[109] Arundo.
Arundo, frantzösisch, Roseau und Canne, teutsch, Rohr, ist eine Art eines Gewächses, welches von dem Grase sonst nicht unterschieden, ohne wegen der Grösse seiner Stengel und seiner Blätter. Es giebet dessen allerley Arten: hier aber werde ich nur die zwey gemeinesten beschreiben. Die erste heisset
Arundo palustris, Matth.
Arundo vulgaris, sive Φραγμίτης Dioscoridis, C.B. Pit. Tournefort.
Arundo vulgaris palustris, J.B.
Canna secunda, quæ fœmina, Diosc. Ang.
Arundo vallaris, Ama.
[109] Calamns vulgaris, Cord. in Dioscor.
Arundo palustris, canna sepiaria, Tabern. Icon.
Es treibet einen Hauffen Stengel oder Rohre, die über Mannes Höhe hoch, nicht so starck als der kleine Finger, knotig und hol sind. Aus den Knoten kommen die Blätter, welche einen, auch wohl anderthalben Schuh lang sind, und ziemlich breit, rauh und harte anzufühlen, und umgeben den Stengel eines Theils. Die Blüten wachsen Büschelweise auf den Spitzen, sind kleine, zart und weich, aus eitel Fäslein zusammengesetzet, so aus einem schupigten Kelche entspriessen, und im Anfang purpurfarbig sehen: wann nun die Büschlein sich heraus machen, werden sie länger, breiten sich auf Art der Haare aus, und werden aschgrau. Wann dieselben vergangen, so kommen die Saamen zum Vorschein. Seine Wurtzeln sind unzehlbar, lang, knotigt, und lauffen weit herum. Dieses Gewächse wächset im Moraste.
Die andere Sorte heist
Arundo domestica, Matth.
Arundo Cypria, Dod. Gal.
Calamus seu arundo crassa, Cæs.
Arundo magna, Ges. Hort.
Arundo domestica, calamus Cyprius, Tabern. Icon.
Arundo maxima & hortensis, J.B.
Arundo sativa, quæ δονὰξ Dioscoridis & Theophrasti, C.B.
Canna quarta, quæ Donax, Ang.
Sie treibet einen Hauffen Stengel hervor, zu acht bis neun Schuhen hoch, die dicker sind als der Daumen, starck, hol, voll Knoten und gelb. Die Blätter und Blüten sind der vorhergehenden gantz gleich, nur daß sie grösser. Die Wurtzel ist lang, dick, fleischig, läufft weit und breit in der Erde herum, schmeckt süß und angenehm. Dieses Gewächse wird in den Gärten gezogen: die zarten Wurtzelsprossen oder Keimen lassen sich wohl essen. Die verbrannte Wurtzel ist das spodium Arabum, dessen man aber sich nicht mehr bedienet. Die Rohre führen viel Oel und Saltz.
Die Wurtzeln führen ab, eröffnen, sind gut die Zeit der Weiber zu befördern, auch den Urin zu treiben. Ihre Blüten und Blätter reinigen gleichfalls, und sind gut zu Wunden und zu Schaden.
Lemery-1721: Arundo Saccharifera