[61] Angelica.
Angelica seu Archangelica, frantzösisch, Angelique, teutsch, Angelic, Engelwurtz, ist ein Gewächs, das einen Hauffen Stengel treibet, zu zwey und drey Schuhen hoch, die sind gar dicke, und röthlicht grün, insonderheit unten, hol und riechen starck. Das Kraut oder die Blätter sind ziemlich groß und zerschnitten, stehen Paarweise an einer Ribbe, daran vorne am Ende allezeit nur ein einiges Blatt stehet. Die Blüten wachsen auf den Spitzen der Stengel,[61] wie Umbellen oder Kronen, und sehen weiß. Eine iede bestehet aus fünff Blätterlein in Rösleinform und sitzen oben auf dem Kelche. Wañ diese vergangen, so wird aus dem Kelche eine Frucht, die bestehet aus zwey Körnern, welche etwas lang sind, schmal, rund und auf dem Rücken gestreiffet. Die Wurtzel ist ein ziemlich dicker Kopf, daraus entspriessen lange Wurtzeln, des halben Fusses lang, die sehen auswendig schwärtzlicht, inwendig weiß. Das gantze Gewächs hat einen gewürtzhaften Geruch und Geschmack.
Es wächst an feuchten Orten und in fetten Boden. Die Ribben und der Samen werden mit Zucker überzogen, und für die böse Luft gebrauchet.
Die Wurtzel wird uns aus vielen Ländern getrocknet überbracht: doch kommt die allerbeste aus Böhmen, und hernach aus England. Sie muß ziemlich dick und lang seyn, auswendig braun, inwendig weiß, gantz und nicht wurmstichig, wie gar leicht geschiehet, wann sie lang aufbehalten worden. Sie muß auch lieblich riechen, und würtzhaft, etwas bitter schmecken. Sie führet viel kräftiges Oel und flüchtiges Saltz.
Sie stärcket das Hertz, den Magen und das Haupt, eröffnet, treibet den Schweiß, und ist gut zu den Wunden; widerstehet dem Gift. Sie wird wider die Pest gebraucht, in hitzigen Fiebern, und wider der tollen Hunde Biß.
Angelique, oder Archangelique, Angelica und Archangelica, wird sie wegen ihrer trefflich herrlichen Kraft und Tugenden genennet.