[27] Diese immer intensivere Beschäftigung mit alter Kunst und die Förderung, welche ich dabei von allen Seiten fand, brachte meinen Vater endlich so weit, mir das Umsatteln zum Studium der Kunstgeschichte unter der Bedingung zu erlauben, daß ein auch als Jurist hervorragender Kunsthistoriker, Karl Schnaase, entschieden dazu riete. Ich wandte mich also in schriftlicher Anfrage nach Wiesbaden, wohin sich Schnaase, ein schwächlicher, lungenleidender Mann, nach seinem Rücktritt aus dem Staatsdienst zurückgezogen hatte. Aber ich wartete vergeblich auf eine Antwort; Woche auf Woche verging, jeder Tag vergrößerte für mich die peinliche Situation, da mein Vater es nicht an abfälligen Bemerkungen fehlen ließ. Endlich, nach sechs langen Wochen kam ein dicker Brief aus Wiesbaden: Schnaase, der pedantisch pünktliche, ordentlichste Mann, hatte sofort geantwortet, hatte aber seinen Brief, statt nach Braunschweig, nach Kassel gerichtet, wo er zufällig Bekannte meines Namens hatte. Diesen als unbestellbar zurückgesandten Brief schickte er mir nun zusammen mit einem langen Entschuldigungsschreiben. Er riet mir entschieden, die Kunstgeschichte als Brotstudium zu ergreifen und gab gleichzeitig praktische Ratschläge dafür.