Vierter Teil
Fragment

Im Dezember 1911 hatte ich einen Krankheitsanfall auszuhalten, der mich dem Tode nahe brachte. Oft in der Nacht erschienen meine Verstorbenen und schienen mir zuzuwinken, während von oben herab eine Gewalt auf mich niederdrückte, immer tiefer. »Es geht um die Wurscht« sagte ich dem Krankenwärter. Und der Arzt, welchem ich ähnliche Vermutungen aussprach, antwortete mir »mit so einem Herzen stirbt man noch lange nicht.« Als nun der Druck von oben etwas nachließ und ich freier wurde, gelobte ich, von nun an aber auch ganz bestimmt einen anderen Menschen anzuziehen. Die Einschränkung des Alkohols auf das mindeste Maß und welche Dinge noch mehr sind.

Das ganze Leben strich an mir vorbei, ein Leben, welches doch wertvoller erschien jetzt im alleinigen Ringen, als in Jugend und Kraft. Es zwang mir Rechenschaft ab. Hiob rief mir zu: Gürte deine Lenden wie ein Mann – ich will dich fragen, lehre mich!

»Wo warst du, als ich dich erschaffen«? So soll mir nochmals der Weg beleuchtet werden. Eine Spanne winzig kurz erschien sie mir.

Quelle:
Corinth, Lovis: Selbstbiographie. Leipzig: Hirzel, 1926., S. 121-123.
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