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[29] In Karlsruhe kam ich an am 29. September 1859, abends 6 Uhr. Mit Lehrer Ruska und dem Bernauer Pfarrer, einem sehr fröhlichen Reisegefährten, der die trüben Wolken des Abschiedes durch muntre Gespräche vertrieb, ging ich über die Halde nach Freiburg. Mit Ruska ging ich dann noch in seinen Heimatsort Malberg, wo ich ein paar Tage blieb. In Karlsruhe übernachtete ich im Gasthaus zum Grünen Baum und am andern Morgen schon um 8 Uhr, um ja nichts zu versäumen, ging ich mit einem Briefe vom Oberamtmann Sachs zum Galeriedirektor Lessing. Ich hatte von diesem schon in Bernau in der »Gartenlaube« gelesen und hatte einen gewaltigen Respekt vor ihm, und mag wohl schüchtern und unbeholfen vor ihm gestanden sein, aber wie wohl tat es mir, daß er so gar freundlich gegen mich war. Er schrieb ein paar Zeilen auf den Sachsschen Brief und schickte mich zu Schirmer. Nach vielem Suchen fand ich sein Atelier. Er erschien mir Ängstlichem nicht so freundlich wie Lessing zu sein. Sein Aussehen hat sich, wie er so breitköpfig vor seinem aufgestellten Zyklus biblischer Landschaften saß, mir sehr deutlich eingeprägt. Er sprach über meine Aufnahme in die Schule und wies mich an den Inspektor Vollweider, der auch ein Schwarzwälder sei. In einem Nebenzimmer des Ateliers hieß er mich auf diesen, der bald eintreffen würde, warten, wo ich inzwischen seine Naturstudien ansehen könne. Alle Wände hingen voll, die mich aller Angst enthoben. Denn ich träumte, ja ich wußte, daß[29] ich auch bald so malen könne, daß es mir also in Karlsruhe nicht würde fehlschlagen können. Schirmers kräftige Art, wie sie sich besonders in seinen Studien ausspricht, in deutlicher Handführung, hat jedenfalls Einfluß auf mich gehabt; und hätte es noch mehr haben sollen. Er war der erste deutlich schaffende Künstler, an den ich mich in meinen Lehrjahren hätte anschließen können. Er starb für mich zu früh – er hätte meine Lehrzeit um einige recht leere Jahre, die nachfolgten, verkürzt.

Der freundliche Landsmann Vollweider gab mir Rat in betreff von Wohnung und Kosttisch. Ich mietete ein kleines Dachstüblein. Ich kam in den Antikensaal zu Professor des Coudres, der ein gar freundlicher Korrektor war. Er gab sich auf die liebenswürdigste Art Mühe, jedes Spürchen von Zuviel und Zuwenig an der Zeichnung aufzufinden. Mit Senkblei und Spiegel wurde kontrolliert. Aber das Antikenzeichnen wurde mir mit der Zeit langweilig, ich konnte mir nicht recht denken, warum ich dies gar so genau nachbilden sollte. Eigentlich dachte ich gar nichts, aber ich sehnte mich nach der Natur, zu der ich im Sommer zurückkehren wollte. Nach sechsmonatlicher Zucht entließ mich des Coudres, zwar nicht sehr willig, aus dem Antikensaal und ich kopierte, noch ehe ich nach Bernau ging, einige Schirmersche Studien, die sehr zur Zufriedenheit Schirmers ausfielen.

Im Dezember 1859 mußte ich zur Assentierung heim; ich wurde frei, weil ich eine hohe Nummer hatte. Ich ging bald wieder nach Karlsruhe, am 3. Januar 1860. Die Mutter begleitete mich bis Todtnau. Am 1. April für die Osterferien ging ich wieder heim und blieb bis zum 17. Am 22. Juni zog ich wieder heimwärts; übernachtete in Muggenbrunn. In Bernau malte ich zuerst ein kleines Wasserfällchen, dann das Innere eines Waldes und noch recht viele Sachen. Einige davon hängen jetzt im Karlsruher Thomamuseum, wohin ich sie stiften konnte. Die Mehrzahl solcher Naturstudien existieren nicht mehr. Ich habe sie meist verschenkt, gekauft hat damals kein echter Kunstfreund eine Naturstudie, sie wurden als gänzlich wertlos erachtet. Im August holte ich meinen, im Antikensaal erworbenen Freund Eugen Bracht in Freiburg ab. Wir gingen über Titisee, Feldsee, kletterten an der steilsten Halde des Seebuck hinauf; es war ein Wetteifer von jugendlicher Kraft und Übermut. Dann in Bernau gings mit Feuereifer ans[30] Studienmalen. Wir liefen oft zwei Stunden weit ins Prägerloch und malten dort einen Steinblock, einen umgestürzten Baum, verzehrten aus Speck, Eiern, Käse bestehend. Spät abends kamen wir heim. Es war eine gar fröhliche Zeit. Allerlei und viel abmalen war unsre harmlose Freude. Auch der Maler Saal aus Paris war in Bernau. Er gab uns viel Anregung, denn er war, obgleich bedeutend älter als wir, ungemein fleißig. Von meiner Mutter hatte er eine gute Meinung, er hat gesagt, es sei kein Wunder wenn ich ein großer Maler werde, man solle nur einmal die Augen meiner Mutter ansehen. Bracht ging früher fort, ich am 4. Dezember 1860 am Morgen um 5 Uhr, bei kalter Schneenacht, zu Fuß nach Freiburg. Abends um 8 Uhr war ich wieder in Karlsruhe. Ich hatte Nachricht erhalten, daß ich, um ein Stipendium zu bekommen, gleich hinmüsse. Ich erhielt auch 300 Gulden.

Wie ich aus den Tagebüchern von dieser Zeit herausgelesen, war Heimweh der Haupttrieb der mich erfüllte. Ich fühlte mich so fremd in der Karlsruher Welt. Ich sehnte mich danach, fröhlich zu sein mit den Bernauer Buben und Maidli – ich fühlte mich so einsam. Eine der Klagestellen aus dem Tagebuch setze ich hierher: »Ich gehöre nicht mehr der Heimat an, nie werde ich mein Brot in der Heimat finden – und es zieht mich doch so alles dahin. Es wäre mir doch so wohl, wenn ich, wie meine Schulkameraden, ein Holzarbeiter wäre. Ich bin doch gerade so genügsam wie diese.« Aber ich träumte auf meinen Wegen immer von Bernauer Bildern, die ich malen wollte. Ich sah die Berghalden, das ganze Bernau sah ich im Geiste. Ich machte auch ein langes Verzeichnis davon, was ich malen wolle. Dies Verzeichnis ist zu kindlich, als daß ich es aufschreiben möchte. Dagegen finde ich folgende Stelle: »Plötzlich taucht oft ein Gedanke in mir auf, oft durch die unbedeutendsten Gegenstände erweckt. Ich gerate in einen Zustand der Verlorenheit, ich weiß nicht wie mir ist. Es packt mich wie eine Erinnerung aus uralter Zeit. Ich meine dann, ich müsse es zeichnen können oder dichten – aber ich weiß nicht wie und was.«

Auch in diesem Winter malte ich unter des Coudres Leitung Köpfe, zeichnete abends fleißig Akte, wohltuende Dinge, Tätigkeitszeichen dem Träumen gegenüber. Wie freute ich mich, als ich den ersten Kopf[31] malte, ich malte ihn in zwei Sitzungen, ehe der Professor kam. Der zeigte mir nun wie das Ding anzufangen sei. Ich malte nun im Wetteifer mit den andern Schülern Kopf um Kopf und ich glaube, daß einige davon recht gut geworden sind.

