Amylum

[52] Amylum.

Amylum, frantzösisch, Amidon, teutsch, Kraftmehl, Stärckmehl, Stärcke, ist der Kern und Marck von eingeweichter Gerste, so mit gemeinem Wasser draus gezogen, und hernach getrocknet worden ist. Wann sie es machen wollen, so weichen sie den Weitzen in laulichten Wasser ein, und lassen ihn stehen, bis daß er ist gantz weich geworden; nach diesem ziehen sie das Wasser ab, zerstossen ihn wohl, und schlagen ihn durch Siebe, damit die Hülse oder die Kleye davon komme. Darauf machen sie Brode oder Kuchen draus, legen sie an die Sonne, daß sie treuge werden, und brechen sie in kleine Stücke, so wie sie bey Materialisten und Gewürtzkrämern zu sehen sind. Die Stärcke wird zu Paris gemacht; und soll recht schön weiß sehen, sauber und in grossen, leicht zerbrechlichen Stücken seyn. Sie hat viel Oel, aber wenig Sal essentiale.

Sie dienet zur Brust, verdicket und mildert die scharffen Säfte, so von dem Gehirne fallen: sie stillet das Blutauswerffen: und ist gut zu Augengebrechen.

Das Stärckmehl ist das Hauptstück zum Haarpuder. Es wird auch die Stärcke zum leinenen Geräthe daraus gemachet, indem man es so lange mit Wasser kochen läst, bis daß es als ein zarter klarer Leim ist worden: will man sie blau haben, so wird etwas blaue Farbe hinein geschüttet: doch, wird die Farbe noch einmahl so lebhaft und so schöne, wann ein wenig Alaune und Schöpfenunschlitt drunter kommt.

Amylum ist aus den α privativo, und μύλη, mola, eine Mühle, zusammengesetzt: dann wann man Stärckmehl macht, so wird der Kern aus dem Weitzen gezogen, ohne daß man eine Mühle dazu brauchet.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 52.
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