[43] Am 21. April 1868 ging ich mit Scholderer nach Paris. Es war eine gar schöne Fahrt durch Frankreichs grüne blühende Landschaft. In einem riesengroßen Atelier, das die Frankfurter Maler Steinhardt und Winter bewohnten, wurden noch zwei Betten eingestellt, und so hausten wir zu viert darin. Es war ein fröhlich Leben. Nun gab es täglich zu sehen. Wir besuchten Schreyer, auch Peter Burnitz war dort, lauter Frankfurter.
Von den neuern Franzosen machte den größten Eindruck die »Exposition Courbet« auf mich. Es waren etwa 200 Bilder vereinigt. Diese Freiheit des Schaffens tat mir wohl nach der Ängstlichkeit des Karlsruher und Düsseldorfer Professorentums. Das war etwas Ganzes, war für mich die Malerei. Die Sachen wurden mir so klar, als ob sie meine eignen Sachen wären. Nun glaubte ich meine Bilder malen zu können. Es war eine schöne Zeit aufblühender Hoffnung.
Wir besuchten Courbet in seinem Atelier; er war ja früher einmal in Frankfurt, daher kannte ihn Scholderer. Er war nicht im Atelier, aber bald erschien oben aus einer Art Verschlag aus einem Guckloch ein großer breiter Kopf, der gutmütig lachte, als er Scholderer erkannte. Er war eben aufgestanden; ein ungekämmter Kopf auf kurzem Halse und breiten Schultern, auch war er wohlbeleibt, und als Scholderer hierüber scherzhaft etwas bemerkte, so verstand ich aus allem Französisch heraus nur das Wort Bier. Er trank, wie aus Frankfurt und München bekannt war, sehr gern und viel Bier.
Im Tagebuch ist eine Art Aufzählung der Bilder aus der Exposition[43] Courbet. Das hier aufzuführen hat keinen Zweck, ebensowenig die Äußerungen über die Bilder des Louvre, von denen ich entzückt war. Über den Salon spreche ich sehr abfällig. So eine Bilderanhäufung hat halt etwas sehr Ermüdendes. Was ich geschrieben habe, könnte von hierzu Talent gehabt hätte.
Unterwegs einmal begegnete ich zufällig Anton von Werner; wir freuten uns sehr. Am Nachmittag besuchte ich ihn in seinem Atelier. Dann aßen wir irgendwo zu Abend in einem kleinen Lokal, wo viel Deutsch gesprochen wurde. Um 10 Uhr begleitete mich Werner heim in die Avenue Montagne.
Ich fürchte, daß das Aufzeichnen der Begebenheiten durch all die Jahre hindurch den Leser verleiden könnte, denn ich gestehe, auch mir wird es langweilig. Von Bernau nach Karlsruhe, von Karlsruhe nach Bernau, was kann das einen viel angehen. Es scheint mir auch, daß in einer Lebensgeschichte nur die geistige Entwicklung von Bedeutung sein kann. So wie die Einheit der Seele durch all den Zufall des Geschickes hindurch sich wahrt und bestehenbleibt – die Seele, die durch den Lebenslauf hindurch zu einer Erkenntnis ihrer selbst zu kommen sucht.
»Erkenne dich selbst!« Das scheint mir freilich ein zweischneidiger Ausspruch zu sein, und es ist gut, daß dies nicht so leicht möglich ist, sonst würde man gar oft dazu kommen zu sagen: »Nun fürchte ich mich vor niemand mehr als vor mir selber.«
Wie die Seele sich durch Raum und Zeit hindurchwindet, das dürfte es sein, worauf es im Lebenslauf ankommt.
Geboren werden, verpflichtet, jeder hat an dieser Schuld abzuzahlen. Der Rest, der übrigbleibt, fällt dem unbarmherzigen Gerichtsvollzieher Tod in den Schoß.