Am 23. März 1861 finde ich in meinem Tagebuch: »Morgen abend sitze ich schon daheim bei Mutter und Schwester am Tisch. Wie freue ich mich auf die 14 Tage, die ich daheim sein kann, ich war in der letzten Zeit recht flau und energielos. Ich hoffe, die Heimat wird mich wieder rüstig und stark machen, sie wird mir wieder Stoff geben etwas zu gestalten.«

Ich war sehr vergnügt in diesen Osterferien. Am 15. April war ich wieder in Karlsruhe. Im Juni 1861 war ich aber schon wieder in Bernau. Da schrieb ich ins Tagebuch: »Wie schön ist doch mein Heimattal! Aus all der Freude sehe ich aber mit Sorgen in die Zukunft. Ich mag oft gar nicht daran denken, dann bin ich ausgelassen lustig mit den alten Kameraden. Still und friedlich ist es aber in der Natur, wenn ich am Sonntagvormittag so auf einem Berghang liege und ins grüne Tal hinuntersehe, die Kirchenglocken rufen, die Sonne glänzt im Buchwald, die Drossel singt, über mir schweben weiße Wolken und ein Habicht kreist. Da vergesse ich alle Sorgen und der Friede der Natur umschließt auch meine Seele. Wie schön ist's am Bächlein im schattigen Tannenwald, am goldbraunen Bächlein von samtgrünem Moosufer umfaßt. Die Ameise, die im Moose kriecht, und die glänzende Libelle, die wie ein blauer Sonnenstrahl über das braune Wasser hinschwebt, sind mir befreundete Wesen. Ich verstehe den Buchfinken, der sein Liedchen singt, ich nehme teil an dem Wohlbehagen, mit dem die Forelle durch den klaren Bach dahinschnellt. Wenn ich beim Gemurmel des Wassers so halb einschlummre, so ist es mir, als ob Engel aus einer bessern Welt um mich schwebten. Dann kann aber auch plötzlich das kommen, was wir Menschen Wirklichkeit nennen. Dann sehe ich, wie die Ameise einen Wurm mitschleppt zum Fraß, ein Schauer überläuft mich, ein geheimes Grauen treibt mich aus dem Walde fort. Ich eile heim; ich weiß nicht, wovor mir graut. Vielleicht vor mir selber. Im kleinen Stübchen bei Mutter und Schwester ist eine gar schöne Wirklichkeit, und die Wahngebilde fliehen.« –[32]

Das Studienmalen und Zeichnen wurde aber fleißig fortgesetzt. Die Sachen, die ich gemacht habe, sind in die Welt zerstreut, ich legte ihnen keinen Wert bei und habe die meisten verschenkt an den, der sie gerade von der lieben Heimat; so klage ich:

»Vom Berg habe ich heute heruntergesehen über das Tal, es lag so still da und nur der Takt vom Hämmern der Kübler fügte sich fast dieser Stille ein. Da dachte ich, wie schön wäre es doch, wenn ich hierbleiben könnte und den Küblertakt mitklopfen könnte – aber bald muß ich wieder in die Stadt, in deren Lärm ich so einsam bin.«

Am 18. November 1861, morgens um halb zwei Uhr schon, um in Freiburg den Zug nach Karlsruhe zu erreichen, ging ich bei Mondschein aus dem schneebedeckten Tale fort. Es ist mir auf der achtstündigen Nachtwanderung kein Mensch begegnet, und ich freute mich, wie schon öfters, an dem heraufdämmernden Morgen. Im Breisgau lag grauer Nebel. Ich erfuhr in Karlsruhe, daß ich durch mein langes Ausbleiben die Verteilung der Stipendien versäumt habe. Das war traurig, und ich rechnete, daß mir mein Geld nur bis zum April reichen würde. Eine rechte Freude war es mir aber, daß Schirmer meine mitgebrachten Arbeiten so sehr lobte. Darüber finde ich folgendes im Tagebuch:

»Meine Studien und besonders einige Kompositionen, einige zu Hebels Gedichten, gefielen dem Direktor Schirmer ganz außergewöhnlich, er rief aus: ›Thoma Sie sind ein Poet!‹ Er soll auch geäußert haben, als andre sagten: ›Das gibt einen zweiten Ludwig Richter.‹ ›Das gibt noch einmal viel Bedeutenderes als Richter.‹ Wie freue ich mich, so habe ich doch die Heimat nicht umsonst verlassen.«

