[198] Cacavi.
Cacavi, Monard. sive Cazabi, Clus. auf frantzösisch, Cassave oder Pain de Madagscar, Madagascarisches Brod, ist eine Art Brod, welches die Indianer aus der Wurtzel eines Gewächses, Yucca genannt, bereiten. Caspar Bauhinus nennet dasselbige Manibot indorum, sive Yucca foliis cannnabints, und Johannes Bauhinus Manibot Theveti Yuca & Cassavi, in Franckreich wird es Manioc und Manioque genannt; und ist ein Baum, der fünff bis sechs Fuß hoch wird. Sein Stamm ist holtzigt, gewunden, knotigt und wartzicht, gar brüchig und voll Marck. Die Blätter sind einer Hand breit, iedwedes sieben oder acht mahl zertheilet, und stetig grün, sehen schier wie Hanff aus. Die Blumen sind Glockenblumen, aus einem einigen Stück bestehend, weislicht, und bey nahe eines Daumens breit im Durchschnitt, sehr tieff und in fünff Stück zerschnitten. Der Pistillus in der Mitten wird zu einer Frucht, die ist fast gäntzlich rund, bey nahe so dick als eine Haselnuß, und bestehet aus drey länglichten an einander gefügeten Fächlein, deren iedes einen Kern, oder länglichtes Samenkorn beschleust, welcher etwas dicker ist als eine Pinie. Die Wurtzel hat die Form und Grösse einer Rübe, ist auswendig dunckel und innewendig weiß. Dieses Gewächse wird an vielen Orten in America im gepflügten Acker gebauet: es ist wohl sehr fruchtbar, alleine seine Kraft ist gar sehr unterschiedlich, nachdem es nemlich in dieser oder einer andern Landesgegend gewachsen ist. Dann, welches auf dem vesten Lande gewachsen, ist gesund und gut, rohe, auch auf andere Weise zu geniessen: hingegen auf S. Domingo, Cubo, Hayti und andern Inseln ist es sehr schädlich, und ein heftiges, strenges Gift, wann es rohe genossen wird. Und dannoch wird aus dieser letztern[198] Art, auf nachfolgende Weise, das Brod Cacavi oder Cassave bereitet.
Die Wurtzeln von der Yuca zerstossen oder zerreiben sie: hernach schütten sie dieselbigen in Säcke, von Palmbaumblättern gemacht, und pressen den Saft heraus. Darauf nehmen sie das ausgepreste, rösten es in einem Tiegel oder in einer Pfanne über einem kleinen Feuer, und wenden es fleißig um, damit es dicke werde. Wann es dann genung gekochet oder geröstet ist, so machen sie gantz dünne Kuchen draus, und trocknen dieselbigen an der Sonne, oder beym Feuer: das ist alsdann das Cassave, welches eine gute Nahrung giebt; auch, wann es ist getrocknet worden, so gut ist aufzubehalten, als wie der Biscuit, und verdirbet nicht leichtlich. Die wilden in den Antilleninseln, zusamt allen Einwohnern in Westindien, ernähren sich damit.
Dieses Brod, wann es genossen wird, ziehet wegen seiner Strenge, den Hals zusammen, und würget einen, wann man nicht vorsichtig ist, und es in Suppe oder Wasser weichet, oder sonst mit andern Speisen mischet. Wer dieses nicht thut, und es nur trocken essen will, muß stetig eine Flasche Wasser an der Hand haben, und einen Zug draus thun, so oft er einen Bissen hat gekauet.
Der aus der Wurtzel ausgepreste Saft dürffte ein Gift seyn, das fähig alle Thiere umzubringen, die ihn so roh verschlucken solten. Wird er aber bis auf die Helffte eingesotten, und hingestellt, daß er kalt werde, so wird er in einen sauren Saft sich verwandeln, der eben so gut wie Eßig. Lässet man ihn übern Feuer noch dicker werden, so wird er süsse, und von den Indianern an statt des Honiges gebraucht.
Dieweil die Yucawurtzel in den Inseln so unterschiedene Wirckungen thut, wie nur erwähnet worden, so muß sie ein scharffes und fressendes Saltz bey sich führen, welches unter dem kochen zerstreuet wird: weil dann nur ein Sal fixum, in dem Oele verwickelt, zurücke bleibet, so hat es keine weitere Macht, als nur ein acidum, dem Eßig gleich, zu machen. Und diese Säure wird den meisten Theil hinweg gebracht, wann man den Saft noch mehr abdämpfet und dicker werden läst: dann, weil sodann das Oel weit mehr zusammen wird gebracht, so verwickelt es das Saltz gantz dichte, und verhindert, daß dasselbige auf der Zunge und deren Nerven nur blos ein sanftes kützeln, welches Süßigkeit genennet wird, erregen kan.
Der Roucou soll ein Gegengift seyn wider die Manioque.