Erste Pläne eines Renaissance-Museums

[189] Die außerordentliche Vermehrung der Sammlungen unserer Berliner Museen hatte auch bei uns seit dem Jahre 1880 Beratungen über Erweiterungsbauten zur Folge gehabt. Schon einige Zeit vorher hatte ich der Generalverwaltung die Vereinigung der Gemäldesammlung und der Bildwerke christlicher Epochen in einem besonderen »Renaissancemuseum« in Vorschlag gebracht. Auf diese Anregung hin einigte sich die Direktorenkonferenz nach wiederholten langen Sitzungen in den Jahren 1880 und 1881 schließlich einstimmig auf einen Neubau für die nachantike Kunst und Einrichtung des Alten und Neuen Museums für die antike Kunst. Die Skulpturen von Pergamon und Olympia sollten in einem Anbau untergebracht werden. Als Bauplatz zur Errichtung eines Renaissancemuseums befürwortete ich den Grund und Boden der alten Porzellanmanufaktur, gegenüber dem damals im Bau begriffenen Kunstgewerbemuseum, nicht nur wegen des Mangels an Raum auf der Museumsinsel, sondern auch[189] weil es mit dem Kunstgewerbe nach Zeit und Ort in engster Beziehung stände. Der Generaldirektor Schoene trat ganz entschieden dagegen auf und verlangte für den Fall einer Überfüllung auf der Museumsinsel die Ausscheidung der Gipsabgüsse und die Bildung eines großen Gipsmuseums außerhalb des Zentrums in Berlin. Er war, trotz der abweichenden Ansicht sämtlicher Direktoren, felsenfest davon überzeugt, daß die hohe Kunst zusammenbleiben müsse. Meinen entgegengesetzten Bestrebungen machte er schließlich ein Ende, indem er mit einem disziplinarischen Vorgehen gegen mich drohte. Da er die Direktoren nicht zu seiner Ansicht bekehren konnte, so entschloß er sich zu einem großen Konkurrenzausschreiben für die Museumsbauten, die im Jahre 1882 begonnen wurden.

Quelle:
Bode, Wilhelm von: Mein Leben. 2 Bde, 1. Band. Berlin 1930, S. 189-190.
Lizenz:
Kategorien: