[341] Corallum.
Corallum.
Corallium.
Corallus.
Lithodendrum.
frantzösisch, Corail.
teutsch, Corallen.
Ist ein petrifcirtes oder wie ein Stein so hartes Gewächse, und ästig, findet sich unter den holen Rotzen und Klippen, an gar vielen Orten auf dem Abgrunde der Mittelsee. Es giebet dreyerley Sorten Corallen, rothe, weisse und schwartze.
Die erste heist
Corallum rubrum, C.B.
frantzösisch, Corail rouge.
teutsch, rothe Corallen, rother Corall.
Diese werden insgemein drey, vier bis fünff Finger hoch, allein in Cabineten hebt man Corallenzincken auf, die wol des Armes lang sind. Dieses Gewächs siehet wie ein kleiner Strauch aus: treibt einen Hauffen Aeste ohne Blätter, die sind sehr harte, glatt und gliessend, gar sehr schön roth. Der rothe[341] Corall wird vor den andern allen zur Artzney hoch gerühmet. Man muß ihn aussuchen, wann er dichte, glatt und gleich, polirt und gleissend ist, und eine schöne Farbe hat.
Die andere heist
Corallium album, C.B.
frantzösisch, Corail blanc.
teutsch, weisse Corallen, weisser Corall.
Die wird eben auch so hoch, und siehet auch so aus, als wie die rothe Sorte. Es giebet ihrer allerhand Arten, darunter die beste und die schönste Corallium album oculatum, weisse Corallen mit Augen, genennet wird. Es ist ein kleines, petrificirtes Gewächse, harte, glatt und als wie poliret, gleissend und ästig: die Spitzen an den Aesten oder Zincken sind rund, und stellen auf gewisse Weise Augen vor.
Den weissen Corall muß man erwehlen, der fein dichte, poliret und recht weiß ist.
Die dritte Sorte heist
Corallium nigrum, C.B. Gesn. Cæs.
Corallium nigrum sive Anthipathes & adulterinum, J.B.
Antipathes, sive Corallium nigrum, Dioscor. Lob. Lugd.
Lythophyton nigrum arboreum, P.T.
frantzösisch, Corail noir.
teutsch, schwartze Corallen, schwartzer Corall.
Ist eine Sorte der Steingewächse, oder ein hohes, ästiges Gewächse, hart, und als wie Horn, lässet sich in etwas beugen und ist zähe, poliret und schwartz, wie Agat, hat weder Blätter, noch merckliche Blüten. Es wächset in der See an den Felsen, als wie ein kleines Bäumlein.
Den schwartzen Corall muß man erwehlen, der dichte ist und glatt, gliessend und hoch von Farbe. Zur Artzney wird er gar sehr wenig gebraucht.
Wann die Corallen noch jung und zarte sind, so befinden sich ihre Spitzen an den Aesten oder Zincken rund erhaben, als wie kleine Kugeln, die sind so groß als wie die rothen Johannisbeeren, weich, und gemeiniglich in sechs kleine Zellen und Fächlein abgetheilt, welche mit einem milchweissen und fettigen Safte angefüllet sind, der scharff und anziehend ist.
Diese Kügelein werden flores Coralli, Corallenblüten, genennet: viel eher aber solte man gedencken, daß es die Früchte und Samen der Corallen wären; indem man observiret hat, wie daß der weisse Saft, den sie in sich enthalten, verschüttet, neue Corallenpflantzen habe hervor gebracht. Sie werden hernachmahls immer härter, und endlich gar zu Stein, wann die Corallen fortwachsen, und bleibt kein Saft nicht drinne.
So lange die Corallenpflantze annoch zarte ist, empfähet sie durch die poros und Löchlein in ihrer Wurtzel eine Feuchtigkeit von dem Felsen, der läuft[342] und circulieret in ihr herum, als wie der Saft der Erde in den andern Pflantzen, wird darinne ausgearbeitet und aufgeführet. Dieweil er aber sich nicht gar sehr weit ausbreiten, und seine circulation nicht gar zu lange fortführen kan, so muß er stille stehen, und wird in allen Theilen dieses Gewächses zum hart und vesten Stein gemacht: welches auch die Ursache ist, weshalben die Corallen iederzeit niedrig und kleine bleiben. Dann man findet gar selten recht grosse Corallenzincken; und deren Theile müssen nothwendig viel länger weich verblieben seyn, damit der Steinsaft so viel weiter reichen mögen.