Ich werde nun öfters das Erzählen vom Gang der Ereignisse unterbrechen mit derartigen Erörterungen, die ich noch in alten Tagebüchern finde, oder die mir auch neu während dem Schreiben einfallen.
Aber ich fahre fort, denn ich bin bei dem Kapitel Paris. Bei Scholderers Freund, dem Maler Fantin, sah ich japanische Malereien, die[44] mir einen gar schönen Eindruck machten; sie erinnerten mich an meine lieben Altdeutschen, die mich auch in Paris lebhaft angezogen haben, wo ich ihnen in Sammlungen begegnete. Ich habe mich in Paris wacker umgesehen und fühlte mich von den schönen Eindrücken erfüllt, so daß ich an die Heimkehr denken mußte – ja mußte –, denn ich hatte kein Geld mehr.
Am Abend des 6. Mai 1868 brachte mich Scholderer an den Straßburger Bahnhof und kaufte mir ein Billett nach Basel. Mit dem Schnellzug ging es nun in der Nacht durch das Land. Das Coupé war überfüllt, und es war mir etwas ungemütlich, daß ich nicht Französisch konnte. Der Mond ging auf und schimmerte geheimnisvoll durch die schlanken Gipfel der französischen Bäume und glänzte in Flüssen und Bächen, es war eine zauberhafte Nacht. Um 12 Uhr in Troyes leerte sich der Wagen. Schlafen wollte ich nicht, ich sah immer wieder in die mondbeglänzte Nacht hinaus und war in glücklicher Stimmung. Die Morgendämmerung war auch schön; wir fuhren durch eine gar schöne Frühlingslandschaft. Wir kamen an Belfort vorüber. Altkirch, die erste Station mit deutschem Namen. Von Mülhausen ab war ich allein im Coupé. Ich war so fröhlich, daß ich sang, denn ich hatte immer noch einundeinhalb Franken Geld in der Tasche. Um 9 Uhr war ich beim Freund Schumm und seiner guten Schwester in Basel. Schumm und ich lachten wieder unser gehörig Teil. Wir machten Ausflüge in die Gegend, es waren gar herrliche Maitage, und meine Augen sogen viel von der Schönheit ein. Schumm half mir mit 50 Franken aus der ärgsten Not, und so fuhr ich über Schopfheim, Wehr und Todtmoos nach Bernau. Wieder in der alten Heimat, wohin auch Mutter und Schwester von Säckingen zurückgekehrt waren. Wir wohnten im Joglishaus, dem Stammhaus meines Vaters, meinem Geburtshaus – ich in einem kleinen vertäfelten Stübchen. Eine Haupteigenschaft, die mich beherrschte, war die Neugierde. Es wurde mir zur Gewohnheit, gar oft bei der Aussichtslosigkeit, die meinen Lebensgang verhüllten, zu fragen: Wie wird es jetzt gehen? Wo hinaus? Und gerade jetzt war es so aussichtslos um mich herum, ich war sogar neugierig, was ich jetzt für Bilder malen würde, nach all den Eindrücken aus Paris. Was sollte ich anfangen? Einstweilen[45] grundierte ich Leinwand. Dann malte ich Agathe im kleinen Stübchen einen Frühlingsblumenstrauß auf den Tisch, und ich sah, daß es gut war! Über die Pfingsttage war Schumm bei mir. Trotz allen Sorgen war ich arbeitsfroh. Ich grundierte große Leinwande, auf eine derselben malte ich Mutter und Agathe und einen kleinen Bub und ein Huhn im Garten; die Figuren etwa halblebensgroß. Ein Engländer, Thomas Tee aus Manchester, hat es später auf der Ausstellung in München für 800 Mark gekauft. Leider, denn es ist dadurch ganz verschollen, es war eines meiner besten Bilder. Auch noch einige andre Bilder, die ich in diesem Sommer malte, hat Th. Tee in München gekauft. Daß jemand sie in Deutschland gekauft hätte, war unmöglich. Lugo kam und blieb den Juli über bis in den August hinein. Es war ein recht vergnügliches und arbeitsreiches Zusammensein. Mit dem Datum 8. September steht im Tagebuch: »Not, nichts als Not, von nirgend her ein Schimmer von Hoffnung. Was soll ich beginnen, wo soll ich hin im Winter? Ich weiß, daß meine Bilder unverkäuflich sind, sie sind so ganz anders, als man in Karlsruhe und Düsseldorf die Bilder haben will. Ich habe nicht einmal so viel Geld, daß ich mit ruhigem Gewissen Briefe fortschicken kann. Seit vier Wochen kein Geld, und auch meine Arbeitskraft fängt an, unter der Stimmung zu leiden.«
Wie schon so oft hat mich der gute Schumm durch Zusendung von 20 Gulden von der ärgsten Not gerettet.
Am 19. September 1868 reiste ich von Bernau nach Säckingen. Mutter und Schwester kommen auch wieder, um den Winter in Säckingen zuzubringen. Wie und was werden soll weiß ich nicht. Ich hatte meine Bilder in St. Blasien ausgestellt, ich dachte dort daraufhin Geld zu leihen, aber ich hatte nicht den Mut dazu. Freies Urteil über meine Bilder hat ja niemand. Nur ich allein weiß, daß sie gut sind.
Vielleicht finde ich in Säckingen jemand, der ein kleines Bildchen von mir nimmt, sie sind ja so billig.
2. Oktober 1868, mein Geburtstag, in trostloser Lage, ich muß mir selber immer Mut, Mut zurufen. Auch muß ich die Mutter noch trösten und darf es nicht zeigen wie verzagt ich bin. Gestern nachmittag ging ich ihnen bis Wehr entgegen. In Basel, wo Schumm immer noch war, stellte ich meine Sommerarbeiten aus. Sie gefielen aber gar nicht, und[46] ich selber erschrak ein wenig, als ich zwischen der Buntheit der andern Bilder meine ernsten, etwas dunkeln Sachen stehen sah – sie sahen vollständig unverkäuflich aus. Aber dies verdarb mir den Humor doch nicht, denn mit Schumm war ich in Grenzach bei der Weinlese in ausgelassener Lustigkeit.
Goldner Leichtsinn, du hast mich doch oft gerettet aus der Trübsal des Daseins.
Am 8. Oktober ging ich von Säckingen fort, fast planlos, wo sollte ich hin? Meine Bilder schickte ich von Basel nach Karlsruhe. Ich ging nach Freiburg zu Lugo – seine neuen Arbeiten freuten mich. Ich trieb mich ein paar Tage mit ihm in der schönen Gegend von Freiburg herum. Abends saßen wir beim Bier mit eifrigen Kunstgesprächen, es war ein katholischer Geistlicher, Finneisen, dabei und ein Musiker Dimmler. Dann ging ich nach Kirnbach, wo Scholderer den Sommer über gemalt hatte. Er hatte eine Mühle gemalt (die ich 1904 der Karlsruher Galerie schenken konnte). Dort lernte ich die so gastfreundlichen Pfarrersleute Krummel kennen. Eines Sonntags gingen wir nach Hohenstein bei Schiltach. Dort war Frau Susanna Wucherer, die sehr viel Kunstsinn hatte und hübsch zeichnete. Wir kamen in ernste Gespräche, aus denen sich eine schöne Freundschaft entwickelte, die bis zu dem Tode der guten Frau sich erhielt. Ich blieb ein paar Tage in Hohenstein und machte mit Herrn und Frau Wucherer Ausflüge nach Schramberg, ins Bernecktal, nach Alpirsbach. Auch machte ich eine kleine Zeichnung von Hohenstein und den Fabrikgebäuden. Später ging ich dann nach Hornberg und nach Triberg. Ich ging dann noch einmal nach Kirnbach, und am 21. Oktober war ich wieder in Karlsruhe. Ich hatte meine Bilder ausgepackt und wollte mit ihnen eigentlich wieder nach Düsseldorf. Aber Professor Gude sprach sich sehr günstig über die Bilder aus und meinte, ich sollte doch wieder in Karlsruhe bleiben. Auf meine Befürchtung, daß es mir in Karlsruhe weniger möglich sein würde zu existieren als in Düsseldorf, sagte er mir, daß, wenn er und seine Freunde für mich seien, ich gewiß in der Hinsicht sicher sein könne. Er sprach auch die Erwartung aus, daß sich mit der Zeit die extremen Seiten meines Schaffens abschleifen würden. Auch eine leise Warnung vor Canons Schlingen wurde eingeflochten. Ich erklärte,[47] daß ich durchaus keine Parteiinteressen hätte, da ich mit mir allein vollauf zu tun hätte, und daß ich nur bestrebt sei, mich in der Kunst soviel wie möglich zu vervollkommnen. Ich blieb in Karlsruhe.
Meine Bilder stellte ich nach und nach im Kunstverein aus. Aber da gab's einen geradezu lächerlichen, mir unbegreiflichen Sturm. Der Philister, der sich Kunstfreund und -kenner weiß, er geht doch jeden Sonntagvormittag in den Kunstverein, versteht keinen Spaß, wenn ihm etwas vorkommt, das seine Kennerschaft dadurch ins Wanken bringen will, daß es aus einer andern Seele herstammt, als die ihm vorgestellt ist. Eines Tages kam Professor Gude ganz aufgeregt zu mir ins Atelier, er habe mir etwas mitzuteilen, er wisse gar nicht recht, wie er es mir sagen könne; mir wurde schier Angst, und ich besann mich, ob ich in letzter Zeit irgend etwas Strafwürdiges begangen hätte. Aber ich hatte ein ruhiges Gewissen. Er teilte mir nun mit, daß in der Sitzung des Kunstvereinsvorstandes eine von vielen hervorragenden Mitgliedern unterzeichnete Schrift eingegangen sei, in welcher der Vorstand ersucht worden sei, mir das Ausstellen meiner Bilder ein für allemal zu verbieten. Natürlich sei der Vorstand nicht darauf eingegangen und habe erklärt, daß meine Bilder zwar eigenartig, aber doch künstlerisch seien. Da er es aber gut mit mir meine, möchte er mir doch raten, mit dem Ausstellen vorsichtiger zu sein. Ich war nun sehr ruhig, da ich hörte, daß nichts Schlimmeres gegen mich vorlag. Es entwickelte sich nun ein Gespräch über Kunst und Publikum, wo wir recht verschiedener Ansicht waren. Ich mußte mein Recht verfechten, so zu malen, wie ich es für gut finde, wie ich es meiner Fähigkeit nach kann. Er vertrat den Standpunkt, daß der Künstler sich nach dem Publikum richten müsse, da er doch für dieses zu schaffen berufen sei. Es war der alte unfruchtbare Zank, und meine Starrheit reizte den Herrn Professor so, daß er zum Schlusse erklärte, er halte es für seine Pflicht, derartigen Bestrebungen in der Kunstanschauung entgegenzutreten. Aber die alte Geldnot hat mich hart bedrückt, so daß derartige Kunstmeinungsstreitereien davor nicht viel bedeuteten. Schumm war inzwischen nach Karlsruhe zurückgekehrt; er half für das Notwendigste. Auch der getreue Osterroht, der selber nichts hatte, wußte oft Mittel und Wege, um sich und mir zu helfen.[48]
Im Juli kaufte Kunsthändler Lepke aus Berlin einen in Baden-Baden ausgestellten »Feldblumenstrauß« für 100 Gulden. Steinhaufen brachte durch große Beredsamkeit den Kauf zustande.
