[181] Ende März 1880 fand in Florenz die Versteigerung der Sammlung San Donato statt, für die durch die Händler Gauchez und Stephan Bougeois große Reklame gemacht wurde. Ich war zeitig hinausgeschickt worden, um Bericht zu erstatten. Da der Prinz erst kurz vorher von dem »Restaurator« Luparini (der den herrlichen Goes in S. Maria Nuova damals gerade elend verdorben hatte) die Bilder hatte instand setzen lassen, riet ich von einer ernstlichen Beteiligung ab, um so mehr, als fast alle guten Bilder von Gauchez künstlich getrieben wurden. Nur die köstliche kleine, ganz intakte Skizze der »Beweinung« von Rubens konnte ich durch Herrn von Marquard für einen mäßigen Preis erwerben. Gleichzeitig kaufte ich von dem berüchtigten »Fälscher« Bastianini, einem Manne von feiner Empfindung für alte Kunst, die großen Holzfiguren der Verkündigung, die er dem Quercia zuschrieb, um etwa 2900 Mark und aus dem Nachlaß von Conte Gino Capponi um 7500 Mark die beiden köstlichen Predellenstücke Masaccios, die im Katalog von Giovanni Morelli als »maniera di Masaccio« angegeben waren.
Auf dieser Reise hatte ich den Berliner Bankier Oscar Hainauer, einen Agenten des Hauses Roth schild in Paris, getroffen, der kurz vorher zur Einrichtung seines Hauses alte Kunstwerke zu sammeln begonnen hatte; anfangs namentlich mit Hilfe von Fr. Spitzer in Paris, durch den er besonders für Renaissancekunst interessiert war. Mit ihm gemeinsam erwarb ich Bardinis Plakettensammlung, von der ich für die Museen etwa 170 Stück auswählte, darunter verschiedene größere Tafeln von Donatello, Riccio u.a., durchschnittlich für 75 Mark das Stück. Von Florenz aus machte ich mit Professor Sußmann einen Ausflug nach Arcevia, wo uns ein Altar von Signorelli angeboten war, dessen Verkauf aber die Regierung schließlich nicht gestattete. Der Weg zu dem hochgelegenen[181] Apenninenstädtchen führte uns auf sehr genußreicher Fahrt auch nach Spoleto, Fabriano, Perugia und Assisi. Verschiedenes, was ich damals unterwegs sah und worauf ich unterhandelte, wurde erst später reif.