lust, in Gefangenschaft zu leben.« Am andern Morgen sagte sie mir, so schlimm hätte es der Herr nicht gemeint, es möchte nur nicht so oft vorkommen. Ich konnte ihr darauf erwidern, daß sie es selbst wisse, daß dies auch nicht der Fall sei und daß, wenn wirklich mal Besuche kurz aufeinander folgten, sie dadurch keinen Abbruch litten; denn unseren Pflichten kämen wir trotzdem nach. Seitdem ist nie wieder ein Wort über unsere Besuche gefallen. Ein ander Mal war es über mein Nachhausekommen. Ich hatte eine Schwester weit draußen auf dem Hamburger Landgebiet wohnen, und deshalb war es mir nicht immer möglich, so ganz präzise, wie gewünscht wurde, zu erscheinen, zumal nur alle 20 Minuten Bahnverbindung war, und die Bahn am Sonntag abend leicht besetzt war. Ein paar Mal war es geglückt, dann war ich mal 10 Minuten zu spät gekommen. Na, die Türen waren aber im Gange, wie ich kam! Ich wußte gleich, warum. Am andern Morgen entschuldigte ich mich; aber es wurde mir gesagt, daß es nie wieder vorkommen dürfe; denn dem Herrn ginge die Hausordnung über alles. Ich sagte ihr, daß ich eine gesunde Hausordnung auch sehr nett fände und ich sie bisher doch auch noch nie verletzt hätte. Wenns aber mal nicht zu ändern sei, könnte ich doch nicht mehr, als mich entschuldigen, und dies[97] wäre schon gerade Strafe genug für die 10 Minuten. Sie könne nichts dazu sagen, erwiderte sie, sie wüßte nur ganz bestimmt, daß der Herr das nächste Mal die Tür verschließen würde, und ich könne dann bis zum andern Morgen bleiben, wo es mir beliebe. Das hätte er schon bei mehreren Dienstboten so gemacht. Ich erwiderte ihr, daß er es bei mir nicht nötig haben solle, ich verließe lieber einen Dienst, wo mir dergleichen geboten würde. Mit hochrotem, in den Nacken geworfenem Kopf verließ sie mich. (Das Kleinmädchen pflegte immer zu sagen: »Se smitt den'n Kopp in de Eck.«) Den darauffolgenden Morgen kam der Herr in höchsteigener Person in mein Kochrevier und machte wieder gut, was er angerichtet. Er entschuldigte sich, es wäre ein Irrtum seinerseits gewesen; er hätte geglaubt, es wäre das Kleinmädchen gewesen, und die wäre schon mehreremal recht spät gekommen; von mir wisse er, daß ich aus guter Familie stamme und in guter Gesellschaft meine freie Zeit verbringe, und er hoffe sehr, daß ich meine Kündigung rückgängig mache, seine Frau wäre ganz unglücklich darüber. Vorerst erbat ich eine bessere Beurteilung meiner Kollegin; denn ich kannte sie gut genug, um zu wissen, daß sie ein sehr gutes, ordentliches Mädchen war, trotz ihres öfteren Zuspätkommens. Dann sagte ich ihm, daß es beim alten bleiben könne unter der Bedingung, wenn ich, wenns sich nicht anders einrichten ließe, auch mal etwas später als 1/211 Uhr kommen dürfe, und er war damit einverstanden. So war der Frieden wieder hergestellt.

Leider ging meine Kollegin bald fort; sie kam ins Eppendorfer Krankenhaus, um die Krankenpflege zu erlernen und später als Privatschwester zu fungieren. Ihre Nachfolgerin war das Gegenteil von ihr. Ihre Eltern sollten in einem Villenviertel wohnen und sie wollte nur aus »Vergnügen« in Stellung gegangen sein (wahrlich, ein sehr sonderbares Vergnügen). Sie besaß alle Eigenschaften, die nur ein schlechter Mensch haben kann; sie war faul, diebisch, lügenhaft, unordentlich sondergleichen.[98] Na, wir brauchten sie gottlob nicht lange mehr; denn die Tochter verheiratete sich, der älteste Sohn kam in ein überseeisches Geschäft, und der jüngste Sproß kam auf ein mecklenburgisches Gut. Herr und Frau Dähn bezogen eine elegante Etage, und ich übernahm, außer den groben Arbeiten, wozu ich eine Frau erhielt, die Versorgung des Hausstandes allein. Ob ich mir zu viel zugemutet hatte? Meine immer noch kranken, geschwollenen Beine, die ich von der Krankheit bei Nielsons durch Überanstrengung zurückbehalten hatte, machten sich unangenehm bemerkbar, auch meine Füße schwollen des Abends an, und besonders die Adern traten dick hervor. Nun hatte ich mich einmal ganz geringfügig mit kochendem Wasser verbrannt und dadurch wohl eine Ader blosgelegt, die blutete ohne Aufhören. Schließlich wurde ich denn doch ängstlich und teilte es meiner Dame mit, die mir dann auch gleich einen Notverband anlegte und zum Krankenkassenarzt schickte. Der kam, sah aber die Sache ganz leicht an und versicherte immer wieder meiner Herrschaft, daß sie nicht zu befürchten hätte, daß ich meine Arbeit nicht verrichten könne, in ein paar Tagen sei alles wieder gut. Er verband es mir und meinte dann lächelnd: »So, mein Kind, nun gehen Sie man an Ihre Arbeit.« Mit der Dame hörte ich ihn noch länger in sehr liebenswürdiger Unterhaltung, und die meinte auch nach seinem Fortgehn, daß es ja ein äußerst netter Arzt wäre, der Krankenkassenarzt. Ich konnte ihr ja beipflichten; aber merkwürdiger Weise habe ich ihn nie wieder so nett in seiner Sprechstunde gefunden. Im Gegenteil, es war mir ein Rätsel, wie dieser unfreundliche Herr derselbe sein sollte, der in Gegenwart der Dame so »nett« und freundlich schien. Na, mir konnte es gleich sein, wenn er nur meinen Fuß wieder gesund machte; aber damit haperte es sehr. Wie ich mich am folgenden Tage vorstellte, meiste er kurz: »Der Verband sitzt ja wunderschön; kommen Sie man in 3–4 Tagen wieder.« Auf meine Erwiderung, daß ich aber ziemliche Schmerzen verspüre, gab er mir kurz zur Antwort: »Das kann wohl so schlimm nicht[99] sein; also wie ich Ihnen gesagt habe.« Und damit war ich entlassen. Niedergeschlagen ob einer solchen Behandlung ging ich an meine Arbeit; aber es wollte nicht so recht gehen, die Schmerzen wurden immer heftiger, und der Gedanke wollte mich nicht verlassen: »Was sind wir Dienstboten doch für elende Geschöpfe, daß wir uns behandeln lassen müssen beim Krankenkassenarzt.« Die Nacht schlief ich nicht vor Schmerzen und noch mehr graute mir vor'm Aufstehn. So gern ich wollte, ich konnte meine Hausarbeit an diesem Tage nicht verrichten und mußte mich wieder zum unfreundlichen Arzt begeben. Mürrisch frug er, was ich denn schon wieder wolle, er hätte mir doch gesagt, daß ich erst in einigen Tagen wieder zu kommen brauche. Ich ersuchte ihn höflichst, einmal meinen Fuß zu untersuchen, da ich es vor Schmerzen nicht länger ertrage und er mir ja strengstens verboten habe, den Verband zu entfernen. Etwas verdutzt ob meiner Kühnheit sah er mich an und knurrte was von Einbildung und dergleichen. Dann riß er unwirsch den Verband herunter; aber sein Gesicht nahm einen sehr ernsten Ausdruck an, wie er sah, was er angerichtet hatte. Die ganze Oberfläche des Fußes bildete eine Wunde. Er erklärte mir, daß er meinen Fuß mit Jodoform verbunden habe und ich dieses offenbar nicht vertragen könne, was er aber nicht hätte wissen können. Auf meine Bemerkung, wenn es Personen gebe, die Jodoform nicht vertragen, es doch wohl seine Pflicht gewesen wäre, am vorherigen Tage nachzusehen, da ich ihm von meinen Schmerzen Mitteilung gemacht hätte, zuckte er die Achsel und meinte: »Ja, mein Kind, ich konnte es auch nicht wissen, daß es so schlimm werden konnte. Es bleibt Ihnen jetzt nichts anderes übrig, als so bald wie möglich ins Krankenhaus zu gehen. Ich werde Ihnen einen Schein ausschreiben und noch heut vor 4 Uhr müssen Sie hingehen.« – Ins Krankenhaus! O, wie mir davor graute! Auch meiner Herrschaft kam diese Nachricht sehr ungelegen; sie mußte doch Ersatz haben.