Scholderer kam einmal nach Karlsruhe. Er nahm das Bildchen »Agathe am Nähtisch mit Blumenstrauß« mit nach Frankfurt und verkaufte es für mich dort für 100 Gulden. Es gelang mir, es später gegen eine Landschaft zurückzuerhalten. Jetzt hängt es im Thomamuseum. Es ist ein Bildchen, das tiefen Frieden atmet, es ist die Kunst der Malerei darin, die nicht nach Bewegung und Unruhe strebt, sondern die durch Schauen das Geheimnis der Stille des Seins erfaßt; daß die Lebensunruhe, die Misere des Geschickes, nie Einfluß gewonnen hat auf meine Malerei, das hat mich aus all den Gefährlichkeiten, die das Leben für mich brachte, gerettet. Fast immer, wenn ich malte, kam dies reine Schauen, das frei ist von den Begebenheiten, von den Begehrlichkeiten, losgelöst von dem Wirbel von Ursache und Wirkung. Es war die Ruhe, welche die Kunst geben kann, welche die Oberhand bekommt über alle Widerwärtigkeiten, die mir auf dem Lebenswege zugestoßen sind. Das Feuer des Lebens, das in mir ja auch lebhaft gebrannt hat, konnte ich immer eindämmen und dazu benutzen, meine stillen Bilder zu gestalten. So war meine Arbeitskraft bei allem Mißgeschick doch unverwüstlich. Es ist mir als ob zwei Seelen in mir gewaltet hätten, eine, die unter dem widrigen Geschick litt und mit ihm kämpfen mußte, wenn sie nicht vernichtet werden wollte, und eine ruhige, aufbauende, welche von Äußerlichkeiten nicht berührt wurde. Dieser Seelenzwiespalt ist wohl bei jedem Menschen, nur äußert er sich besonders deutlich beim schaffenden Künstler.
Im Januar habe ich die zwei Kinder des Maschinenfabrikdirektors Groß gemalt, welches mir doch auch wieder einiges Geld einbrachte. So mache ich auch Vergnügungen mit, tanze und laufe Schlittschuhe. Auch kam ich ein paarmal, aber meist guten Freunden zu lieb, in Raufhändel. Zwischen den Malern in der Kunstschule war viel Streit und sie drohten sich mit Duellen. Wo ich konnte suchte ich zu vermitteln; hatte übrigens nicht allzuviel Sorge, daß Maler sich verletzen, aber einer nannte den andern Feigling. Es waren freilich einige rabiate Menschen darunter.[49]
Im August habe ich folgendes ins Buch geschrieben:
»Am Sonntagmorgen war ich allein im Wildpark. Endlich, nach langem, zerstreuten Leben kommt es über mich wie Besinnung in der weit weg. Glockengeläute tönt von weit her. Ich bin so recht allein mit mir selber, ganz allein, daß ich wieder einmal meine ruhige Seele fühle, fühle, daß sie doch die Herrin über alles mißliche Geschick – daß sie es bezwingen kann, denn sie ist unsterblich. Vergängliches kann ihr nichts anhaben, so weicht das Sorgenheer, das mich umlagert, es ist mir, als ob ich niederknien sollte in stummer Anbetung. Das Geheimnis der Seele will so sich mir offenbaren, es ergreift mich mit stiller Ahnung, was Menschsein heißt – was Kunst ist.«
In Berghausen und Grötzingen war ich, unterwegs hatte ich einen Strauß von Wiesenblumen gepflückt. Ich ging im Abendsonnenschimmer langsam durch Grötzingen, die Hände mit dem Blumenstrauß auf dem Rücken. Kinder spielten auf der Gasse, die Leute hatten Feierabend und saßen vor den Häusern. Plötzlich wurde mir der Strauß aus den Händen gerissen, und als ich mich umsah, sprang ein lachendes, etwa 4jähriges Mädchen mit dem Strauß davon, seinem Hause zu. Dieser Blumenraub hat mich sehr gefreut und ich gab nicht zu, daß die Mutter dem Kind die Blumen nehmen und mir zurückgeben wollte. Die Blumenfreude, die das kleine Wurm zu seiner kühnen Tat veranlaßte, hat mich sehr erfreut.
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