Asellus

[113] Asellus.

Asellus sive Merlangius, frantzösisch, Merlan, ist ein gantz bekannter Seefisch, insgemein eines Schuhes etwa lang, so dicke als ein Arm, und weich, weiß wie Silber, und mit kleinen Schupen bedecket. Die Augen sind groß, das Maul nicht gar zu groß und sitzt voll weisser Zähne.

In seinem Kopfe, nicht weit vom Hirn, wo der Kopf am breitesten und dicksten ist, werden kleine länglichte steinharte Beinlein gefunden, auf iedweder Seite eines, die sind eines Querfingers lang, und vier Linien breit, an dem einen Ende spitzig, am andern stumpf, glatt und poliret, gantz weiß, leicht zu zerbrechen, schmecken ein wenig gesaltzen, wann sie gepülvert worden, sind übrigens alcalisch, und verschlucken die Säure. Wobey zu mercken, wie daß die Spitze an diesem Beine nicht eben allemahl gerade in der Mitten zu befinden, sondern auch wol an der Seite, da dann der Rest an diesem Ende von Natur zackigt ist. Dieser Fisch steigt zum öftern in die Ströme hinauf, und ist in Franckreich gantz gemein: sein Fleisch ist weiß, zart, und krümlig, leichte und von gutem Geschmack, auch leichtlich zu verdauen.

Die Steine, so in dem Kopfe dieses Fisches stecken, führen ein wenig Saltz, sind dannenhero eröffnend, gut zum Steine, und der Colica von Lendenschmertzen. Sie dienen auch den Durchfall zu versetzen, und werden auf einem Porphyr- oder Marmorsteine gerieben und solchergestalt præpariret. Die dosis ist von einem halben Scrupel bis auf ein halbes Quentlein.

Asellus ist das deminutivum von Asinus, und bedeutet so viel als ein kleiner Esel: dann einige Autores geben an, daß er der Farbe nach mit einem Eselsfüllen zu vergleichen; wiewohl diese Vergleichung ziemlich weit gesuchet ist. Das ist wohl wahr, daß dieser Namen, so wohl einem Hauptgeschlechte, als auch einer darunter begriffenen Sorte und Art mag zugetheilet werden, kan also endlich noch wohl seyn, daß ein oder anderer Fisch unter solchem Haupt-Geschlechte zu befinden, der eine Eselsfarbe hat.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 113.
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