Im Krankenhaus waren die Ärzte viel netter, wie ich mir[100] vorgestellt hatte. Ich wurde untersucht, und es wurde konstatiert, daß eine Jodoform-Vergiftung vorläge; auch wurde mir geraten, mich einer Krampf adern-Operation zu unterziehen, da es für meinen Gesundheitszustand förderlich sei. So hatte ich denn nach einigen Tagen eine sehr schmerzhafte Operation ohne jegliche Betäubung überstanden. Die Ärzte lobten mich ob meines Verhaltens während der Operation, waren überhaupt freundlich, was sehr wohltuend wirkte. Über die Wärterinnen könnte ich noch manches schreiben, Gutes, aber viel mehr noch Mißbilligendes. Meine Genesung ging ziemlich schnell von statten, obgleich die Krankenpflegerin, entgegen der Anordnung des Arztes, nur einmal meinen Verband wechselte, und mindestens zweimal am Tage sollte es geschehen. Einmal war der Verband sehr flüchtig des Morgens (nach der Visite) angelegt und wurde mir infolgedessen recht unbequem. Ich bat des Mittags die Wärterin, mich zu behandeln, bekam aber die Antwort, heute habe sie so wie so viel zu tun, es wäre sonst auch schon mehreremale mit einem Verband am Tage gegangen und müßte heute auch so gehen. Die Abendvisite des Arztes fiel an diesem Tage aus, das wird sie gewußt haben, und am anderen Morgen mußte ich vor der Visite den Verband entfernen. Ich hatte die Nacht nicht geschlafen, da der Verband hin und her schob und mir Schmerzen verursachte. Der Arzt wunderte sich, daß ich fieberte, da ich doch schon längere Zeit ohne Fieber gewesen war. Ich wußte ja, woher es kam und ich hätte sprechen sollen; aber meine Leidensgefährtin, eine alte Frau, im Nebenbett hatte mich gebeten, doch nichts dem Arzt zu sagen, denn dann bekäme die Wärterin einen »Anschnauzer« und sie würde mehrere Tage einen »Koller« haben, wo wir alle darunter zu leiden hätten.

Auch die alte, dicke Badefrau erdreistete sich allerlei, was gewiß nichts mit ihrem Beruf zu tun hatte. Mir hat sie immer nur all die schönen Handarbeiten gezeigt, die ihr die Kranken aus »Dankbarkeit«, schenkten, und mir erzählt, wie viel Sophie aus[101] Nr. 8, und Frau Schmidt aus Nr. 11. Fräulein Meier aus Nr. 15 ihr beim Verlassen des Krankenhauses an Trinkgeld gegeben hätten. Ich hatte nur ein paar lose Groschen mit ins Krankenhaus genommen; denn meine lieben Verwandten sorgten für alles, was ich gern hatte und das Essen war auskömmlich und gut, und so hatte ich denn schon beschlossen, meine paar Groschen auch der Badefrau beim letzten Bad zu geben. Wenn ich auch gerade nicht einsah, wofür, so wollte ich mich doch der Mode anschließen. Absichtlich hatte ich ihr den Tag meines Weggehens verschwiegen, um den falschen Schmeicheleien zu entgehen. Der Arzt hielt sich an diesem Tage länger in unserem Saal auf wie sonst, und es war Vorschrift, daß keine Patientin den Saal während des Besuches verlassen durfte. Nun kam ich 10 Minuten später, um mein Bad zu nehmen; aber da kam ich schön an. Die »Fee« dieses Raumes schimpfte in einem fort. Was das für eine Wirtschaft sei, und ich hätte mich nach ihr zu richten, und sie nicht nach mir, ich wäre doch keine Prinzessin, für die sie nur alleine da wäre usw. Ich sagte ihr, daß ich ja gerne auf das Bad verzichten wolle, aber davon wollte sie nichts wissen; sie schien doch zu fürchten, der Arzt könnte es erfahren. Im übrigen beruhigte ich sie und sagte ihr, daß ich noch heute das Krankenhaus verlassen würde und ihr somit keine Gelegenheit wieder gebe sich über mich zu ärgern. Das hatte sie nicht erwartet und so fing sie denn auch sofort wieder mit ihren widerlichen plumpen Schmeicheleien an. Aber es half ihr nichts; ich nahm beim Verlassen des Bades die für sie bestimmten Groschen im Strumpf wieder mit.

Nachdem ich noch 8 Tage bei meiner Schwester zur Erholung gewesen war, ging ich wieder zu Dähns, die mein Wiederkommen mit Freuden begrüßten. – Frau Nielsons Prophezeihung, ich würde kein Jahr bei den sonderbaren Menschen aushalten, ist nicht in Erfüllung gegangen. 51/2 Jahr habe ich bei Dähns meine Pflicht getan, treu und ehrlich, das bezeugen meine Abgangspapiere, und ich wäre wohl noch viel länger dort gewesen, wenn[102] ich mich nicht verheiratet hätte. Schon am letzten Weihnachtfeste hatten Dähns mich mit einem sehr schönen Eßservis überrascht, und bei meinem Fortgehen überreichten sie mir als Hochzeitsgeschenk zwei silberne Löffel und zwei silberne Forken mit unsern Namen eingraviert; ich war sehr erfreut und verließ mit aufrichtigem Dankesgefühl das Haus.

Allen lieben Mitmenschen, die gezwungen sind, ihr Brot an anderer Leute Tisch zu essen, möchte ich zurufen: Tut immer eure Pflicht, voll und ganz; aber dann verteidigt euch auch, wo es nottut.


Ende.[103]

Quelle:
Viersbeck, Doris: Erlebnisse eines Hamburger Dienstmädchens. München 1910, S. 94-104.
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