Bismuthum

[166] Bismuthum.

Bismuthum sive Marcsita.

frantzösisch, Bismut, oder Etain de glace.

teutsch, Wißmuth.

Ist ein metallisches Wesen, dem Zinn sehr gleich, allein hart und gar brüchig, inwendig blinckend und rautenweise angelegt, hellgläntzend und schimmernd, als wie kleine Spiegel. Es wird aus einer Art groben und unreinen Zinnes bereitet, welches in England in den Ertzgruben gefunden wird. Dieses Zinn vermischen die Bergleute mit gleichen Theilen Weinstein und Salpeter; tragen diese Materie alsdann langsam in die Tiegel ein, die sie in starcken Feuer recht durchglühen lassen. Ist nun die Materie im Fluß, so giessen sie dieselbe in eiserne Mörsel oder Giespuckel, die starck mit Fett beschmieret, aus und lassen sie erkalten. Hierauf schmeissen sie den König von den Schlacken herab und waschen ihn rein: das ist alsdann der Wismuth, so mit gutem Fuge der Wismuthkönig, Regulus Bismuthi, Regule d'étain, kan genennet werden. Einige sprechen, unter dem Zinne, daraus der Wißmuth bereitet wird, stecke allezeit etwas Arsenic. In Franckreich möchte auch wohl können Wißmuth gemachet werden von gemeinem Zinn, Salpeter und Weinstein, wie bereits erwähnet: allein es würde stets viel weisser als das englische seyn, dieweil das Zinn, das dazu gebrauchet wird, viel reiner ist, als das sie in England darzu nehmen.

Es gehet mit dieser Operation eben als wie bey Verfertigung des Reguli antimonii her: es geschiehet auch eben solch verpuffen und reinigen des groben Schwefels, der bey dem Metalle ist: der flüchtigste Theil des Schwefels geht mit dem flüchtigen Saltze des Salpeters und dem Weinsteinöle beym verpuffen fort: den Uberrest von diesem Schwefel dissolviren die salia fixa des Salpeters und Weinsteins, die nunmehro[166] sind alkalisch worden: dadurch wird das Zinn spröde und hart, da es zuvor weich war, daß mans hämmern kunte. Dann der Schwefel war die Ursach, daß es sich strecken liesse, und hielte des Metalls seine Theile aufs genaueste zusammen. Auch kan es wohl seyn, daß etwas weniges vom Salpeter und Weinsteinsaltze sich in den König von Zinn getrungen, und verholffen, daß es so spröde worden.

Man bringt Wißmuth zu uns, der ist in runden Kuchen oder Stücken, die sind oben so platt, untenher rund erhaben, sehen auch eben also aus, als wie der König vom Spiesglas, wann er in einen Mörser ist gegossen worden, nachdem er im Flusse gestanden.

Der Wißmuth muß ausgesuchet werden, daß es feine saubere und gläntzende Stücken seyn, daran die Spiegel und Rauten fein breit und weiß sind, auch schön gläntzen. Die Zinngiesser mischen es unter das Zinn, damit es schön und klingend werde.

Es heilet und trocknet aus, wann es zerrieben und unter ein Sälblein oder Pflaster gemischet aufgeleget wird.

Es vermeinen zwar ihrer etliche, daß die hinterstellige Materie vom Kobalt in Teutschland, wann sie das Arsenicum davon sublimiret, nicht nur die Zaffera gäbe, sondern auch den Wißmuth: man habe sonst auch keinen andern. Allein ich befinde nicht die geringste Wahrscheinlichkeit bey diesen Gedancken. Dann, ausser dem daß wir aus England Wißmuth bekommen, woselbst jedoch kein Kobalt nicht zu finden ist, wann aller Wißmuth solte von dem Kobalt bereitet werden, so würde er noch viel rarer und theurer seyn, als er so ist; dieweil sie eben keine gar zu grosse Menge verfertigen könten.

Man hat mir unterschiedenemahl, zur Curiosität, aus Schweden und Teutschland kleine Stücken einer mineralischen Materie mitgebracht, die waren so groß wie eine Haselnuß, schön und gläntzend, mit einem Widerschein, wie kleine Rauten formiret und röthlicht, mit einer groben, dunckelgrauen Erde bedecket, und kamen aus der Grube, woselbst sie gehauen worden. Im Lande soll diese Materie Bismut naturell, natürlicher Wißmuth genennet werden: alleine sie ist rar.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 166-167.
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