Bolus

[174] Bolus.

Bolus, frantzösisch, Bol, teutsch auch Bolus, ist eine fettichte oder thonichte Erde, gelinde anzufühlen, brüchig, roth oder gelb, und wird in Stücken von unterschiedener Grösse zu uns überbracht. Vor diesem liessen sie ihn aus Levante und Armenien bringen, und der wird auch Bolus orientalis, und Bolus Armena seu orientalis, frantzösisch, Bol d'Armenie ou du Levant, Armenischer Bolus, genennet: allein alle derjenige, den wir jetziger Zeit zu sehen bekommen und gebrauchen, der kommt von diesen und jenen Orten in Franckreich. Der schönste und der am meisten geachtet wird, kommt von Blois, Saumur und aus Burgund. Auch findet er sich in vielen Steinbrüchen um Paris herum, z.E. zu Baville. Es soll genommen werden, der fein sauber und nicht steinicht ist, lind anzufühlen, roth und gleissend, der sich bald zu Pulver machen läst, und an die Lippen hänget, wann man ihn dran bringt.

Dieweil in den Brüchen viel unreiner und steinichter Bolus gefunden wird, deshalben waschen sie ihn, die Steine und den Kies davon zu bringen, hernach machen sie einen harten Teig daraus, und formiren den zu viereckigten Stangen, etwa eines Fingers lang: das heissen sie hernach Bolen bille.

Er wird äusserlich gebraucht.

Der Bolus hält an, trocknet, stillet den Durchfall, die rothe Ruhr, das Blutauswerffen: dämpfet auch die Säure, wann er eingenommen wird. Aeusserlich wird er oft als eine Blutstillung gebrauchet, auch andere Flüsse anzuhalten, ingleichen zu stärcken und zu zertheilen.

Was Bolus alba, Bol blanc, weisser Bolus, heist, das ist eine Gattung Mergel, und anziehend, allein er ist nicht von so guter Wirckung wie der Bolus.

Bolus von βωλὸς, Gleba, frustum, eine Erdschrolle, ein Stück, dieweil uns diese Erde Stückweise zugeführet wird.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 174.
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