Asinus

[113] Asinus.

Asinus, frantzös. Asine oder Ane, Boudel, teutsch, ein Esel, ist ein vierfüßiges Thier, welches wegen seiner guten Dienste, die es leistet, bekannt genug ist. Das Weiblein wird lateinisch Asina, frantzösisch, Anesse, teutsch, Eselin genennet, und ihr Junges oder Füllen Asellus, frantzösisch, Asnon, teutsch, Eselsfüllen, junger Esel genennet. Dieses Thier hat ein melancholisches Temperament, und ist gar träge: es hat ein sehr scharffes Gehör, vielleicht wegen seiner langen und breiten Ohren: kan eine ziemlich schwere Last ertragen: frist die Disteln gerne, und suchet sie im Felde auf: es frist auch Gras und Heu, Kleyen und Haber: lebet bis in dreyßig Jahr. Das junge Eselsfleisch ist gut zu essen.

Die Eselsmilch ist nicht so gar voll Käse und Butter, als wie die andere Milch: dahero ist sie auch viel lauterer, viel leichter, und viel besser zu verdauen. Sie dienet für die Brust, erfrischet, befeuchtet, schafft neue Kraft, mildert die scharffen saltzigten Feuchtigkeiten, welche auf die Brust und andere Glieder des Leibes zu fallen pflegen, sie lindert auch das Podagra, Augenbeschwerung, wann sie von Schärffe entstanden,[113] auch das Brennen des Urins: sie öfnet den Leib und macht fett.

Das Eselsblut ist gut zum schwitzen, wann es gepülvert eingenommen wird, ein Quintlein auf einmahl, und dann wircket es vermöge seines flüchtigen Saltzes.

Die Eselsklaue führet viel flüchtiges Saltz, daher ist sie vortrefflich gut wider die Haupt- und Hirn-Kranckheiten, z.E. wider die schwere Noth. Die dosis ist von einem Scrupel bis auf eine halbe Drachma.

Der Eselsurin wird wider die Gebrechen der Nieren dienlich erachtet, desgleichen wider die Raude, Lähmung der Glieder, und Podagra, äusserlich gebraucht und aufgelegt.

Das Fett zertheilet.

Der Mist ist eine gute Blutstillung.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 113-114.
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