Bufo

[188] Bufo.

Bufo, Physalus, Rubeta, frantzösisch, Crapau, teutsch, eine Kröte, ist eine Gattung Frösche, so sich in und auf dem Lande aufhält, fast so dicke als eine Faust, häßlich, ungestalt und abscheulich stehet: sie ist mit einer harten, grauen oder braunen Haut, mit untermischten Flecken, die schier wie Beulen sehen, überzogen. Ihr Kopf ist dick, der Rücken breit, der Bauch aufgeblasen und groß. Sie wohnet an feuchten Orten, wo es dunckel und schatticht, auch stinckend ist: frisset Gras, und Gewürme. Man sagt, die Kräuter und Gras so sie einmahl berühret oder mit ihrem Speichel beschmieret, wären vergiftet. Ihr Wehr und Waffen ist, wann man sie jaget, daß sie ihren Harn von sich schiesset, der ist giftig und machet, daß dasjenige Glied, darauf er gefallen, aufläufft; auch solle er eben solche Zufälle erwecken, gleichwie der Scorpionstich: allein, wir sehen nicht, daß unter unsern temperirten Climate und Himmelsgegend die Kröten also giftig wären; in heissen Landen mögen sie es eher seyn. Damit man dannoch allem zu besorgenden Unheil möge vorbauen, das von dem Harn der Kröte kommen könte, es sey aus Schrecken, oder von einer wircklichen Vergiftung, so thut man wohl, wann man dasselbige Glied alsofort mit Urin oder Weinspiritus abwäschet, und etwas von dem fiüchtigen Kröten oder Hirschhornsaltz zu unterschiedenenmahlen zu sich nimmt, damit, woferne ja etwa einige Geliefferung im Blute solte entstanden seyn, dieselbe dadurch wiederum zertheilet, und der Gift aus den Leibe getrieben werde.

Wann die Kröte getödet, wird sie also præparirt: man reisset ihr die Därme aus dem Leibe, lässet sie dergestalt an der Sonne treugen, oder auch wohl zusamt dem Gedärme in dem Leibe, wann sie nur nicht wegen allzuvieler Feuchtigkeit verfaulen. Sie führet viel Oel und flüchtiges Saltz.

Sie wird zu Pulver gestossen und wider die Wassersucht und Gift eingegeben. Die dosis ist von einem Scrupel bis auf zwey: sie wird auch um eben[188] dieser Ursach willen auf die Lenden und den Nabel aufgeleget, und treibet den Harn sehr starck.

Man hat nicht zu befürchten, daß der Gift in der Kröte verblieben, wann sie tod ist; so wenig als wie in der Otter: wann das Thier tod ist, so ist der Gift auch tod und ohne Kraft; mortua bestia, mortuum venenum.

In den Morasten werden zwar auch Kröten angetroffen, welche sich gern im Wasser aufzuhalten pflegen, allein sie sind bey weiten nicht so kräftig, als wie die Landkröten, weil sie nicht so viel Sal volatile führen.

Die Kröten werden unterweilen erstaunend groß, und dergleichen sind die americanischen.

In den Köpfen der grösten und ältesten Kröten wird zuweilen ein kleiner Stein gefunden, der ist weiß, auch wohl anders gefärbet, und wird insgemeine auf frantzösisch, Crapaudine, auch Pierre de crapaux, lateinisch, Bufonites, teutsch, Krötenstein, genennet, und in Ringe eingefast, und an der Hand getragen, indem man dafür hält, daß er den bösen Feuchtigkeiten kräftigst widerstehe: er wird desgleichen wider das viertägige Fieber an den Hals gehängt. Ich aber halte bey nahe gar nichts auf dergleichen Anhängemittel, und da sie ja ein und andere Kraft und Würckung haben sollen, müsten sie nach meinem Erachten klein zerstossen und eingenommen werden. Er ist sonst gut zu eröffnen.

Die Kröte wird darum Rubeta genannt, dieweil sie sich nicht selten unter der Wurtzel des Brombeerstrauches, lateinisch Rubus, pfleget aufzuhalten.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 188-189.
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