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[14] Eine andere mühsame Aufgabe war die Durcharbeitung der Pläne, die Anfang 1884 zu der großen Museumsbaukonkurrenz eingeschickt waren. Es galt für die Erweiterung fast aller Abteilungen der Kgl. Museen und für den Zuwachs der Sammlungen auf absehbare Zeit den Platz auf der Museumsinsel zu finden, nachdem für das Kunstgewerbe und die ethnologischen Sammlungen Neubauten im Südwesten der Stadt, an der späteren Prinz-Albrecht-Straße, bereits eröffnet oder nahezu vollendet waren.
Die Lösungen in den 52 zur Konkurrenz eingelieferten Plänen hatten sich nur zum Teil an die von uns aufgestellten Grundlagen gehalten, und gerade diese waren nüchtern und unbefriedigend. Der originellste aller Pläne scheiterte an der Technik und am Kostenpunkt. Baurat Orth wollte die Stadtbahn einfach überbauen und gerade über ihr, in einer Höhe bis zu 50 Meter den Pergamon-Altar errichten, der nicht nur die Museumsbauten, sondern das ganze Stadtbild von Berlin beherrschen sollte. Daß sich im Innern zum Teil ganz unmögliche Räume ergaben, in der die dafür bestimmten Kunstwerke in ungünstigster Weise hätten untergebracht werden müssen, focht den Architekten wenig an. Dies würde sich später schon finden, meinte er. Die imposante Gesamtwirkung, obgleich ohne feineren architektonischen Sinn, und wohl nicht am wenigsten die kolossalen Verhältnisse bestachen aber hier wie später beim Wallotschen Plan des Reichstagsgebäudes. Auch unser hoher Protektor war lebhaft dafür interessiert, und selbst als infolge der Änderung der politischen und finanziellen Verhältnisse alle Baupläne auf ein Jahrzehnt und länger verschoben werden mußten, hatte er mit diesem phantastischen Gespenst des Orthschen Planes noch lange zu kämpfen. Im übrigen verlief diese in großartiger Weise inszenierte Museumsbaukonkurrenz genau so resultatlos wie die Konferenzen über das Gipstränkungsverfahren und wie die langjährige Vorbereitung eines Riesengipsmuseums für Architektur und Skulptur; allen diesen Plänen fehlte die gesunde sachliche Basis.