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[182] Es galt zunächst zwei wichtige Stellen an der Museumsverwaltung zu besetzen, die durch Tod oder Rücktritt erledigt waren. Es mußte ein neuer Direktor für die Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums und ein neuer Museumsarchitekt gefunden werden. Für beide Posten war ein hervorragender Mann erforderlich, da die Anstalt einer vollständigen Reorganisation bedurfte, und die in Aussicht genommenen Neubauten einen Künstler ersten Ranges verlangten. Ich dachte an Messel als Architekten und versicherte mich durch den ihm nahe befreundeten Dr. Eduard Simon, dessen schönes Haus er kurz vorher vollendet hatte, seiner Zustimmung. Da ich beim Kaiser, schon infolge der Eifersucht Ihnes, eine Abneigung gegen Messel annehmen mußte, berührte ich die Sache gelegentlich mit großer Vorsicht. Wie ich erwartet hatte, erwiderte Se. Majestät, Messel sei ja ein Hypermoderner, solche Leute könnten wir am Museum nicht brauchen.
Wenige Monate später, im Sommer 1906, hatte der Kaiser über die Frage der Neubauten auf meinen Vorschlag eine Sitzung im Kaiser-Friedrich-Museum mit unserem Kultusminister und dem Finanzminister anberaumt. Als ich ihn am Eingang empfing und ihm dabei gleich mein Bedauern darüber aussprach, daß ich meine Vorschläge ohne einen Architekten machen müsse, antwortete der Kaiser, warum ich ihm denn niemand empfohlen hätte. Ich erwiderte, daß ich niemand wisse als Alfred Messel, und den habe er ja entschieden abgelehnt. Das leugnete der Kaiser, er habe nichts gegen den Mann, ich solle nur einmal in Verbindung mit ihm treten. Das[182] ließ ich mir nicht zweimal sagen. Wenige Tage später hatte ich schon Messels Zusage, und bald darauf erfolgte seine Anstellung als Museumsarchitekt, zugleich mit dem besonderen Auftrage, die Entwürfe und die Ausführung der Neubauten in die Hand zu nehmen.