Bewilligung größerer Mittel

[11] Die Übernahme der Eisenbahnen durch den Staat hatte allmählich die preußischen Finanzen so sehr gestärkt, daß selbst ein so wenig kunstfreundlicher Finanzminister wie Scholz sich bereitfinden ließ, nicht nur den Ankauf des sogenannten Aktienspeichers an der alten Herkulesbrücke für später notwendige Erweiterungen der Museumsbauten, sondern selbst eine außerordentliche Bewilligung von zwei Millionen Mark behufs Ankauf hervorragender alter Gemälde und Bildwerke christlicher Epoche in den Etat des Jahres 1884/85 einzustellen. Die Kammern gaben dazu, trotz der damals besonders heftigen politischen Kämpfe, ihre Genehmigung. Es war das für mich kein geringer Triumph, da diese Bewilligung, die ausschließlich den beiden mir unterstellten Abteilungen zugute kommen sollte, auf Grund meines Gutachtens über die Aussichten zu bedeutenden Erwerbungen aus englischem Privatbesitz zur Zeit meines Studienaufenthaltes in England 1879 erfolgte, von dem man amtlich nichts hatte wissen wollen. Die Hauptarbeit der[11] nächsten Jahre galt nun gerade der Suche nach Meisterwerken, die den höchsten Anforderungen für unsere beiden Sammlungen entsprechen konnten. Da das Museumsstatut noch ganz neu und vom General direktor eingeführt war, so hielt dieser darauf, daß der ganze schwerfällige und kostspielige Apparat dabei in Szene gesetzt wurde. Nur für meine plastische Abteilung ließ er mich fast ungestört allein sorgen, zumal meine Sachverständigen Sußmann und Beckerath gleichfalls jährlich nach Italien kamen und in Augenschein nehmen konnten, was ich in Vorschlag brachte. Aber für die Auswahl passender Gemälde mußten wiederholt gemeinsame Fahrten, namentlich nach England, mit Direktor Meyer, dem Generaldirektor selbst und einem oder zwei Mitgliedern der Kommission gemacht werden. Dies erschwerte Auswahl und Verhandlungen, verhinderte Geheimhaltung derselben und verteuerte uns die Bilder. Auch war namentlich Schoene bei der Entscheidung, was ein Werk hors ligne sei, oft zu skrupulös und klassizistisch, wodurch uns einzelne ausgezeichnete Gemälde (wie der Hobbema der Sammlung Dudley und andere Holländer von gleicher Qualität) entgingen. Selbst bei der Zahlung der ausgezeichneten, 1883 gekauften drei Bilder von Rembrandt, die zunächst aus einer Anleihe bei Oskar Hainauer bestritten wurden, machte er aus diesem Grunde Schwierigkeiten.

Quelle:
Bode, Wilhelm von: Mein Leben. 2 Bde, 2. Band. Berlin 1930, S. 11-12.
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