Schirmer hat mit seinem Lob nie zurückgehalten und unterschied sich dadurch wesentlich von mich später behandelnden Professoren, bei denen es Erziehungsprinzip zu sein scheint, auffallende Talente zu dämpfen, ängstlich zu machen mit allerlei Warnungen. Ich malte nun wieder Köpfe und quälte mich den Winter über ziemlich kümmerlich durch. Im April 1862 hatte ich gerade noch Geld, um nach Bernau zu kommen. Aber ich war vergnügt in dem Vorsatz, den ganzen Sommer über dazubleiben. Ich arbeitete fleißig in Gras und Blumen, in[33] Feld und Wald. Ich malte aus Grasstudien einen Junimorgen, welchen die Museumsgesellschaft in St. Blasien ankaufte zu einer Verlosung. Im Juli kam Philipp Röth aus Darmstadt, um Studien zu malen. Er brachte die beglückende Nachricht, daß der Karlsruher Kunstverein mein Bildchen »Im Tannwald« für 60 Gulden angekauft habe. Welch ein Haufen Geld! Mit Röth malte ich den ganzen Sommer über. Wir waren recht fröhlich und haben auch an einem Sonntag im Adler getanzt. Wir machten auch einen Studienausflug an den Rhein, Säckingen, Laufenburg durchs Wehratal über Todtmoos heim. Im Tagebuch aus dieser Zeit sind lauter unnütze Betrachtungen, von denen ich keine mitteilen will.

Im Oktober 1862 malte ich wieder Köpfe, auch erhielt ich wieder 300 Gulden Staatsstipendium. Die erste Kritik in der Zeitung über mein Bildchen »Im Tannwald« erfreute mich. Es wurde genannt ein gemalter heimeliger Anklang an Hebel, voll Seele. Ich war voll Mut. Da ich jetzt Geld hatte, konnte ich mir diesen Winter das erstemal den Luxus eines geheizten Zimmers erlauben. Es kam ein gewisser Übermut an mich, und ich verkehrte viel mit einer lustigen Schweizergesellschaft, die sich an der Kunstschule zusammengefunden hatte. Der gleiche Dialekt bewährte seine Bindekraft; so denke ich jetzt an Zemp, Pfyfer, Stirnimann, Bucher, Kaiser, die Köpfe mitmalten, an Studer, Balmer, Stäbli, es waren fröhliche Schweizer.

Ich las mit Begeisterung Jean Paul. Ich fing an, einen Schwarzwälderroman zu schreiben, der kläglich im Sande verlief. Im März 1863 wieder in Bernau und verlebte glückliche Ostertage. Die Mutter hatte mich in Freiburg abgeholt. Mit meinen Vettern Franz und Wilhelm trieb ich viel fröhlichen Unsinn. Am 20. April ging ich wieder. Im Sommer malte ich dann ein Bild in Karlsruhe »Der Bienenfreund«, welches der Kunstverein für 200 Gulden kaufte. Merkwürdigerweise wollten mir fast alle Mitschüler, und besonders ältere Maler, an dem Bilde helfen. Es muß sie etwas dazu gereizt haben. Ich hab' sie nicht darum ersucht, denn ich spürte wohl, daß das Bild dadurch seine Frische verloren hatte; es wurde viel Selbständiges daraus hinwegkorrigiert. Im Juli bin ich wieder in Bernau. Vorher ging ich mit meinem Mitschüler Karl Wagner ins Hanauerländchen.[34] Es erschien mir in seiner üppigen Fruchtbarkeit wie ein Paradies. An einem herrlichen Sonntagvormittag waren wir in dem Dörfchen Links. Es verstärkte mir die Ansicht, die mir früher schon aufgedämmert ist, Tage nachher in Bühl, wo ich den Lehrer Ruska besuchte, der mich in der Umgebung herumführte, auf die Burg Windeck usw. Im August 1863 kam Stäbli, und ich ging mit ihm in die Schweiz, zuerst nach Schaffhausen, dann in seine Heimat Winterthur. Dort lernte ich seine Schwester Adele kennen, eine sehr poetisch angelegte Natur, mit der ich später in lebhaften Wortwechsel, d.h. Briefwechsel, kam. Später gingen wir nach Zürich, wo wir Maler Koller, Stäblis früheren Lehrer, besuchten. Er hatte ein gar schönes Landhaus am See, für mich ein wahres Malerparadies. Am Sonntagnachmittag saßen wir mit Herrn und Frau Koller in einer Gartenwirtschaft. Der Schweizerwein schmeckte mir und Stäbli, der ausgesprochenen Sinn dafür hatte, sehr gut. Nach meiner Heimkehr machte ich, wohl von Koller angeregt, große und sehr genaue Naturstudien.

