Adamas

[17] Adamas.

Adamas, frantzösisch, Diamant, teutsch gleichfalls Diamant, ist ein köstlicher und Edelstein, der unter allen Steinen für den härtesten gehalten wird. Er kommt aus Indien, Macedonien und Arabien. Der wegen seiner Schönheit am höhesten geschätzet wird, ist der, den sie aus Indien bringen, und der im Königreiche Raolconda, dem grossen Mogol zuständig, wächset: in den Gruben lieget er mit Sand beschüttet; ist so groß als wie Haselnußkern, sieht weiß und gläntzend. Zur Artzney wird er gar nie nicht gebraucht. Die Glaser machen eine Spitze davon vest an ein kleines Instrument, und schneiden das Glas damit nach Belieben; wie es dann bekannt genug, daß der Diamant das Glas schneidet.

Der Diamant wird nach Karaten beym Verkauffe aufgewogen, und jeder Karat wieget vier Gran.

Das Diamantpulver möchte doch wol schädlich seyn wie Gift, wann man dasselbige einschlucken solte; dann es dürffte sich gar leichtlich an die Häutlein in dem Magen und Gedärmen legen, und sie mit seinen harten Spitzen entzwey stechen und durchbohren.

Der Diamant kan nicht geschmoltzen werden, das Feuer mag auch seyn, so starck als es nur will, auch nicht einmahl durch einen Brennespiegel: wird aber Schmaragd darunter gemischet, sodann zerschmiltzet er. Diese Probe hat der Herr Homberg, einer von der Academie Royale des sciences, mitgetheilet.

Adamas kommt von dem α privativo und δαμὰων domo, ich zähme, bezwinge, her; weil dieser Stein beynahe, wegen seiner ungemeinen Härte sich nicht zwingen läst.

Es giebet sonst einen Hauffen falsche Diamanten, z.E. le caillou de Medoc, le diamant de Broüage, le diamant d'Alençon, welcher letztere in einem Dorffe, Hertré genannt, zwey Meilen von Alençon, in Normandie gelegen, wächset. Sie werden allda in dem sandigten Boden gefunden: und giebet ihrer drunter,[17] die schier so groß als wie ein Hüner-Ey, so gar sehr harte sind, und wie die andern Diamanten dichte, daß auch wol Steinverständige dadurch betrogen worden.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 17-18.
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