Die Corallenfischerey wird, nach Taverniers Berichte, von Anfang des Aprils, bis zu Ende des Julius getrieben. Die Fischer binden zwey Balcken creutzweis über einander, beschweren sie mit einem grossen Stücke Bley, das sie mitten drauf veste machen, damit sie zu Grunde fahren mögen, hernach nehmen sie Hanff, drehen den nur ein wenig zusammen, etwan in Daumens Dicke, und wickeln ihn um die Balcken. Sie hencken ferner diese Höltzer an zwey Seile, deren eines im Vordertheil der Barque, das andere in deren Hintertheile ist, und lassen sie mit dem Strome längs an den Klippen hin fahren, so verwickelt sich der Hanff um die Corallen, und müssen sie fünff oder sechs Schiffe haben, die Höltzer zu heben, und die Corallen herab zu reissen; was in die See fällt, holen die Taucher herauf.
Zum Zierrath werden die grossen und starcken Corallenzincken höher geachtet, weder die kleinen und gemeinen: zur Artzney aber haben sie alle einerley Kraft.
Die Corallenpflantzen sind insgemeine mit einer steinigen, tartarischen Kruste oder Schale überzogen, wann sie aus dem Meere kommen, die ist voller gesternter, grober Löcherlein, und siehet grau oder röthlicht, löset sich leichtlich von dem Cörper der Pflantze ab. Sie mag vielleicht von dem Meerschaum entstehen, welcher sich an die Corallen anleget, und darauf zum Steine wird. Dem sey nun wie ihm sey, es wird ein spiritus urinosus, oleum und eine ziemliche Menge sal volatile alkali draus destilliret und gezogen, welches dem flüchtigen Hirschhornsaltze gar gleich kommet.
Sehr selten kommt der Wurm in die Corallen und zerfrisset sie, doch giebt es der Exempel, wie dann in Cabineten unter andern Seltsamkeiten, einige Corallenzincken aufgehoben werden, welche von den Würmern an und durchgefressen worden.
Zur Artzney werden die rothen Corallen den weissen vorgezogen, und das ihrer Tinctur und Farbe wegen, als welche eine gar sehr grosse und blutreinigende Kraft haben soll, wie ingleichen das Hertze zu erfrischen und zu stärcken, da doch diese rothe Farbe blos in einer gar geringen Menge hartziger Materie bestehet, die wenig zu bedeuten hat. Dahero können die weissen Corallen so gute Würckung bey den Kranckheiten thun, dazu sie gebraucht werden, als wie die rothen. Sie sind alkalische Materien, und dienen die scharffen, allzu sauren salia im Leibe zu absorbiren und milder zu machen. Man mag nachsehen, was ich in meinem Buche von der Chymie davon gemeldet habe.
Zu einem gantz subtilen Pulver gerieben sind sie dienlich den Durchlauff zu stillen, und das bluten;[343] auch das Zäpflein und den Magen von der Schärffe zu befreyen, dieselbige zu corrigiren und zu lindern. Die dosis ist von acht Gran bis auf ein halbes Quintlein.
Wann die Corallen wol gebrannt und gepülvert worden sind, so kan man mit einem Messer, das mit einem Magnet bestrichen ist, eine gantze Menge kleiner Eisentheilgen heraus bringen.
Corallum und Corallus kommen von κορὴ ἁλὸς, virguncula maris, ein Seerüthlein, weil die Corallen in der See kleine Aestlein oder Rüthlein zu treiben pflegen.
Lithodendrum kommt von λίϑος, lapis, ein Stein, und δένδρον, arbor, ein Baum, ob solte es heissen, ein Baum von Stein, ein steinerner Baum.
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