Aus Karlsruhe kam die Nachricht, daß Schirmer gestorben sei. Er starb nach kurzer Krankheit, 57 Jahre alt. Für mich war es ein großer Verlust, und ich fragte mich betrübt, wie es nun an der Kunstschule gehen würde.

Im September kaufte der Darmstädter Kunstverein ein kleines Bildchen von mir, »Winteridyll«, für 70 Gulden. Ich schien damals doch zu einem Liebling der Kunstvereine heranzuwachsen, das hat sich freilich nicht bewährt. Stellen, die schon auf eine Wendung hindeuten, finde ich in meinem Tagebuch; so vom 22. September: »So recht fühle ich nach einigen schlimmen Regentagen die ganze Poesie des Sonnenlichtes, ich glaube, daß ein Bild, in dem ohne besondere Wahl des Gegenstandes oder einer Handlung nur das Wesen und die Farben und das Licht dargestellt sind, schon genug Poesie, also auch Gedanken enthält, als ein Produkt der Schönheit mit allem Recht Anspruch darauf machen kann, als ein Kunstwerk genommen zu werden.«

Es ist etwas Ketzerei in dem Ausspruch, wie alle Ketzerei ein Tiefersuchen unter der Gewohnheit einer Oberfläche. Es war aber ganz unbewußte Ketzerei.[35]

Am 12. Oktober ging ich wieder nach Karlsruhe, klage aber im Tagebuch: »Warum habe ich die liebe Heimat verlassen? Warum bin Ich habe das nicht gedacht!« Dann klage ich viel über menschliche Ungerechtigkeit, über allerlei Einrichtungen. Es zeigt sich aus diesen Aufzeichnungen, daß ich alles Talent zum Neider und Nörgler habe. Lessing hatte an Schirmers Stelle das Korrigieren übernommen. Ich hatte eine Morgenlandschaft angefangen. Das Bild gefiel Lessing und er machte den Grafen Fleming darauf aufmerksam, er kam auch mit seiner Frau, zu mir und sie taten, als ob sie das Bild schon gekauft hätten. Die Frau bestellte noch ein paar Disteln in den Vordergrund und einige Wolkenschäflein in den Himmel. Meine Mitschüler gratulierten mir. Die Frau Gräfin kam wiederholt ins Atelier und war mit Disteln und Wölkchen zufrieden, ich war voll angenehmer Hoffnung. Das Bild stand fertig da, aber weder Graf noch Gräfin ließen sich mehr sehen, und als ich sie auf der Straße höflich grüßte, so sahen sie mich fremd und verwundert an, als kennten sie mich nicht. Es war eine schwere Enttäuschung. Ein paar bittere Bemerkungen, die ich im Tagebuch schwarz durchstrichen habe, hängen wohl mit dieser Sache zusammen. Am 15. November war ich im Konzert, welches Richard Wagner selbst dirigierte. Ich war tief ergriffen und fühlte die Macht dieser großen Kunst.

Quelle:
Thoma, Hans: Im Winter des Lebens. Aus acht Jahrzehnten gesammelte Erinnerungen, Jena 1919, S. 29-36.
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